Deutsch Perfekt 06/2012

01_Titel_DP_0612_V4 08.05.12 10:11 Seite 1 DEUTSCH perfekt 6/2012 WWW.DEUTSCH-PERFEKT.COM LEARN GERMAN ESTUDIAR ALEM

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01_Titel_DP_0612_V4 08.05.12 10:11 Seite 1

DEUTSCH perfekt

6/2012

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LEARN GERMAN ESTUDIAR ALEMÁN APPRENDRE L’ALLEMAND IMPARARE IL TEDESCO NAUKA NIEMIECKIEGO УЧИМ НЕМЕЦКИЙ ALMANCA Ö G˘ RENMEK 6/2012 JUNI

DEUTSCH

spezial: berlins zukunft

perfekt EINFACH

SPRACH-SERVICE 2 Briefe: Wie Sie sie beginnen 2 Wortschatz: im Drogeriemarkt 2 Übungen, Übersetzungen 2 800 Wort-Erklärungen Auf den jungen Seiten: Jugend 2012 – was ihr wichtig ist

DEUTSCH LERNEN

literatur-lesetechniken

BERLIN

documenta dynastien, entscheider, patriarchen (6)

SPEZIAL: WOHIN BEWEGT SICH DIE HAUPTSTADT?

deins! was jungen deutschen 2012 wichtig ist

leichter lesen So verstehen Sie Literatur im Original am besten

Deutschland: € 6,50 Schweiz: sfr 11,70 A B E F FIN GR I L NL P (cont.) SI: € 6,50 ●



















00-0001_Family_1-1 03.05.12 16:09 Seite 1

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03_Editorial_0612.qxd 08.05.12 15:27 Seite 3

EDITORIAL MITTEL

DAS NEUE BERLIN Manchmal sehen Reporter mehr als die, die es wissen sollten. Nachdem unsere Korrespondentin Barbara Kerbel die gigantische Baustelle des neuen Flughafens Berlin Brandenburg besucht hatte, sagte sie: „Das kann nichts werden mit dem 3. Juni.“ Und wirklich: Die für diesen Termin geplante Eröffnung des Flughafens wurde auf die Zeit nach der Sommerpause verschoben.

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Trotz der Verspätung: Die erste Eröffnung eines Großflughafens in Deutschland seit 20 Jahren wird vieles ändern. Wenn Reisende bis jetzt auf einem der Berliner Flughäfen landeten, fühlten sich viele kaum wie in einer Metropole. Landeten sie in Tegel, empfing sie die Hauptstadt mit dem wirklich nicht mehr frischen Charme der 60er-Jahre. Landeten sie in Schönefeld, fühlten sie sich eher wie in einem Gewerbegebiet als auf einem Hauptstadtflughafen. In Zukunft empfängt Berlin seine Gäste wie eine moderne Metropole: auf dem neuen Großflughafen. Die Reportage über die Flughafenbaustelle lesen Sie ab Seite 16. Nicht nur wegen des Flughafens fragen wir diesen Monat: Wohