Deutsch Perfekt 2010-02

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DEUTSCH perfekt

2/2010

WWW.DEUTSCH-PERFEKT.COM

LEARN GERMAN ESTUDIAR ALEMÁN APPRENDRE L’ALLEMAND IMPARARE IL TEDESCO NAUKA NIEMIECKIEGO УЧИМ НЕМЕЦКИЙ ALMANCA Ö G˘ RENMEK 2/2010 FEBRUAR

DEUTSCH

perfekt EINFACH

SPRACH-SERVICE 2 Sprechen: beim Friseur 2 Grammatik: können, müssen 2 Übungen, Übersetzungen 2 800 Wort-Erklärungen

DEUTSCH LERNEN

test: welcher lerntyp sind sie?

essen und ruhr 2010 Europäische Kulturhauptstadt

provinz Das Sterben der Dörfer

essen und ruhr 2010 deutsche provinz interview: günter wallraff deins! interview: jan delay

02

Deutschland: € 5,90 Schweiz: sfr 10,00 A B E F FIN GR I L NL SI: € 5,90 ●

4 196828 505905















WELCHER LERNTYP SIND SIE? ●

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National.

International.

Sprachen machen den Unterschied. + Spotlight – Mit Sicherheit Englisch sprechen. + Business Spotlight – Englisch für den Karrieresprung. + Spot on – Mit Englisch in der Schule punkten. + Deutsch perfekt – Deutsch auf dem leichten Weg. + ADESSO – la Dolce Vita! + Écoute – Savoir-vivre! + ECOS – un mundo nuevo!

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07.01.2010

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EDITORIAL MITTEL

Für eine Sammlung, die komplett begeistert.

LERNEN LERNEN Wie merken Sie sich eine besonders schwierige Verbkonjugation? Eine, die Sie immer wieder vergessen? Ich denke da gerne an einen Spaziergang. Jede Station des Spaziergangs steht dann für eine Verbform. Barbara Kerbel, die diesen Monat die Titelgeschichte geschrieben hat, macht das ein bisschen anders. Sie geht lieber selbst spazieren und wiederholt dabei den Stoff. Als sie mit ihrem Interviewpartner, dem Sprachlehrforscher Rüdiger Grotjahn, darüber sprach, lachte der Professor: „Ich mache es genauso. Ich lasse mir den Wind um die Nase wehen und denke über alles noch einmal nach.“ Beide sind vielleicht sogenannte motorische Lerntypen, die Informationen besonders gut verarbeiten, wenn sie dabei gleichzeitig etwas tun. Wissen Sie, wie Sie am besten lernen? Bestimmt haben Sie da eine Idee. Vielleicht wissen Sie es bald noch ein bisschen besser: Mit unserem Lerntypentest können Sie herausfinden, wie Sie am effektivsten lernen. Machen Sie den Test (ab Seite 26) – und probieren Sie danach aus, welche Lerntechnik für Sie besonders gut funktioniert!

FOTO: GERT KRAUTBAUER

Wir haben viele Tipps für Sie, nicht nur zu Lerntechniken. Für dieses Jahr haben wir auch einen besonderen Reisetipp: Waren Sie schon einmal in Essen? Die Stadt ist 2010, zusammen mit 52 anderen Städten im Ruhrgebiet, Europäische Kulturhauptstadt. Das überrascht viele, die beim Ruhrgebiet immer noch vor allem an graue Häuser und Kohle denken. Warum die drittgrößte

stehen für hier: ≈ Symbol sein für die Titelgeschichte, (längerer) Text in einer Zeit-n schrift, zu dem es auf der ersten Seite ein Bild gibt der St¶ff, -e hier: Lerninhalt der SprachlehrPerson, die das Thema Spraforscher, chenlernen und -unterrichten systematisch untersucht s“ch den W“nd ¢m nach draußen gehen, spazierengehen die Nase wehen l„ssen ver„rbeiten hier: verstehen und sich merken herausfinden hier: entdecken Material zum Heizen die Kohle dafür hier: im Gegensatz dazu bieten hier: etwas Besonderes anbieten

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europäische Metropolregion nur noch wenig Kohle, dafür aber sehr viel Kultur bietet, berichtet Sebastian Züger ab Seite 14.

Ihnen fehlt noch ein Jahrgang Ihres Magazins, Ihres Übungsheftes oder Ihrer Audio-CD? Bestellen Sie ihn doch direkt bei uns in Kombination mit dem praktischen Sammelordner oder der Sammelbox. Schön, wenn endlich alles komplett ist! + Die Jahrgänge: Bestellen Sie den Jahrgang Ihrer Wahl. Wir liefern gerne, solange der Vorrat reicht. + Der Sammelordner: Die ideale Aufbewahrung für einen Jahrgang. Die Hefte werden in zwölf Metallstäbe eingehängt und können dann wie ein Buch gelesen werden. + Die Sammelbox: Für den schnellen Zugriff. Das stabile Aufbewahrungssystem kann Jahr für Jahr erweitert werden.

Die Sammelbox

Der Sammelordner Jörg Walser Chefredakteur

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DIE THEMEN DES MONATS FEBRUAR 2/10

6 Kurz & knapp



WELCHER LERNTYP SIND SIE?

Zahlen und Fakten, Namen und Neues

LEICHT

11 Mein erster Monat

Hubert Pollet in Landau in der Pfalz 12 Menschen des Monats

Leute, über die man spricht

LEICHT



MITTEL

20 Ja oder Nein?

Streit-Thema: Wildtiere im Zirkus verbieten? 22 Nachrichten

Aus Deutschland, Österreich und der Schweiz 24 Kommentare

Meinungen und Sprachspiele aus der Presse 43 Mein Tag



Ein Tag mit der Lehrerin Sybille Kohrs

SCHWER

MITTEL SCHWER

MITTEL SCHWER

LEICHT

46 Mein Deutschland-Bild

Hermann Bredehorst über das Berliner Pallasseum

LEICHT

48 Der Blick von außen

Hasnain Kazim über das Ankommen

SCHWER

50 Ein Bild und seine Geschichte

Die Dresdner Semperoper

MITTEL

26 Der eine lernt besonders gut, wenn er etwas hört;

52 Tatort

Hier passiert’s: die Hundeschule 54 Interview: Günter Wallraff



Der Journalist über Rassismus in Deutschland

MITTEL

SCHWER

der andere, wenn er etwas liest. Jeder Mensch lernt anders. Welcher Lerntyp sind Sie? Machen Sie unseren Test und finden Sie heraus, wie Sie noch effektiver Deutsch lernen können! MITTEL

SCHWER

Miltenberg • Graubünden • Andernach • Wilder Kaiser-Brixental

LEICHT

64 Kulturtipps

Konzerte • Kino • Ausstellungen • neue Bücher

MITTEL

66 Kolumne

Andrea Benda über Türken und Deutsche

MITTEL

67 Nächsten Monat

… in Deutsch perfekt

MITTEL

68 Schlussworte

Was Menschen noch zu sagen haben MITTEL

DIE JUNGEN SEITEN VON DEUTSCH perfekt Interview: Jan Delay • Vegetarisch leben • Wohngemeinschaften • E-Mail aus Berlin • Sag mal: Wovor hast du Angst? LEICHT

4

58 LEBEN IN DER PROVINZ In der deutschen Provinz wird es einsam. Immer weniger Menschen leben dort. Viele junge Leute ziehen lieber vom Dorf in die Großstadt. Aber es gibt auch Menschen, die gerne auf dem Land leben. Doch das Leben wird dort immer schwieriger.



DEUTSCH perfekt

MITTEL

2/10

TITELFOTO: FOTOLIA/YURI ARCUS; FOTOS: MAURITIUS IMAGES/IMAGEBROKER/JOCHEN TRACK, ARTHUR CUPAK; FOTOLIA/KASIENKA; UNIVERSAL MUSIC/GULLIVER THEIS



63 Reisetipps

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LEICHT

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9:34 Uhr

Texte auf Stufe A2 des GER

MITTEL

Seite 5

Texte auf Stufe B1 des GER

SCHWER

Texte auf den Stufen B2 bis C2 des GER

GER Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen

IN DIESEM HEFT: 17 SEITEN SPRACHSERVICE 26 Welcher Lerntyp sind Sie?

Machen Sie den Test! 31 Mahlzeit!



MITTEL SCHWER



Serie: Neues von der Familie Lang

MITTEL

32 Übungen zu den Themen des Monats

Mehr Sicherheit mit Wörtern und Texten

LEICHT MITTEL SCHWER

34 Wortschatz

Diesmal: im Fernsehstudio 35 Schreiben • Sprechen • Verstehen

Valentinstag • beim Friseur • Börsennachrichten



SAMMELKARTEN

37 Raten Sie mal!

Zwei Rätsel zu den Themen des Monats

LEICHT LEICHT MITTEL SCHWER LEICHT MITTEL

38 Grammatik

Subjektive Aussagen mit Modalverben

SCHWER

39 Gesehen & gelesen

14 KULTURHAUPTSTADT 2010 Für ihre Industrie ist die Stadt Essen bekannt, genau wie der Rest des Ruhrgebiets. In diesem Jahr wird die Stadt aber nicht für ihre Industrie gefeiert, sondern für ihre Kultur: als Kulturhauptstadt Europas – zusammen mit 52 anderen Orten in der Region. Wieso eigentlich? MITTEL

Kreative Texte in der Werbung; plus: Comic

MITTEL

40 Unsere Produkte • Lösungen

Die Deutsch-perfekt-Produkte im Februar • Lösungen der Übungen 41 Starthilfe • Gut zu wissen Extra-Service Übersetzungen in Englisch, Spanisch,

Französisch, Italienisch, Polnisch, Russisch, Türkisch



LEICHT MITTEL

LESEN & HÖREN Interviews und Texte mit diesem Symbol können Sie hören: am Telefon oder im Internet. Diesmal:

12 Menschen des Monats

Der Skifahrer Daniel Albrecht

MITTEL

54 Günter Wallraff

Der Journalist über seine Arbeit

SCHWER

(6 deins! Fünf Punkte Die Wohngemeinschaft

LEICHT

MEHR ALS 800 ERKLÄRUNGEN VON SCHWIERIGEN WÖRTERN



lockere Umgangssprache negativ Vorsicht, vulgär! ungefähr, etwa



Gegenteil von ... langer, betonter Vokal kurzer, betonter Vokal ¢ , ¿er Plural-Formen o

LERNEN MIT Deutsch perfekt-PRODUKTEN Deutsch perfekt Audio: der Trainer für Hörverständnis und Aussprache, auf CD oder als Download (siehe Seite 19). Achten Sie im Heft auf dieses Symbol! Zu diesen Artikeln können Sie Texte auf Deutsch perfekt Audio hören.



Deutsch perfekt Plus: 24 Seiten Übungen und Tests zu Wortschatz und Grammatik (siehe Seite 40). Deutsch perfekt im Unterricht: kostenlos für alle Lehrer, die Deutsch perfekt abonniert haben (siehe Seite 56).

JAN DELAY Angefangen hat Jan Philipp Eißfeldt alias Jan Delay 1998 mit Hip-Hop. Heute ist seine Musik cool und funky. Im deins!-Interview spricht der Hamburger über Stress im Show-Geschäft, seinen Stil und über alte Musik, die wieder modern ist. LEICHT

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DEUTSCH perfekt

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KURZ & KNAPP LEICHT

EINE RUINE WIRD ZUR JUGENDHERBERGE Es ist 4,5 Kilometer lang und steht an einem der schönsten Strände Deutschlands: das Seebad Prora auf Rügen. Der Häuserkomplex ist eines der größten Monumente der Nationalsozialisten: Prora hat Platz für 20 000 Menschen (siehe Deutsch perfekt 4/2007). Die Nazis haben den Komplex zwischen 1936 und 1939 gebaut. Heute ist das Seebad eine Ruine. Seit vielen Jahren stehen die Häuser leer, vieles ist kaputt. Es hat schon viele Ideen gegeben, was man damit machen kann. Immer wieder wollte der Staat Teile von Prora verkaufen – ohne Erfolg. Jetzt werden die Pläne konkret: In einem der acht Häuser wird eine Jugendherberge gebaut. Der Landkreis Rügen finanziert die Bauarbeiten. Im Sommer 2011 können dort die ersten Urlauber übernachten, so ist der Plan. Bis jetzt haben wenige Menschen in dem Seebad Urlaub gemacht: Beim Beginn des Zweiten Weltkriegs waren die Häuser noch nicht ganz fertig. Im Krieg hat das Militär den Komplex benutzt. Später ist dort die Armee der Deutschen Demokratischen Republik eingezogen. In den 90er-Jahren hat es in der Ruine für kurze Zeit schon einmal eine Jugendherberge gegeben.

QUELLE: STATISTISCHES BUNDESAMT

888 Euro für Kleidung gibt ein deutscher Haushalt durchschnitt-

lich im Jahr aus. 456 Euro sind für Damenkleidung, 240 Euro für Herrenkleidung. 120 Euro gibt jeder Haushalt für Strümpfe und ähnliche Produkte aus und 72 Euro für Kinderkleidung. 6

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WO STEHT DAS AUTO? Parklücken gibt es in großen Städten nicht so oft. Erinnerungslücken gibt es viel öfter. Am Abend fährt man nach der Arbeit nach Hause und sucht einen Parkplatz. Aber ein Auto steht neben dem nächsten. Keine Lücke, kein Parkplatz. Deshalb sucht man immer weiter – und weiß am nächsten Tag nicht mehr, wo man sein Auto geparkt hat. Die Berliner Architektin Andrea Müller kennt das Problem. Sie hat eine einfache Lösung gefunden: eine persönliche Parkplatzerinnerung. Auf einer magnetischen Tafel sind die Straßen rund um das Haus aufgezeichnet. Es gibt ein kleines Auto, das auch einen Magneten trägt. Abends setzt man das Modellauto an der Stelle auf die Tafel, an der man sein Auto geparkt hat. Der Autoschlüssel kommt auch an die Tafel. Denn den sucht man leider auch oft. Eine Tafel, die zeigt, wo der Schlüssel liegt – das muss vielleicht nicht auch noch sein.

EINE RUINE WIRD ZUR JUGENDHERBERGE das Seebad, ¿er Ort: Dort kann man sich am Meer ausruhen. der Häuserkomplex mehrere Häuser bauen hier: Häuser machen leer stehen hier: keinen Mieter haben der Staat hier: Regierung der Erf¶lg, -e positives Resultat der L„ndkreis, -e mehrere Kommunen: Sie haben alle zusammen eine Administration. der Zweite ≈ Streit zwischen vielen W¡ltkrieg Nationen 1939 - 1945

der Haushalt, -e

VORSICHT, KRIMINELLE SENIORIN! Ihre Akte bei der Kriminalpolizei hat sehr viele Seiten. Seit 1956 ist eine heute 70-Jährige aus Aschaffenburg (Bayern) immer wieder kriminell geworden. Zum Beispiel im Krankenhaus. Immer wenn sie in der Klinik war, hat sie gestohlen: Geld, Schmuck und Handtaschen von anderen Patienten und medizinische Apparate. Auch in ihrem Seniorenheim hat sie immer wieder gestohlen. 55 Strafverfahren hat es gegen sie schon gegeben. Im Herbst ist die Seniorin wieder kriminell geworden. Erst hat sie im Aschaffenburger Krankenhaus wieder etwas gestohlen. Dann hat sie versucht, ihrer Nachbarin an der Bushaltestelle die Geldbörse aus der Tasche zu nehmen. Da war die Geduld von Polizei und Justiz am Ende: Die Frau sitzt jetzt im Gefängnis.

E-MAILS BITTE IN GUTEM DEUTSCH!

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DEUTSCH perfekt

WO STEHT DAS AUTO? die P„rklücke, -n freie Stelle: Dort kann man ein Auto parken. die Er“nnerungs- ≈ freie Stelle in der Erinnerung: lücke, -n Dort fehlt eine Erinnerung. die Tafel, -n hier: dünnes Stück aus hartem Material: Man schreibt auf ihm. r¢nd ¢m in der Nähe von aufzeichnen hier: mit einem Stift eine Karte machen auf VORSICHT, KRIMINELLE SENIORIN! die [kte, -n Sammlung von Dokumenten zu einer speziellen Sache gestohlen Part. II von: stehlen = etwas nehmen, was jemand anderem gehört der Schm¢ck schönes Ding: Man trägt es am Finger oder am Ohr. das Seniorenheim, Haus mit vielen Apartments -e oder Zimmern für Senioren das Strafverfah- ≈ Untersuchung bei einer ren, offiziellen Institution: Sie gibt eine Strafe, wenn man etwas Kriminelles gemacht hat. (die Strafe, -n ≈ Sanktion, weil man etwas Böses gemacht hat) die Ged¢ld hier: ≈ Ruhe, Toleranz „m ]nde sein hier: verlieren das Gefængnis, Haus: Dort müssen Kriminelle -se bleiben. E-MAILS BITTE IN GUTEM DEUTSCH! das Ergebnis, -se Resultat der N¢tzer, hier: Person: Sie benutzt das Internet. der Betr¡ff, -s hier: Inhalt von einer E-Mail: Darüber will man schreiben. die [nrede hier: Begrüßung im Brief

ÜBERSETZUNGEN IN SIEBEN SPRACHEN AUF SEITE 41/42

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FOTOS: PICTURE-ALLIANCE/DPA; FOTOLIA/A. RODRIGUEZ, M. WINZER; WWW.WO-STEHT-DAS-AUTO.DE

86 Prozent der Deutschen ärgern sich über E-Mails in schlechtem Deutsch. Das ist das Ergebnis des Instituts Ears and Eyes, das fast 1500 Deutsche gefragt hat. Nur 63 Prozent der jungen Internet-Nutzer finden orthografische oder stilistische Fehler bei der digitalen Kommunikation nicht so schlimm. Ältere Deutsche wünschen sich korrekte E-Mails: Die Wörter müssen richtig geschrieben sein. Auch die Grammatik muss stimmen. Im Betreff der E-Mail muss eine kurze Information über den Inhalt stehen. Die E-Mail muss am Anfang eine Anrede haben, zum Beispiel „Sehr geehrter Herr Müller“ oder „Liebe Frau Schmitt“ und am Ende einen Gruß. Das kann zum Beispiel „Mit freundlichen Grüßen“ oder „Liebe Grüße“ sein.

d¢rchschnittlich der Str¢mpf, ¿e ähnlich

888 hier: Personen: Sie leben zusammen in einer Wohnung oder einem Haus. ≈ meistens: Das ist normal. Kleidungsstück für den Fuß fast gleich

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POST VON EINEM TOTEN

POST VON EINEM TOTEN der Tod von: tot versch“cken ≈ schicken der [bschied, -e hier: letzte Worte f¡stlegen hier: sagen, wünschen die SMS, kurz für: Short Message Service ≈ kurzer Brief: Man schickt ihn mit dem Handy. die VideobotE-Mail: Sie hat ein Video schaft, -en zum Inhalt.

heißt ¡s die Weiberfastnacht

heiß r¢nd ¢m

DER GUTE TIPP hier: ist das Motto Donnerstag vor dem Karnevalswochenende. An ihm regieren Frauen in Kostümen symbolisch im Rathaus. hier: intensiv hier: mit einer Verbindung zu

GUTEN APPETIT! der Hot¡l- und hier: Buch: Es empfiehlt gute Restaurantführer, - Hotels und Restaurants. die Auszeichnung, hier: Symbol für gute Küche -en (die K•che hier: Kochen) die D“chte hier: Zahl

der Mauerfall

3 FRAGEN hier: Öffnung der Grenze zwischen dem kommunistischen Osteuropa und dem Westen nächster Teil von einer Serie

die F¶rtsetzung, -en hinterl„ssen hier: ≈ als Geschenk geben die Gesch“chte, -n hier: Erzählung

Ein Mensch stirbt. Wenige Tage nach seinem Tod bekommen seine Verwandten, Freunde, Kollegen und Bekannten plötzlich eine E-Mail. Von dem Toten. Eine seltsame Idee. Aber genau diesen Service bietet eine Schweizer Firma an: finalpopup.com verschickt nach dem Tod eines Menschen Abschieds-E-Mails an dessen Freunde. Für den Service muss sich dieser Mensch vor seinem Tod bei der Firma angemeldet haben. Bei der Anmeldung kann man festlegen, wer welche Mail bekommen soll. Man speichert die Adressen und den Text der Mails. Die Firma bekommt Geld für den Service. Auf Wunsch kann man auch SMS, Videobotschaften oder ganz normale Briefe verschicken lassen. Als Abschiedsgrüße eines Toten.

DER GUTE TIPP Am 11. Februar heißt es auf den Straßen Kölns wieder „Kölle Alaaf“. Dann ist Weiberfastnacht. In der Domstadt beginnt die heiße Phase des Karnevals. Nicht nur in Köln, auch in vielen anderen Städten feiert man im Februar Karneval. Auf der Internetseite www.karneval.com gibt es einen Karnevalskalender. Dort stehen die Termine von Partys, Shows, dem Straßenkarneval und vielen Veranstaltungen rund um den Karneval – von Aachen bis Thüringen.

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GUTEN APPETIT! Wo isst man in Deutschland am besten? Die bekanntesten Hotel- und Restaurantführer, Gault Millau und Guide Michelin, haben wieder deutsche Restaurants getestet. Die Tendenz ist klar: Im Westen und im Südwesten Deutschlands können Restaurantgäste am besten essen. In diesen Regionen gibt es die meisten Restaurants mit den höchsten Auszeichnungen und den kreativsten Köchen. Ostdeutschland hat kulinarisch besonders wenige Auszeichnungen bekommen. Am besten isst man in den Millionenstädten Berlin, Hamburg und München. Dort gibt es die höchste Dichte an guten Küchen und guten Köchen.

3 FRAGEN an David Weinberger (35), Direktor des Berliner Hotels Bleibtreu. Im Bleibtreu wohnen Autoren, ohne zu zahlen.

Welcher Autor wohnt denn bei Ihnen im Hotel? Zuletzt hat der ungarisch-serbische Autor László Végél bei uns gewohnt. Auch der australische Autor Robert Gray und die argentinische Autorin Elsa Osorio haben schon bei uns im Hotel gewohnt. Vor 20 Jahren, kurz nach dem Mauerfall, war László Végél schon einmal in Berlin und hat darüber geschrieben. Jetzt hat er eine Fortsetzung dieses Textes geschrieben. Er hat in unserem Hotel auch aus seinem Text gelesen und ihn uns hinterlassen.

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Der österreichische Autor Joseph Roth wohnte fast ein Leben lang in Hotels. Warum kann man da so gut schreiben? Das müssen Sie die Autoren fragen. Vielleicht kann man gut schreiben, wenn man weit weg von seinem normalen Leben ist, weit weg von seinem normalen Kontext. Vielleicht gibt es so auch mehr Inspiration. Der Ort inspiriert die Autoren. László Végél schreibt in einem Text zum Beispiel auch über die Bleibtreustraße. In der Bleibtreustraße wohnen noch andere Autoren, die Freunde von Végél sind. In der Bleibtreustraße steht aber auch unser Hotel. Es ist schön, etwas über diese Orte zu lesen.

FOTOS: FOTOLIA/J. STUMPF, ITSALLGOOD, CHANTALS.; HOTEL BLEIBTREU (2)

Heißt das: Ihre schreibenden Gäste zahlen nicht mit Geld, sondern mit Geschichten? Das kann man so sagen. Die Autoren wohnen vier bis sechs Wochen bei uns und hinterlassen dann einen Text. Das sind dann die Gute-Nacht-Geschichten für unsere Hotelgäste. Es wird auch bald ein Buch mit allen Texten unserer schreibenden Gäste geben. Die Autoren haben auch einen Blog auf der Internetseite literaturraum.de.

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EIN SORGENTELEFON FÜR MUSLIME Viele Menschen sind manchmal alleine und sehr traurig. Oder sie haben Probleme, über die sie mit niemandem sprechen können. Ihnen kann die Telefonseelsorge helfen. An den Telefonen sitzen ehrenamtliche Mitarbeiter der evangelischen und katholischen Kirche (siehe Deutsch perfekt 8/2008). Jetzt gibt es auch ein Seelsorge-Telefon speziell für Muslime. Alle Helfer sind Muslime. Sie helfen bei allen möglichen Problemen, zum Beispiel bei Streit mit dem Partner oder Schwierigkeiten am Arbeitsplatz. Religiöse Fragen können die 22 Mitarbeiter nicht beantworten. Die Zentrale der muslimischen Telefonseelsorge ist in Berlin. Die Helfer sind jeden Tag von 16 Uhr bis Mitternacht unter der Telefonnummer 030/4 43 50 98 21 zu erreichen. Den Service gibt es seit Mai 2009. Mehr als 800 Menschen haben die Nummer in den ersten sechs Monaten gewählt. Bald kann man die muslimische Telefonseelsorge zwölf Stunden am Tag erreichen.

SCHÖN ODER SCHRECKLICH?

EIN SORGENTELEFON FÜR MUSLIME die Telefonseel- hier: Hilfe und Beratung sorge per Telefon ohne Bezahlung ehrenamtlich der M“tarbeiter, - hier: Person: Sie arbeitet für die Telefonseelsorge. „llen möglichen hier: vielen verschiedenen die Schwierig≈ Probleme keiten Pl. be„ntworten antworten auf die M“tternacht 24:00 Uhr SCHÖN ODER SCHRECKLICH? ≈ speziell ≈ unwichtig

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Ich habe gelernt, was ich für das Leben brauche. 44 %

QUELLE: TNS EMNID

vor „llem ¢nnütz

Wenn sich die Deutschen an ihre Schulzeit erinnern, denken sie:

Die Schulzeit war die schönste Zeit des Lebens.

17 %

Ich denke vor allem an Mitschüler und Lehrer.

16 %

Ich war froh, als die Schulzeit vorbei war.

14 %

Ich habe meistens nur unnützes Wissen gelernt.

4%

Ich habe fast alles vergessen.

3%

FOTOS: FOTOLIA/D.SALCHER, LU-PHOTO

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MEIN ERSTER MONAT

HUBERT POLLET IN LANDAU IN DER PFALZ HEIMAT: ALTER: BERUF: ERSTER MONAT: HOBBYS:

n einem kalten Wintertag habe ich in einem Café eine heiße Schokolade bestellt. Ich war ganz neu in Deutschland und mir war sehr kalt. Und was hat mir der Kellner gebracht? Eine Eisschokolade! Zuerst habe ich gedacht: Das ist ein Scherz! Aber dann habe ich verstanden: Wenn ich „heiß“ sage, hört man „Eis“. Denn im Französischen gibt es kein „h“. Meine Freunde haben sehr gelacht, dann musste ich auch lachen. Es ist mir am Anfang oft passiert, dass die Leute mich nicht verstanden haben. Aber ich habe gleich einen Deutsch-Intensivkurs gemacht. Das hat sehr geholfen. Ich komme aus Lille. Nach dem Studium bin ich zu meiner Freundin nach Deutschland gegangen. Sie hat zu der Zeit in Landau in der Pfalz studiert. Ich habe bei ihr in der WG

A

Freundin. Deshalb habe ich meine Freunde in Frankreich manchmal sehr vermisst. Trotzdem hat es mir in Deutschland gleich sehr gut gefallen. Nach dem Sprachkurs am Vormittag hatte ich viel Zeit, die Region um Landau kennenzulernen. Landau liegt an der Deutschen Weinstraße. Dort ist es immer ein bisschen wärmer als in den anderen Teilen Deutschlands. Deshalb kann der Wein dort so gut wachsen. Die Landschaft ist sogar ein

französischen Käse. Den hatte ich vermisst! Bayern ist genauso schön wie die Pfalz. Hier gibt es zwar keinen Wein, aber gutes Bier. Man hat die Berge und viele Seen. Und seit ich Rugby in einem Verein spiele, habe ich endlich auch mehr männliche Freunde!


15

FOTOS: LOOK-FOTO/AGE FOTOSTOCK; SEBASTIAN ZÜGER

Zeche Zollverein, Gasometer Oberhausen, Dortmunder U – alte Industriegebäude werden zu Kulturzentren. Zeche war er 1986 genauso dabei wie bei ihrem späteren Umbau zu einem Kulturzentrum. 2001 erklärte die UNESCO die früher modernste Zeche der Erde zum Weltkulturerbe. Heute ist auf dem rund 100 Hektar großen Areal zum Beispiel ein internationales Tanzzentrum, ein

hier: teilnehmen Gänge und technische Konstruktionen unter der Erde für den Bergbau (der B¡rgbau Suchen und Herausholen von z. B. Salz und Metallen aus einem Berg) die Kokerei, -en ≈ Fabrik, in der aus Kohle Material zum Heizen (Koks) gemacht wird (die Kohle, -n brauner oder schwarzer Stein, der sich durch tote Pflanzen in der Erde formt) die Bohrung, -en von: bohren = mit einer Maschine ein Loch machen der Eindruck, ¿e hier: Idee, Ahnung gr•nden starten der Fœrderturm, ¿e technische Konstruktion, mit der man Arbeiter und Material transportiert die Mehrheit bes“tzen den größten Teil besitzen „n von die Eisenbahngesell- ≈ Firma, die Transporte schaft, -en mit dem Zug anbietet entstehen hier: beginnen die Maschinerie, -n System aus vielen Maschinen der Stahlkocher, Person, die beruflich Stahl herstellt (der Stahl Metall, das man hart gemacht hat) die W„rtung, -en Kontrolle bei einer Maschine, ob alles richtig funktioniert und, wenn nötig, Reparatur die Schließung, -en von: schließen = hier: mit der Produktion aufhören der }mbau, -ten von: umbauen = anders bauen, ändern das W¡ltkulturerbe Gebäude und Städte in aller Welt, die man für die Menschen in Zukunft schützen soll der H¡ktar, Größe: 1 Hektar = 10 000 Quadratmeter „ntreten die Z¡che, -n

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Zentrum für Kreativwirtschaft – und die längste frei stehende Rolltreppe Deutschlands. Das freut besonders die Kinder. Eltern interessieren sich meistens mehr für die Ausstellung über die Geschichte des Ruhrgebiets. Pünktlich zum Start ins Kulturhauptstadt-Jahr wird sie im Ruhr Museum Essen eröffnet, das auch auf dem Zechenareal liegt. Seine Besucher können alles über Gegenwart und Vergangenheit der Region lernen. Ein Film in 360-Grad-Optik Treppe, die automatisch fährt zum ersten Mal öffnen Zeit, die jetzt ist hier: aus der Erde holen hier: funktionieren von: reich sich verbinden Einwohner z. B. Benzin, Diesel; hier auch: Idee, wie es weitergehen kann aus der Krise führen die Krise beenden die Erk¡nntnis, -se hier: ≈ das Verstehen die Entw“cklung, -en Änderung einer Situation hier: die Landschaft an einem Fluss die Renaturierung, -en wieder so machen, wie sie früher war der Imagewandel Änderung des Images die Staublunge, -n hier: sehr schmutzige Region die grüne L¢nge, -n hier: Region mit viel Natur bewæltigen eine schwierige Aufgabe lösen v¶n v¶rnherein von Anfang an, sofort das Aushängeschild, Person oder Sache, die man öffent-er lich zeigt, um eine positive Meinung zu bekommen s“ch d¢rchsetzen hier: gewinnen s“ch präsentieren ¢nter sich zeigen als die M„rke, -n hier: ≈ Name s“ch die Augen reiben hier: überrascht sein die Vielfalt hier: großes kulturelles Angebot übersehen nicht sehen die Äußerung, -en hier: ≈ Angebot zählen zu Teil sein von vertreten hier: verantwortlich sein für ¢ngewöhnlich hier: speziell ¡cht hier: original die F„chhochschule, ≈ spezielle Universität für eine -n Ausbildung z. B. im technischen Bereich bodenständig hier: ≈ durchschnittlich, normal ¶ffen hier: ≈ interessiert an neuen Ideen die R¶lltreppe, -n erœffnen die Gegenwart „bbauen laufen der Reichtum, ¿er verschm¡lzen der Bewohner, der Treibstoff, -e

Essen Im Zentrum des Reviers

zeigt das moderne Lebensgefühl der Menschen aus dem Ruhrgebiet, in dem der Bergbau für die meisten nur noch eine Erinnerung ist. Nur in Bottrop, Kamp-Lintfort, Herten und Hamm wird heute noch Kohle abgebaut. Aber auch diese wenigen Zechen wären ohne Geld vom Staat schon lange geschlossen. Das Problem ist nicht die Qualität der Kohle. Es gibt auch noch genug davon, sagt Seifert und zeigt auf den Boden: „Da liegt noch Kohle für 150 Jahre.“ Aber ihr Preis ist zu hoch, weil sie zu tief liegt. Mit jedem Meter mehr steigen die Kosten. „In der Zeche Zollverein wurde die Kohle am Ende aus mehr als 1000 Metern Tiefe hochgeholt“, sagt Seifert. Das ist zu teuer. Die Maschine Ruhrgebiet funktionierte seit den 60er-Jahren immer schlechter. Durch die Kohle war sie mehr als 100 Jahre sehr gut gelaufen. Mehr als fünf Millionen Menschen waren wegen des industriellen Reichtums aus ganz

Früher Industrie, heute Museum Das Dortmunder U

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Europa in das Ruhrgebiet gekommen. Dörfer wie Duisburg, Bochum, Dortmund und auch Essen waren zu Großstädten geworden und zu einer Megacity verschmolzen. Der „Pott“ oder das „Revier“, wie seine Bewohner das Ruhrgebiet nennen, ist heute die größte Metropolregion Deutschlands und die drittgrößte Europas. Durch das Ende der Zechen standen Millionen Arbeiter vor einer unsicheren Zukunft. Die Maschine brauchte einen neuen Treibstoff. Aus der Krise führte die Erkenntnis, dass man als Region mehr bewegen kann als eine Stadt allein. Diese positive Entwicklung begann vor 20 Jahren mit der Renaturierung der Emscher. Der kleine Fluss fließt von Dortmund durch das ganze Ruhrgebiet in den Rhein. In den besten Zeiten des Bergbaus war er der schmutzigste Fluss Deutschlands. 1989 aber – als eine Zeche nach der anderen geschlossen wurde – kooperierten 17 Kommunen bei der Internationalen Bauausstellung Emscher Park. Sie investierten rund 2,5 Milliarden Euro in 120 Projekte. So auch in den Emscher Landschaftspark, der auf insgesamt circa 450 Quadratkilometern durch den Pott geht. Damit begann der Imagewandel des Ruhrgebiets: von der Staublunge zur grünen Lunge. Auch die Zeche Zollverein konnte nur durch eine Kooperation der Ruhrgebietskommunen zu einem Kulturzentrum werden. „Das wäre von einer Stadt wie Essen allein nicht zu bewältigen DEUTSCH perfekt

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Kulturhauptstadtprogramm zählt.“ Schilha vertritt eines der ungewöhnlichsten Projekte der Ruhr 2010. „2 - 3 Straßen“ ist eine Ausstellung mit echten Straßen, echten Häusern und echten Menschen. In Dortmund, Mülheim und Duisburg macht der Installationskünstler Jochen Gertz dieses Experiment, das das ganze Jahr 2010 dauern wird. In Duisburg zum Beispiel sind es 22 Wohnungen in der Sankt-Johann-Straße, in denen die Ausstellungsteilnehmer von Januar bis Dezember wohnen. Sie müssen keine Miete zahlen, dafür aber über ihre Erfahrungen in diesem für das Revier typischen Stadtteil schreiben. Am Ende soll daraus ein Buch werden. So viel kann man jetzt schon sagen: Es wird ein dickes Buch. Einer seiner Autoren wird Martin Gensheimer sein. Der 31-Jährige hat gerade sein Studium als Fotodesigner an der Dortmunder Fachhochschule beenKultur statt Gas Das Gasometer Oberhausen

DAS PROGRAMM DER RUHR 2010 300 Projekte und mehr als 2500 Veranstaltungen stehen im offiziellen Programm der Ruhr 2010, das aus drei zentralen Themenbereichen besteht: „Mythos Ruhr“ will erklären, was die Region ausmacht. „Metropole gestalten“ sucht nach neuen Formen des Zusammenlebens. „Europa bewegen“ stellt die Frage nach der Zukunft des Kontinents. Außerdem gibt es viele andere Angebote aus den Bereichen Kunst, Theater, Musik und Sprache. Am einfachsten ist es, sich in einem der fünf Besucherzentren zu informieren. Egal, ob Oberhausen, Essen, Duisburg, Dortmund oder Bochum – an jedem Ort gibt es genug zu entdecken. Außerdem stehen alle 52 Städte (außer Essen) eine Woche lang speziell im Fokus. Im Mai wird die Aktion „Schacht-Zeichen“ zehn Tage lang mit 400 großen gelben Ballons die Topografie der früheren Fördertürme zeigen. Am 18. Juli wird die Autobahn 40 zum „Stillleben Ruhrschnellweg“. Auf einer Länge von 60 Kilometern feiert das Ruhrgebiet dann eine gigantische Party. hier: charakteristisch sein für hier: organisieren, planen ≈ Ball mit dünner Haut aus elastischem Material, der mit Luft gefüllt ist der Fœrderturm, ¿e technische Konstruktion, mit der man Arbeiter und Material transportiert das St“llleben, Bild, das Gegenstände, Früchte und Blumen zeigt; hier: Bild, das die Region Ruhrgebiet zeigt

ausmachen gest„lten der Ballon, -s/-e

FOTOS: STADTBILDSTELLE ESSEN; PICTURE-ALLIANCE/DPA; MANFRED VOLLMER

gewesen“, sagt Ute Durchholz von der Zeche Zollverein. Zehn Jahre dauerte der EmscherUmbau. Die Region bekam Lust auf mehr. Schon 2001 sprachen die Kulturpolitiker der Ruhrstädte zum ersten Mal über eine Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas, berichtet Jürgen Fischer, der heutige Projektkoordinator des Kulturhauptstadt-Jahres. Die Idee: Eine Stadt sollte für das ganze Ruhrgebiet antreten. „Essen stand dabei nicht von vornherein als Aushängeschild unserer Bewerbung fest“, erinnert sich Fischer. „Die Stadt musste sich erst gegen Bochum durchsetzen.“ Seit sich die Kulturhauptstadt-Jury 2006 für Essen entschieden hat, präsentieren sich die 53 Städte zwischen Xanten im Westen und Hamm im Osten unter einer neuen Marke: Ruhr 2010. In Bremen, Görlitz und Köln, die wie Essen in diesem Jahr alle gerne Kulturhaupt-

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»Die Schule, über die man spricht.« »...Einzelunterricht, Minigruppe, Fachsprachkurse.« »...firmeninterne Kurse.« »...interkultureller Austausch.«

stadt geworden wären, reibt man sich die Augen: Wie hat man diese kulturelle Vielfalt nur so lange übersehen können? Wenn das Ruhrgebiet als Europäische Kulturhauptstadt überhaupt ein Problem hat, dann das gigantische Programm: 300 Projekte und 2500 Veranstaltungen. Wenn auch, wie Christina Schilha sagt, „in einem Jahr wie diesem natürlich jede kulturelle Äußerung irgendwie zum 2/10

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det. Nun ist er auf der Suche nach einer künstlerischen Perspektive. In Duisburg glaubt er, sie gefunden zu haben. „Ich mag die Menschen im Pott“, sagt der Mann aus Hessen. „Die sind ehrlich, bodenständig und trotzdem sehr offen und neugierig.“ Durch seine Freundin, die aus Duisburg kommt, hat er in der Stadt schnell Kontakt zu Künstlern gefunden. „Ich habe das Gefühl, dass >

»...Deutsch als Fremdsprache, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und weitere...« Kontakt: école nicole – Schule für Sprachen Nicole Schonlau Alfredstraße 182 · 45131 Essen Tel.: 02 01.450 339 33 · Fax: 02 01.450 339 39 [email protected] · www.schule-fuer-sprachen.de

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ZUSAMMEN STATT GEGENEINANDER Im Ruhrgebiet gibt es besonders viele Museen für moderne Kunst. 20 von ihnen kooperieren als „Ruhr-KunstMuseen“. „Das ist eine bemerkenswert uneitle Geschichte“, sagt Heike Kropff vom Essener Folkwang-Museum. „Man streitet nicht ums Publikum, sondern berät regelgegenein„nder bem¡rkenswert ¢neitel (sein) die Gesch“chte, -n regelmäßig

Folkwang-Museum Aktuell zeigt es Bilder von vor 1933

s“ch verst¡llen „nderswo s“ch ausdenken n¢tzen seine R“chtigkeit haben stehen für erf“nden

hier: ≈ Symbol sein für hier: neue Ideen haben und Neues produzieren hier: Kontakt Intensität der Kontakte

hier: sehr (stark) ≈ positives Beispiel hier: Ort, an dem sich verschiedene Dinge verbinden hier: ≈ typische, regionale die Spezialität, -en Speise die Currywurst, ¿e warme Wurst mit CurryTomaten-Soße

der K¢nstvermittler, -

hier: Wirklichkeit werden lassen Person, die Kunst erklärt

das F¶rtbildungsprogramm, -e

verschiedene Kurse, um aktuelles und mehr Wissen zu bekommen

absolvieren

hier: bestehen, machen

die Menschen sich hier weniger verstellen als anderswo. Man kann mit ihnen reden und sich zusammen etwas ausdenken. Meistens passiert dann auch wirklich was.“ Die meisten Menschen in und um Essen haben den großen Wandel des Ruhrgebiets akzeptiert. Viele sind inzwischen stolz auf das neue Revier, wie Ruhr 2010-Koordinator Fischer erzählt: „Wenn Besuch kommt, kann man dem jetzt etwas zeigen.“ Die Zeche Zollverein ist nicht das einzige gelungene Beispiel, wo ein Industriedenkmal stehen bleiben konnte, weil es jetzt kulturell genutzt wird. Ähnlich bekannt sind auch das Gasometer in Oberhausen – der alte Gasspeicher ist heute ein Veranstaltungsort – und das Dortmunder U, ein Industriegebäude, das nun zum Kunstmuseum wird.

Sankt-Johann-Straße in Duisburg Die Straße wird zum Kunstobjekt

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auf die Beine st¡llen

Auch Jochen Seifert hat den Wandel der Zeche Zollverein akzeptiert. „Das hatte doch alles seine Richtigkeit“, sagt er. Er freut sich auf die nächsten Monate, wenn Essen als Europäische Kulturhauptstadt das neue Image des Ruhrgebiets nach außen zeigt: „Kultur durch Wandel. Wandel durch Kultur.“ Seifert selbst steht für dieses Motto wie kaum jemand sonst: Früher fuhr er als Ingenieur in die Tiefe, heute erzählt er Menschen aus aller Welt davon. Die Maschine mit dem Namen Ruhrgebiet, sie läuft also wieder: als Kulturmaschine. So neu ist das aber gar nicht. „Wir mussten nichts erfinden“, sagt Koordinator Fischer. Theater- und Opernhäuser, Kunst- und Kulturmuseen: „Die waren ja alle schon da.“ Neu war aber die Form der Vernetzung. „Der Vernetzungsgrad ist durch die Kulturhauptstadt-Initiative rapide gestiegen“, stellt Ute Durchholz von der Zeche Zollverein fest. „Das ist etwas, das bleiben wird.“ So könnte das Revier zum Vorbild werden für ein zusammenwachsendes Europa. Diese Idee gefiel auch der Jury der Europäischen Kulturhauptstadt: das Ruhrgebiet als historischer Schmelztiegel für Kohle, Stahl und viele verschiedene Kulturen. Auch die bekannteste kulinarische Spezialität des Reviers kommt nicht von dort: Die fürs Ruhrgebiet so typische Currywurst kam aus Berlin oder Hamburg (Currywurstfreunde streiten um die historische Wahrheit) an die Ruhr. < DEUTSCH perfekt

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FOTOS: MARC CHAGALL: DAS PURIM FEST, VG BILD KUNST, BONN 2009/FOTO GRAYDON WOOD; MUSEUM FOLKWANG/NMFE GMBH/ WOLF HAUG, 2009; 2-3 STRAßEN

die Vern¡tzung, -en der Vern¡tzungsgrad, -e rapide das Vorbild, -er der Schm¡lztiegel, -

sich anders zeigen, als man ist an anderen Orten sich überlegen ≈ benutzen richtig/passend sein

einer gegen den anderen hier: ≈ besonders sich selbst nicht so wichtig finden hier: Sache immer wieder

mäßig, wie man etwas zusammen auf die Beine stellen kann.“ Ein Ergebnis dieser Beratungen sind die „Collection Tours“ während der Ruhr 2010. Rund 100 Kunstvermittler haben dafür ein Fortbildungsprogramm absolviert. Es gibt Angebote für Schulklassen („Zweimal Kunst und zurück“) und Erwachsene („Tour Ost/West“, „Reisegespräche“). Außerdem verbinden ab März 2010 Busse die Museen.

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Wort für Wort bis an die Spitze.

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JA ODER NEIN? SCHWER

Wolfgang Apel ist Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.

Ist der Zirkus der richtige Ort für Tiger und Elefanten? Gegen Tiervorstellungen gibt es immer wieder Proteste. Viele Tierschützer und Politiker sind der Meinung, dass Wildtiere im Zirkus leiden.

JA

Wildtiere brauchen eine besondere Haltung. Dies ist unabhängig davon, ob es sich um Nachzuchten handelt, wie bei den meisten Tigern, oder ob sie wild gefangen wurden, wie fast alle Zirkuselefanten. Anders als Haustiere sind sie nicht domestiziert, das heißt, sie sind nicht an ein Leben mit Menschen gewöhnt. Das Leben im Zirkus, die Transporte und die Nähe zu den Menschen bedeuten für Wildtiere großen Stress. Der Auftritt in der Manege oder die Dres-

Wir fragten:

WILDTIERE IM ZIRKUS VERBIETEN?

sur kann ausreichende Bewegung und natürliches Sozialverhalten nicht ersetzen. Viele Zirkustiere haben keinen Kontakt zu Artgenossen. Sie haben nicht die Möglichkeit zu klettern, zu baden und sich artgerecht zu verhalten. Sie verbringen den Großteil des Tages in zu kleinen und

„Das Leben im Zirkus bedeutet für Wildtiere großen Stress.“ nur schlecht eingerichteten Käfigen oder Gehegen. Die in Programmheften oft gezeigten „großzügigen Außengehege“ gibt es leider nur selten. Vielen Besuchern bleibt die Realität allerdings hinter der schönen Zirkusfassade verborgen. Die Folgen des Zirkuslebens sind für die Tiere fatal: starke Gesundheitsschäden, schwere Verhaltensstörungen und erhöhte Sterblichkeit. In den letzten zehn Jahren starben in Deutschland mindestens 15 Zirkuselefanten einen zu frühen Tod oder sie mussten eingeschläfert werden. Die

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der St„nd verz“chten auf

hier: Wissen hier: freiwillig nicht haben

NEIN hier: Angestellter einer Organisation, der Informationen an die Medien gibt Organisation von Personen der Berufsverband, ¿e aus einem bestimmten beruflichen Bereich profitieren Vorteile haben geteilt werden v¶n hier: auch haben Person, die eine Sache der Befürworter, unterstützt übersehen nicht sehen Firma, die wissenschaftliche die Ges¡llschaft für Untersuchungen macht, Konsumforschung welche und wie viele Produkte gekauft werden das Raubtier, -e z. B. Panther, Tiger ... wissenschaftliche die Studie, -n Untersuchung „bwechslungsreich mit viel Variation/ Veränderung das Freigehege, hier: ≈ spezielles Areal in einem Zirkus für Tiere das Transp¶rtfahrzeug, -e Transportmittel hier: ein Argument sein spr¡chen gegen gegen streicheln hier: die Hand über die Haare von einem Tier bewegen aus nächster Nähe ganz nah einen Beitrag leisten zu etwas tun für Sympathien entstehen lasSympathien w¡cken sen der Pr¡ssesprecher, -

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FOTOS: DEUTSCHER TIERSCHUTZBUND; BERUFSVERBAND DER TIERLEHRER; FOTOLIA/WALTART

für die Kontrolle der Tierhaltung zuständigen Amtsveterinäre können die Bedingungen nicht ausreichend prüfen, denn hier gibt es nur wenige spezialisierte Tierärzte für Wildtiere. Tatsächlich existieren auch keine konkreten Regeln für die Haltung von Zirkustieren. Die Leitlinien vom Bundesministerium sind weder verbindlich noch auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft. In mehreren europäischen Ländern – in Finnland, Dänemark und Österreich – sind bestimmte Wildtiere in Zirkussen schon verboten. Dass es anders geht, beweisen auch einige Zirkusse, die schon erfolgreich auf Wildtiere verzichten.

JA Organisation mit dem Ziel, Tiere zu schützen die H„ltung hier: ≈ das Besitzen und Füttern von Tieren die Nachzucht, -en hier: Tierkinder von Tieren, die im Zoo oder Zirkus leben der Auftritt, -e hier: Situation, in der sich ein Tier vor Publikum zeigt die Manege, -n fanz. ≈ Arena ers¡tzen hier: an der Stelle einer Sache sein der Artgenosse, -n Individuum derselben Art artgerecht natürlich; ≈ so, wie es in der Natur auch ist der Käfig, -e Metallkonstruktion, in die man Tiere schließt das Gehege, ≈ spezielles Gebäude mit Garten für Tiere großzügig hier: sehr groß das Außengehege, hier: ≈ spezielles Areal in einem Zirkus für Tiere verb¶rgen bleiben versteckt sein fatal hier: schlimm die erhöhte St¡rblichkeit hier: höhere Zahl von toten Tieren einschläfern einem Tier eine große Menge von einem Narkotikum geben und es so töten der [mtsveterinär, -e Veterinär, der von einer offiziellen Institution den Auftrag zur Kontrolle hat die Leitlinie, -n ≈ Programm oder Prinzip, das das Handeln bestimmt verb“ndlich so, dass man sich daran halten muss der Tierschutzbund

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Sven Rindfleisch ist Pressesprecher des Berufsverbands der Tierlehrer.

NEIN

Dass wir als Berufsverband der Tierlehrer gegen ein Wildtierverbot sind, ist keine Überraschung. Dass unsere Position allerdings von der großen Mehrheit der Deutschen geteilt wird,

wird von den Befürwortern eines Verbots gerne übersehen. So kam die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) vor Kurzem zu dem Ergebnis, dass „85,5 Prozent der Deutschen gerne Tiere im Zirkus sehen, und zwar vor allem Raubtiere, Pferde und Elefanten.“ Auch für ein allgemeines Wildtierverbot gibt es nach der GfK-Untersuchung kaum Sympathien. So haben nur 14 Prozent der Befragten „Ja“ zu einem Verbot von Wildtieren im Zirkus gesagt. Doch nicht nur die öffentliche Meinung, sondern auch die Wissenschaft steht auf unserer Seite.

„Zirkustiere profitieren von den Auftritten in der Manege.“ So kam erst kürzlich eine vom britischen Parlament in Auftrag gegebene Studie zu dem Ergebnis, dass es Tieren im Zirkus nicht besser oder schlechter geht als ihren Artgenossen in Zoos. Ein Ergebnis, mit dem wir Tierlehrer gerechnet haben. Zirkustiere profitieren schließlich schon immer vom intensiven Kontakt zu ihren menschlichen Vertrauenspersonen und von den Auftritten in der Manege. Diese Auftritte machen den Alltag der Tiere abwechslungsreich. Große Freigehege und Transportfahrzeuge, deren Ausstattung regelmäßig von Amtstierärzten kontrolliert wird, sorgen außerdem dafür, dass sich Zirkustiere auch außerhalb der Manege wohlfühlen. Gegen ein Verbot spricht auch, dass dann vor allem die Kinder diese besonderen Auftritte der Raubtiere im Zirkus nicht erleben können. Denn wo sonst, wenn nicht im Zirkus, hat man heute noch die Gelegenheit, einen Elefanten zu streicheln oder einen Tiger aus nächster Nähe zu sehen. Unsere Zirkustiere, davon sind wir überzeugt, leisten damit auch einen Beitrag zum Naturschutz. Wecken sie doch mit ihren besonderen Leistungen in der Manege Sympathien für ihre wild lebenden Artgenossen. 2/10

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NACHRICHTEN SCHWER

PROTEST NACH SCHWEIZER MINARETTVERBOT eidgenössisch schweizerisch die Moschee, -een ≈ islamische Kirche r¡chtsgerichtet mit den Ideen einer nationalistischen Partei die FPÖ kurz für: Freiheitliche Partei Österreichs die NPD kurz für: Nationaldemokratische Partei Deutschlands die CSU kurz für: Christlich-Soziale Union der NachrichtenFernsehstation, die vor sender, allem Nachrichtensendungen bringt z¢m [nlass nehmen ≈ eine Situation nutzen, um etwas Bestimmtes zu tun der S“nn hier: Bedeutung der V¶lksentscheid, -e Entscheidung über eine wichtige politische Frage durch das Volk die SPD kurz für: Sozialdemokratische Partei Deutschlands die CDU kurz für: Christlich Demokratische Union die Verf„ssung, -en hier: schriftliche Form für die politischen und rechtlichen Grundregeln in einem Staat die Europäische Vereinbarung zwischen M¡nschenrechtsden Staaten des Europakonvention rats, die Rechte eines Individuums zu schützen (der Europarat internationale Organisation, zu der alle Staaten des geografischen Europas gehören) verstoßen gegen ≈ sich nicht orientieren an der Europäische höchste Institution in Europa, die kontrolliert, ob Ger“chtshof für M¡nschenrechte die Rechte eines Individuums geschützt werden NEUE CHANCEN FÜR IMMIGRANTEN die Behörde, -n Amt der Spätaussiedler, - Immigrant aus Osteuropa: Seine Familie lebte früher in Deutschland. die F„chkraft, ¿e Experte in einem speziellen Bereich profitieren Vorteile haben ¡s w“rd Zeit hier: ≈ es ist notwendig, die Situation zu verändern der/die Integrations- Frau mit dem offiziellen beauftragte, -n Auftrag, sich um die Integration von Ausländern zu kümmern DIE BAHN SPART UND INVESTIERT GLEICHZEITIG „bbauen hier: reduzieren der Güterverkehr hier: alle Züge, die nur Waren transportieren nach ¢nd nach hier: ≈ langsam ers¡tzen hier: anstelle der alten hineinmachen w„rten hier: prüfen und reparieren die Urlaubssperre ≈ Verbot, während eines bestimmten Zeitraums Urlaub zu nehmen SONNTAGS EINKAUFEN BLEIBT EINE AUSNAHME Der S¶nntag “st den Die Deutschen wollen Deutschen heilig. den Sonntag schützen. die Verf„ssung, -en hier: schriftliche Form für die politischen und rechtlichen Grundregeln in einem Staat das B¢ndesverfasspezielle Institution in sungsgericht Deutschland, die bei einem Streit über die Verfassung entscheidet klagen gegen hier: vor Gericht gehen und sein Recht fordern z¢m Teil ≈ ein bisschen

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PROTEST NACH SCHWEIZER MINARETTVERBOT

elten gab es weltweit so großen Protest wie nach diesem Schweizer Referendum: Rund 58 Prozent haben für ein Bauverbot von Minaretten gestimmt. Damit feierten die Rechtspopulisten von der Schweizerischen Volkspartei und der EidgenössischDemokratischen Union einen großen Erfolg – gegen den Willen der Regierung. Seitdem fragen sich viele, wie es möglich war, dass eine so deutlich antiislamische Entscheidung getroffen wurde. Denn unter den 7,5 Millionen Einwohnern der Schweiz leben nur 50 000 Muslime. Im ganzen Land stehen vier Moscheen mit Minaretten. Die Sozial-

S

demokratische Partei vermutet, dass ein allgemeines Gefühl der Angst die Ursache des Ergebnisses ist. Auch in Österreich und Deutschland übernahmen rechtsgerichtete Politiker die Forderung. Die FPÖ versucht, in Niederösterreich den Bau von Minaretten zu verbieten. In Deutschland startete die rechtsextreme NPD eine Kampagne. Aber die demokratischen deutschen Parteien versuchten,

ruhig zu reagieren. CSU-Chef Horst Seehofer sagte dem Nachrichtensender N24, er glaube nicht, dass ein solches Referendum in Deutschland Erfolg hätte. Deutsche Politiker nahmen das Schweizer Ergebnis auch mehr zum Anlass, um über den Sinn von Volksentscheiden zu debattieren. SPD-Innenpolitik-Experte Dieter Wiefelspütz sagte der Frankfurter Rundschau, die SPD wolle weiter für nationale Referenden kämpfen. Bis jetzt gibt es Volksentscheide nur in den Bundesländern. Der nordrhein-westfälische Integrationsminister Armin Laschet (CDU) lehnte nationale Volksentscheide ab. Er sei froh, dass Deutschland „eine viel klügere Verfassung“ habe als die Schweiz, sagte Laschet im Bayerischen Rundfunk. Ob Minarette in der Schweiz wirklich verboten werden, ist trotz des Volksentscheids unsicher: Da das Verbot gegen die Europäische Menschenrechtskonvention verstößt, kann es der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte verbieten. DEUTSCH perfekt

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NEUE CHANCEN FÜR IMMIGRANTEN Ein Ingenieur als Taxifahrer, eine Ärztin als Putzfrau – das ist in Deutschland traurige Realität. Viele Ausländer konnten bisher nicht in ihren eigentlichen Berufen arbeiten, weil die Behörden ihre Ausbildung nicht offiziell akzeptieren und auch nicht prüfen. Ab dem 1. Januar 2011 soll nun jeder Ausländer das Recht erhalten, dass sein Abschluss geprüft wird. Bisher gilt das nur für Spätaussiedler und EU-Bürger. Bei vergleichbarer Qualität soll der Abschluss offiziell akzeptiert werden. Ökonomisch sei dieser Schritt ein „absolutes Muss“, sagt die zuständige Ministerin Annette Schavan. Denn in den kommenden Jahren werden in Deutschland immer mehr Fachkräfte fehlen. Etwa 500 000 Immigranten profitieren von der Änderung. „Es wird Zeit, dass die Ärztin aus der Ukraine bei uns nicht nur als Pflegekraft oder als Haushaltshilfe arbeiten muss“, sagte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer, der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung.

DIE BAHN SPART UND INVESTIERT GLEICHZEITIG „React“ heißt das Sparprogramm der Deutschen Bahn. Für ihre Mitarbeiter ist die Reaktion auf die Folgen der Wirtschaftskrise schmerzhaft. Insgesamt 14 000 Stellen will die Bahn nach Informationen des Tagesspiegels in den kommenden fünf Jahren abbauen, besonders im Güterverkehr. Die Zahl der Transporte ist um ein Viertel gesunken, weil viele Firmen wegen der Wirtschaftskrise weniger verkauften. Gleichzeitig bemüht sich die Bahn im Personenverkehr um mehr Komfort. Seit Jahresbeginn kommen nach und nach alle 250 ICEZüge für zwei Tage in die Werkstatt. Dort werden kaputte Türen ersetzt, Toiletten gewartet und defekte Klimaanlagen repariert. Die Mitarbeiter in den Werkstätten müssen sich deshalb in der nächsten Zeit nicht um ihre Jobs sorgen: Sie haben sogar eine Urlaubssperre bekommen.

SONNTAGS EINKAUFEN BLEIBT EINE AUSNAHME

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MITTEL Babyklappe Eine junge Frau wird schwanger. Sie will das Baby nicht, will es aber auch nicht abtreiben lassen. An eine Adoption denkt

sie erst nicht. Dann wird das Kind geboren. Was soll sie tun? Sie könnte ihr Kind zu einer Babyklappe bringen. Babyklappen sind geheizte Betten an Krankenhäusern, Kirchen oder sozialen Einrichtungen. Man kann sie von außen öffnen und das Baby hineinlegen. Ein Alarm signalisiert, dass ein Baby darin liegt – dann kommt ein Helfer und holt es. Die meisten Babys werden später zur Adoption freigegeben. Rund 80 Babyklappen gibt es in Deutschland, die erste gab es 2000 in Hamburg. Das Ziel der Babyklappen ist es, verzweifelten Müttern zu helfen. Mehr als 500 Kinder wurden in den letzten zehn Jahren in Babyklappen abgegeben. Auch in Österreich und der Schweiz gibt es Babyklappen. Jetzt hat der Deutsche Ethikrat empfohlen, Babyklappen in Deutschland zu verbieten. Er will auch, dass anonyme Geburten, die zurzeit an 130 Kliniken möglich sind, verboten werden. Seine Kritik: Wenn ein Kind in eine Babyklappe gelegt wird oder anonym geboren wird, hat es später keine Chance zu wissen, wer seine Eltern sind. Der Ethikrat meint: Dass jeder Mensch weiß, wer seine Eltern sind, ist wichtiger als Hilfe für die Mütter. „btreiben l„ssen die Adoption, -en

die Einrichtung, -en signalisieren zur Adoption freigeben verzweifelt der Deutsche Ethikrat

verbieten

≈ das Baby wegmachen lassen, mit dem man gerade schwanger ist hier: ≈ Vereinbarung: Man gibt sein Kind zu fremden Eltern, die es wie ein eigenes Kind zu sich nehmen. hier: Institution ein Signal geben ≈ eine Adoption erlauben sehr unglücklich ≈ Kommission aus unabhängigen Experten, die im Auftrag von Regierung und Parlament Themen aus dem Bereich Ethik untersuchen ↔ erlauben

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FOTOS: ULLSTEIN BILD/WINKLER/EX-PRESS; FOTOLIA/CORRADO RIVA, PETER ATKINS

Der Sonntag ist den Deutschen heilig. Als einziges Land in der Europäischen Union steht die Sonntagsruhe in Deutschland in der Verfassung. Als die Berliner Landesregierung 2006 das liberalste Ladenöffnungsgesetz Deutschlands machte, protestierten viele – ganz besonders die Kirchen. Denn durch das Gesetz dürfen Berliner Läden an acht Sonntagen im Jahr öffnen, darunter auch die vier Sonntage vor Weihnachten. Die evangelische und die katholische Kirche haben dagegen vor dem Bundesverfassungsgericht geklagt – zum Teil mit Erfolg. Zwar dürfen die Läden in Berlin auch in Zukunft an acht Sonntagen pro Jahr öffnen. Diese dürfen aber nicht mehr direkt aufeinanderfolgen. Sonn- und Feiertage sind als „Tage der Arbeitsruhe“ aus religiösen Gründen, aber auch zur persönlichen Erholung der Arbeitnehmer geschützt, entschied das Gericht.

WAS HEISST …

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KOMMENTARE SCHWER

DER KRIEG IN AFGHANISTAN ahnen vermuten Minister, der für das Militär der Verteidigungsminister, verantwortlich ist ¶ffenlassen hier: keine konkrete Antwort geben der B¢ndestag deutsches Parlament verlængern hier: länger dauern lassen führen hier: machen der B¶mbeneinsatz, Handlung, bei der Militär ¿e Bomben wirft die Schönfärberei ≈ Euphemismus s“ch beteiligen „n hier: aktiv mitmachen bei brutal hier: hart, unmenschlich das Gemeinwesen Gemeinschaft auf dem S„tz gr•nden den Satz als Basis haben ausgehen v¶n hier: kommen von MEHR RECHTE FÜR LEDIGE VÄTER Institution in Europa, der Europäische die kontrolliert, ob die Rechte Ger“chtshof für M¡nschenrechte eines Individuums geschützt werden offiziell entscheiden, dass zusprechen jemand etwas bekommen soll überfällig hier: schon lange notwendig ≈ modern zeitgemäß das S¶rgerecht Recht, ein Kind bei sich zu haben und zu erziehen verstehen „ls hier: sehen als zur•ckstellen hier: nicht zeigen der }mgang hier: Art, Kinder zu erziehen heil hier: ↔ kaputt wohl aber ≈ aber sicher

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MEHR RECHTE FÜR LEDIGE VÄTER

Vor fünf Monaten bombardierte die Bundeswehr in Afghanistan zwei Tanklastwagen. Es gab viele zivile Tote und Verletzte. Jetzt steht die Regierung in der Kritik.

Für viele ledige Väter ist es eine gute Nachricht: Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat entschieden, dass Väter nichtehelicher Kinder mehr Rechte bekommen sollen.

Was genau macht die Bundeswehr in Afghanistan? Seit der Bombardierung der Tanklastwagen bei Kundus ahnt die deutsche Öffentlichkeit, dass die Auskunft des damaligen Verteidigungsministers Struck (…) alles offenließ. (…) Wollte der Bundestag, der das Mandat (…) verlängert

Was (…) nach einem Sieg für die Väter aussieht, ist vor allem ein Sieg für die Kinder. Ihnen nämlich spricht das Straßburger Urteil ein Recht auf beide Elternteile zu, und das unabhängig von deren Beziehungsstatus. (…) Diese Entscheidung war überfällig, denn das deutsche Recht ist hier nicht zeitgemäß – was sich unter anderem daran zeigt, dass außer Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein alle europäischen Länder nur das gemeinsame Sorgerecht kennen.

hat, dass die Bundeswehr (…) Krieg führt? Und will dies das deutsche Volk (…)?

Das Gute an dem (…) Bombeneinsatz (...) ist, dass sich am Ende (…) kein Mensch mehr wird verstecken können hinter irgendwelcher Schönfärberei. Die Bundeswehr (…) beteiligt sich (…) an einem modernen (…) Krieg in einem Land, in dem die Terrortruppe der Taliban noch immer mehr Macht (…) hat als die sogenannte Regierung. Es ist brutal. Für die Bundeswehrsoldaten. Aber auch für das (…) Volk, dessen Gemeinwesen auch auf dem Satz gründete, nach dem von deutschem Boden nie wieder Krieg ausgehen dürfe.

Das Straßburger Urteil sollten Väter nicht als Triumph, sondern als Chance verstehen. (…) Vor allem aber sollten Väter und Mütter alles unternehmen, um nach der Trennung eigene Verletzungen zurückzustellen und beim Umgang mit den Kindern zusammenzuarbeiten. Ein heiles Familienleben können sie (…) nicht mehr bieten, wohl aber eine glückliche Kindheit.

FOTOS: MICHAEL KAPPLER/DDP; PICTURE-ALLIANCE/DPA; FOTOLIA/ALENA YAKUSHEVA

JOHN DEMJANJUK VOR GERICHT die Erm¶rdung ≈ Mord verh„ndeln gegen vor Gericht entscheiden über verh„ndlungsfähig so gesund, dass man an einem Prozess vor Gericht teilnehmen kann nachweisen hier: beweisen ehemalig früher der KZ-Wærter, Person, die im Konzentrationslager (KZ) auf die Gefangenen aufpasst Es ist nicht wichtig, wie hoch Auf die Höhe ... k¶mmt ¡s n“cht „n. ... ist. „bsehen kœnnen v¶n hier: nicht geben müssen hier: so, dass man Unangezumutbar nehmes akzeptieren kann die Verf¶lgung hier: Untersuchung vor Gericht NS kurz für: nationalsozialistisch die erwartete Leistung nicht versagen bringen die Botschaft, -en hier: Information, Nachricht das L„ndgericht, -e mittleres Gericht in der Hierarchie der Gerichte verm“tteln hier: erklären, (weiter)geben lauten heißen der R¡chtsstaat, -en Staat, der die Rechte seiner Bürger schützt str“kt genau die L„st der Beweise Menge und/oder Intensität des Beweismaterials, das ein Gericht von der Schuld eines Angeklagten überzeugen soll (der/die [ngeklagte, Person, die vor Gericht steht, -n weil sie etwas Kriminelles gemacht haben soll)

DER KRIEG IN AFGHANISTAN

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AUF DEN ZWEITEN BLICK

JOHN DEMJANJUK VOR GERICHT

Die deutsche Justiz hat bei der Verfolgung des NS-Unrechts nach dem Krieg vielfach versagt. (…) Die (…) Botschaft, die das Münchner Landgericht heute vermitteln darf, lautet (…): Deutschland hat sich zum Rechtsstaat entwickelt, hält sich strikt an Gesetze. Ob Demjanjuk verurteilt wird oder nicht, sollte nicht vom politischen Willen, sondern allein von der Last der Beweise abhängen.

QUELLE: TAGESSPIEGEL QUELLE: WELT AM SONNTAG

Gegen Demjanjuk muss verhandelt werden, wenn er verhandlungsfähig ist. Das ist eine medizinische Frage. Und er muss verurteilt werden, wenn ihm die Taten nachgewiesen werden können. Das ist eine juristische Frage. Er muss auch dann verurteilt werden, wenn andere ehemalige KZ-Wärter nicht vor Gericht gestellt wurden (…). Auf die Höhe der Strafe kommt es nicht an. Man kann von Strafe (…) absehen, wenn sie einem alten kranken Mann nicht mehr zumutbar ist. Die Wahrheit aber ist zumutbar.

QUELLE: SZ-MAGAZIN

In München steht John Demjanjuk vor Gericht. Der 89-Jährige soll während des nationalsozialistischen Regimes bei der Ermordung von mehr als 27 000 Juden geholfen haben.

MITTEL

UNTER KEINEM GUTEN STERN Man sagt, dass eine Handlung oder ein Projekt unter keinem guten Stern steht, wenn es kein Glück bringt, nicht funktioniert oder von Beginn an schlechte Voraussetzungen hat: „Das Projekt stand von Anfang an unter keinem guten Stern.“ Hier ist nun die Rede von einem besonderen Stern: dem Stern der Autofirma Mercedes. Sie verlagert viele Arbeitsplätze ins Ausland, um Kosten zu sparen. Diese Entscheidung steht für die deutschen Mercedes-Angestellten unter keinem guten Stern, weil sie dadurch ihre Arbeit verlieren können.

MANCHE MÖGEN’S WEISS Einer der bekanntesten Filme von Billy Wilder heißt auf Deutsch Manche mögen’s heiß. Der Artikel hat aber nichts mit der berühmten Komödie aus dem Jahr 1959 zu tun. Denn laut der Überschrift mögen es manche weiß. Thema des Textes ist eine Burg aus Schnee und Eis, die jedes Jahr in der kanadischen Stadt Québec zum Winterkarneval gebaut wird. Dieses Spektakel in weiß wird aber nicht nur von manchen gemocht: Die meisten lieben es.

HEISS ERSEHNT Wenn man eine Sache heiß ersehnt, dann wünscht man sie sich schon sehr lange und möchte sie unbedingt haben. Meistens bekommt man sie in dem Moment, in dem man von einer heiß ersehnten Sache spricht: „Endlich war der heiß ersehnte Urlaub da, auf den Antonia so lange gewartet hatte.“ Was ist die heiß ersehnte Sache in diesem Artikel? Hier wünscht man sich neue Ideen für heiße Wintergetränke – anstelle des in Deutschland sehr populären Glühweins. Vorschläge für neue heiße Getränke gibt es auch: Sie heißen Swineflu Rescue oder Spiced Arran Skelp.

UNTER KEINEM GUTEN STERN die H„ndlung, -en ≈ Aktion die Voraussetzung, -en wichtige Bedingung die Rede “st v¶n ... man spricht von … hier: den Ort der Arbeitsplätze verlagern ändern

¢nbedingt der Artikel, anst¡lle der Glühwein, -e

HEISS ERSEHNT auf jeden Fall hier: Text in einer Zeitung oder Zeitschrift an der Stelle von warmer Wein mit Gewürzen

MANCHE MÖGEN’S WEISS hier: Text in einer Zeitung oder Zeitschrift n“chts zu tun haben m“t keine Verbindung/Beziehung haben mit laut der Überschrift wie in der Überschrift steht der Artikel, -

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Wie lernen Sie am liebsten – und am besten: durch Lesen und Schreiben, durch Sprechen und Hören oder durch Ausprobieren? Machen Sie unseren Test, finden Sie Ihren Lerntyp – und lernen Sie mit den Tipps von

BARBARA KERBEL noch effektiver!

MITTEL

WELCHER LERNTYP SIND SIE? ine Stunde im Sprachkurs, das Thema: Passiv-Konstruktionen. Alexandra, die Lehrerin, erklärt, wie man Sätze im Passiv bilden kann. Christina schreibt jedes

E

Wort mit, blättert dann in ihrem Buch und liest die Erklärungen. Jessica hört konzentriert zu, stellt drei Fragen und notiert sich ein paar Stichpunkte. Michael zeichnet eine kleine Skizze, mit Pfeilen markiert er, wie sich die Wörter ändern. 26

Massimiliano formuliert gleich einen Beispielsatz. Vier verschiedene Schüler, vier verschiedene Arten, mit dem neuen Lernstoff umzugehen. „Die Menschen unterscheiden sich danach, wie sie Informationen aufnehmen und verarbeiten“, sagt der Sprachlehrforscher Rüdiger Grotjahn von der Ruhr-Universität Bochum. Jeder Mensch lernt anders. Zum Beispiel kann DEUTSCH perfekt

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DEUTSCH perfekt

MACHEN SIE DEN TEST! Lesen Sie die Beschreibungen von zehn Situationen. Zu jeder Frage gibt es vier mögliche Antworten. Kreuzen Sie die Antwort an, die am besten zu Ihnen passt! Sie können bei jeder Frage maximal zwei Antworten auswählen.

1 Sie wollen sich für Ihren Sprachkurs ein Grammatikbuch kaufen. Wie entscheiden Sie sich, welches Buch Sie nehmen? a Ich blättere darin und lese ein paar Abschnitte. b Ich kaufe das Buch mit den besten Abbildungen.

c Ich frage den Verkäufer nach einer Empfehlung.

d Ich leihe mir ein paar Bücher aus der Bibliothek aus und arbeite eine Weile damit.

2 Sie sind zum ersten Mal in Hamburg. Wie finden Sie den Weg vom Bahnhof zu Ihrem Hotel? a Mit einem Stadtplan. b Ich frage jemanden. c Mit der schriftlichen Beschreibung, die ich mir von der Webseite des Hotels ausgedruckt habe.

d Ich bitte jemanden, mich zu begleiten.

3 Für ein Fest im Sprachkurs möchten Sie einen typisch deutschen Kuchen backen. Was machen Sie? a Ich backe einen Kuchen, den ich schon einmal gebacken habe.

b Ich wähle im Rezeptbuch einen Kuchen aus, der auf dem Foto besonders gut aussieht.

c Ich frage meine Deutschlehrerin nach einem Rezept.

d Ich lese die Rezepte in meinen Kochbüchern und wähle dann ein passendes aus. >

hier: formen eine Seite nach der anderen kurz ansehen der St“chpunkt, -e Wort oder kurzer Satz, den man zur Erinnerung an eine spezielle Sache notiert die Sk“zze, -n ≈ Bild, Plan hier: ≈ Symbol, das auf der Pfeil, -e etwas Bestimmtes zeigt der L¡rnstoff, -e Lerninhalt ¢mgehen m“t hier: arbeiten mit, reagieren auf hier: lernen und versteaufnehmen hen ver„rbeiten hier: verstehen und sich merken Person, die das Thema der Sprachlehrforscher, Sprachenlernen und -unterrichten systematisch untersucht von: wahrnehmen = die Wahrnehmung hier: sehen, hören, schreiben und in die Hand nehmen eher hier: ≈ mehr hier: Text in einer der Artikel, Zeitung oder Zeitschrift der Begr“ff, -e Wort die Präfer¡nz, -en hier: ≈ Art, zu lernen, die man lieber/leichter benutzt als andere die Beobachtung, -en von: beobachten = genau sehen, was passiert „nfassen hier: in die Hand nehmen w“ssenschaftlich hier: so, dass man etwas systematisch untersucht das Konz¡pt, -e ≈ Idee, Programm die H„ndlung, -en ≈ Aktion s“ch „blenken l„ssen hier: die Konzentration verlieren m¡ssen Größe, Menge oder Intensität von etwas feststellen „nzeigen hier: ≈ zeigen das L¡rnverhalten Art, wie jemand lernt erweitern hier: größer machen b“lden blættern

MACHEN SIE DEN TEST! hier: zwischen verschiedenen Dingen wählen blættern eine Seite nach der anderen kurz ansehen die [bbildung, -en hier: Grafik, Bild eine Weile längere Zeit begleiten hier: mitgehen auswählen

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FOTOS: FOTOLIA/ROBERT KNESCHKE

man verschiedene Arten der Wahrnehmung unterscheiden: Nehmen wir Information eher visuell wahr oder auditiv? Pädagogen und Psychologen sprechen von Lernstilen und Lerntypen; in diesem Artikel werden die Begriffe synonym verwendet. „Lernstile sind Präferenzen bei der Wahrnehmung, der Verarbeitung von Informationen und der sozialen Interaktion“, sagt Grotjahn. Eines der ältesten und in Deutschland bekanntesten Modelle sind die Lerntypen von Frederic Vester. In seinem Buch Denken, Lernen, Vergessen beschrieb er 1975 vier verschiedene Arten, wie Menschen mit Informationen umgehen: Der auditive Typ lernt durch Hören und Sprechen, der optisch/visuelle Typ lernt durch Anschauen und Beobachtung, der haptische Typ lernt dadurch, dass er ein Modell anfasst und fühlt, und der intellektuelle Typ lernt durch analytisches Nachdenken. Diese Theorie ist heute noch in der Pädagogik populär – aber wissenschaftlich wurde das Konzept in den letzten Jahren oft kritisiert. Sicher ist aber: „Wir wissen heute, dass es auch beim Lernen deutliche Unterschiede zwischen den Menschen gibt“, sagt Grotjahn. Das Konzept unterschiedlicher Wahrnehmungspräferenzen findet sich heute in vielen psychologischen Tests. Auch unser Test will auf die Frage antworten, wie Sie Informationen am liebsten wahrnehmen und am besten verarbeiten: auditiv, visuell, durch Lesen und Schreiben oder motorisch, also durch eine Handlung? Lerner unterscheiden sich aber nicht nur in ihrer Wahrnehmungspräferenz. Man kann noch viele andere Facetten von Lernstilen identifizieren: Lernt man analytisch? Lässt man sich leicht ablenken? Ist man schnell frustriert, wenn etwas nicht klappt? „Auch die soziale Interaktion ist ein wichtiger Aspekt des Lerntyps“, sagt Grotjahn. Ganz egal welche Facetten sie messen, für alle Tests gilt: Ihr Ergebnis zeigt eine Präferenz an. Das heißt nicht, dass man nur auf diesem Weg Informationen aufnehmen kann. Am wichtigsten ist, dass man über sein eigenes Lernverhalten nachdenkt – und sich die Frage stellt: Wie lerne ich am besten? „Das erweitert das eigene Potenzial, zu lernen“, sagt Grotjahn – nicht nur beim Sprachlernen.

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4 Sie sind sich nicht sicher: Schreibt man „Phänomen“, oder „Phenomen“. Was machen Sie? a Ich schaue im Wörterbuch nach.

b Ich schreibe beide Varianten auf ein Blatt Papier und schaue, welche korrekt aussieht.

c Ich spreche das Wort ein paar Mal laut aus.

d Ich stelle mir das geschriebene Wort vor.

5 Im idealen Deutschunterricht … a benutzt der Lehrer Grafiken, Diagramme und Bilder.

b wird viel gesprochen und disku-

a Ich probiere aus, ob sich das Gerät gut bedienen lässt.

b Ich lese die Beschreibung. c Die Empfehlung des Verkäufers. d Das Gerät muss gut aussehen.

9 Sie wollen eine Bekannte aus Ihrem Sprachkurs über das Programm einer Reise informieren, die Sie gebucht haben. Sie … a schicken ihr eine Kopie der Unterlagen per E-Mail.

Sie haben vor allem A angekreuzt Sie sind ein auditiver Lerntyp. Sie haben eine Präferenz für akustische Informationen. Es fällt Ihnen leicht, im Unterricht zuzuhören und sich an das Gehörte zu erinnern. An Inhalte, über die Sie mit anderen gesprochen haben, erinnern Sie sich besonders gut.

b rufen sie an und erzählen ihr davon.

c zeigen ihr die Reiseroute auf einer Landkarte.

tiert.

c gibt es Projektarbeit und Exkur-

DER AUDITIVE LERNTYP

d erzählen ihr, was Sie an den einzelnen Orten unternehmen möchten.

sionen.

d wird viel mit dem Lehrbuch gearbeitet.

6 Sie laden eine Gruppe Kollegen zu sich nach Hause ein. Wie beschreiben Sie ihnen den Weg? a Ich erkläre es ihnen.

b Ich zeichne ihnen einen Plan.

10 Zum Geburtstag haben Sie eine neue Espressomaschine geschenkt bekommen. Wie erklären Sie Ihrem Freund, wie die Maschine funktioniert? a Ich koche mit ihm Kaffee.

b Ich lese ihm aus der Bedienungs-

c Ich schreibe ihnen auf, wie sie fahren und gehen müssen.

d Ich hole sie von der nächsten U-

anleitung vor.

c Ich mache ihm eine Skizze. d Ich erkläre es ihm mit Worten.

Bahn-Station ab.

WELCHER LERNTYP SIND SIE ALSO?

7 Mit Ihrem Deutschkurs wollen Sie ins Museum gehen. Sie haben die Aufgabe, den Ausflug zu planen. Wie machen Sie das? a Ich gehe vorher alleine in das Museum und schaue mir alles an.

b Ich rufe im Museum an. c Ich suche im Internet nach informativen Texten über das Museum.

d Ich schaue mir vorher Fotos von den Kunstwerken an, die im Museum ausgestellt sind.

8 Sie wollen sich einen neuen DVDPlayer kaufen. Was ist für Sie am wichtigsten für die Entscheidung? 28

Kreuzen Sie unten die Antworten an, die Sie ausgewählt haben. Zählen Sie: Wie oft haben Sie A, L/S, M und V angekreuzt? Suchen Sie dann rechts und auf den nächsten Seiten Ihren Lerntyp.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

a) a) a) a) a) a) a) a) a) a)

L/S; b) V; c) A; d) M V; b) A; c) L/S; d) M M; b) V; c) A; d) L/S L/S; b) M; c) A; d) V V; b) A; c) M; d) L/S A; b) V; c) L/S; d) M M; b) A; c) L/S; d) V M; b) L/S; c) A; d) V L/S; b) A; c) V; d) M M; b) L/S; c) V; d) A

So lernen Sie besonders effektiv: 2 Sprechen Sie den Lernstoff auf Tonband, CD oder auf Ihren mp3Spieler. Hören Sie sich die Aufnahme mehrmals an – zum Beispiel beim Autofahren oder Joggen. Sprechen Sie nach. 2 Sprechen Sie die Wörter, die Sie lernen, an einem stillen Ort aus dem Gedächtnis vor sich hin. 2 Formulieren Sie Fragen und Antworten zu den Themen, die Sie lernen wollen. Sprechen Sie vor allem vor einer Prüfung zur Übung alles laut aus. 2 Treffen Sie sich mit anderen Lernern aus Ihrem Deutschkurs. Diskutieren Sie den Stoff mit ihnen, stellen Sie viele Fragen. Sprechen Sie Deutsch, so oft Sie können.

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DER VISUELLE LERNTYP

DER LESEN-UNDSCHREIBEN-LERNTYP

Sie haben vor allem V angekreuzt Sie können sich am besten an die Inhalte erinnern, die Sie auf Bildern, Skizzen und Grafiken gesehen haben.

Sie haben vor allem L/S angekreuzt Sie lesen gerne und lernen am liebsten mit Büchern, Zeitschriften und Texten aus dem Internet oder anderen Medien. Sachen, die Sie sich aufschreiben, können Sie sich besonders gut merken.

nachschauen s“ch vorstellen das K¢nstwerk, -e s“ch gut bedienen l„ssen die }nterlagen Pl. vorlesen die Bedienungsanleitung, -en die Sk“zze, -n zählen

hier: suchen hier: eine Idee haben, wie man es schreibt Produkt eines Künstlers leicht in der Benutzung sein hier: Sammlung z. B. von Reiseprospekten, Landkarten ... laut lesen Text, der erklärt, wie man ein Produkt benutzt hier: ≈ Bild, Plan hier: feststellen

LERNTYPEN die Präfer¡nz, -en hier: ≈ Art, zu lernen, die man lieber / leichter benutzt als andere leichtfallen einfach sein für der L¡rnstoff Lerninhalt das Tonband, ¿er hier: ≈ Kassette die Aufnahme, -n hier: gespeicherter Text nachsprechen ≈ wiederholen leise sprechen vor s“ch h“n spr¡chen das Gedæchtnis ≈ Speicher im Kopf, mit dem man sich an Dinge erinnern kann aufhängen ≈ hängen hier: sich an den reproduzieren Lerninhalt erinnern der }ntertitel, - hier: Textzeile mit Übersetzung der Artikel,hier: Text WICHTIG! hier: verstehen und sich merken |nformationen ... Informationen … keine gar n“chts für Sie Hilfe für Sie sind. s“nd. hier: als einzelnen “n Reinform Lerntyp ver„rbeiten

WICHTIG!

>

!

Der Test zeigt, wie Sie Informationen am besten verarbeiten. Das heißt aber nicht, dass Informationen der anderen Arten gar nichts für Sie sind. Die meisten Menschen sind „Mischtypen“ – in Reinform gibt es die Lerntypen kaum. Wahrscheinlich passen auch Ihre Antworten zu mehr als einem Lerntyp. Deshalb: Sehen Sie sich auch die Lerntipps für die anderen Lerntypen an!

FOTOS: FOTOLIA/OLIVER FLÖRK, TOM, ANDRES RODRIQUEZ

So lernen Sie besonders effektiv: 2 Schreiben Sie Vokabeln, Grammatikregeln und andere Lerninhalte auf ein großes So lernen Sie besonders effektiv: Lernplakat. Hängen Sie es an einem Ort 2 Lesen Sie so viel wie möglich auf in Ihrer Wohnung auf, an dem Sie immer Deutsch – auch schwierigere Texte: wieder vorbeikommen. Probieren Sie aus, wie viel Sie schon 2 Machen Sie sich Skizzen und Grafiken. verstehen, auch wenn Sie noch nicht Reproduzieren Sie sie aus dem alle Wörter kennen. Suchen Sie im Gedächtnis. Internet nach Artikeln auf Deutsch. 2 Benutzen Sie viele Farben, markieren Sie 2 Schreiben Sie im Unterricht viel mit. sich wichtigen Lernstoff deutlich. Schreiben Sie unbekannte Wörter auf 2 Suchen Sie im Internet nach Bildern, und suchen Sie im Wörterbuch ihre Grafiken und Videos. Schauen Sie DVDs Bedeutung. Schreiben Sie Wörter, die auf Deutsch an und lesen Sie den Sie sich nur schwer merken können, deutschen Untertitel mit. immer wieder auf.

Discover the world of Jacobs University _ You’re looking for a place that offers a world-class education in English? _ You’re not afraid to face academic challenges? _ You want to make a difference in the world? Open Ho _ You will never settle for simple answers? use: A pril 24, 2 _ You always dreamed of exploring new cultures? 010 Septemb er 25, 20 _ You want to study on a campus that calls the world home? 10 April 23, 2

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DER MOTORISCHE LERNTYP Sie haben vor allem M angekreuzt Sie probieren etwas am liebsten gleich aus. Wenn Sie sich zum Beispiel ein neues Computerprogramm kaufen, setzen Sie sich gleich an den Computer und testen alle Funktionen nach dem Prinzip „Versuch und Irrtum“. Sie erinnern sich am besten, wenn Sie etwas selbst machen können oder der Lehrer Ihnen wenigstens ein praktisches Beispiel nennt.

der |rrtum, ¿e s¶rgen für die [bwechslung

„DER UNTERRICHT SOLLTE ZUM LERNTYP PASSEN“ Rüdiger Grotjahn ist Professor am Seminar für Sprachlehrforschung der Ruhr-Universität Bochum.

hier: falsches Ergebnis alles tun, was nötig ist, damit etwas Bestimmtes passiert hier: Änderung, Variation

Warum? Weil sich Lerner dann am wohlsten fühlen, wenn der Lehrer im Unterricht Methoden verwendet, die zu ihrem Lernstil passen.

SCHWER

Was nützt es jemandem, wenn er weiß, dass er ein auditiver Lerntyp ist? Lerntypen-Tests zeigen eine Präferenz an. „Auditiver Lerntyp“ heißt nicht, dass diese Person visuell nichts aufnehmen kann. Das kann sie sicher auch. Aber sie bevorzugt auditive Information. Lerntypen sind nicht grundsätzlich gut oder schlecht. Aber wenn man weiß, welcher Lerntyp man ist, kann man sein eigenes Verhalten analysieren – und sich die Frage stellen: Passen diese Aufgaben, die ich da mache, zu meinem Lerntyp?

Was bedeutet das für die Praxis? In einem Sprachkurs sitzen doch meistens verschiedene Lerntypen. Der Unterricht sollte für alle Lerntypen etwas anbieten. Im Sprachunterricht sollte der Lehrer zum Beispiel Vokabeln nicht nur vorlesen, sondern auch an die Tafel schreiben. Das macht es den Schülern leichter. Aber Lehrer unterrichten leider oft auf Basis ihrer eigenen Präferenzen. An den Universitäten oder auch in DaF-Kursen haben wir außerdem Lerner aus der ganzen Welt. Lernstile sind auch kulturell geprägt.

Und wenn sie nicht passen? Kann man Schwächen

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Zum Beispiel? Lerner mit spanischer Muttersprache aus Südamerika sind häufig eher extrovertiert und bevorzugen kommunikative Unterrichtsformen. Japaner lernen dagegen meistens eher visuell-analytisch. Das im Unterricht zu integrieren, kann schwierig sein. Was sind die Gründe für unterschiedliche Lerntypen? Die Wahrnehmungspräferenz ist zu einem großen Teil neurologisch determiniert, das heißt, hier gibt

s“ch ausdenken sich überlegen die [nwendungs- hier: Möglichkeit für eine Verwendung in einer möglichkeit, -en konkreten Situation

es Unterschiede im Gehirn. Aber vieles beruht auch auf der eigenen Unterrichtserfahrung. Wer zum Beispiel als erste Fremdsprache Latein gelernt hat und dabei einen eher analytischen, wenig kommunikativen Unterricht gehabt hat, der wird wahrscheinlich auch später Fremdsprachen analytisch und grammatikorientiert lernen. Wenn ein Lehrer dann mit solchen Schülern einen kommunikativen Sprachunterricht machen will, hat er wahrscheinlich erst einmal Probleme. die Sprachlehrforschung Arbeit für mehr Wissen über das Lernen und Unterrichten von Sprachen „nzeigen hier: ≈ zeigen die Präfer¡nz, -en hier: ≈ Art, zu lernen, die man lieber/leichter benutzt als andere aufnehmen hier: lernen und verstehen bevorzugen hier: lieber mögen als etwas anderes die Schwæche, -n hier: Bereich, in dem jemand nicht so gut ist der }mgang hier: Art, etwas zu benutzen das Konz¡pt, -e ≈ Idee, Programm die Eigenschaft, -en Charakteristikum der F„ktor, -en Komponente vorlesen laut lesen DaF kurz für: Deutsch als Fremdsprache so, dass es davon abhängt, aus welkultur¡ll geprägt cher Kultur man kommt eher hier: ≈ mehr dagegen hier: im Gegensatz dazu hier: ≈ Art der Wahrnehmung, mit die Wahrnehmungspräferenz, -en der man am besten lernt von: wahrnehmen = hier: sehen, (die Wahrnehmung hören, schreiben und in die Hand nehmen) das Geh“rn, -e Organ im Kopf, mit dem man denkt und fühlt beruhen auf als Basis haben

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FOTO: FOTOLIA/PATRIZIA TILLY

auch kompensieren? Prinzipiell schon. Ein auditiver Lerntyp kann den Umgang mit visuellen Informationen trainieren. Aber manche Aspekte des Lerntyps sind nur sehr schwer veränderbar. Man kann sich das Konzept „Lerntyp“ als Modell einer Zwiebel vorstellen: Ganz im Zentrum liegen Eigenschaften, die sehr stabil sind, zum Beispiel Extraversion. Weiter außen liegen Faktoren, die leichter verändert werden können, zum Beispiel Unterrichtspräferenzen. Diese können verändert werden – aber man muss dabei vorsichtig sein.

So lernen Sie besonders effektiv: 2 Sorgen Sie für Abwechslung beim Lernen. Bewegen Sie sich in den Pausen. Wiederholen Sie das Gelernte auf einem Spaziergang. 2 Bringen Sie den Lernstoff in Beziehung zu eigenen Erinnerungen. Denken Sie sich Beispiele und Anwendungsmöglichkeiten aus. 2 Üben Sie vor einer Prüfung die Situation im Rollenspiel mit anderen Teilnehmern aus Ihrem Kurs.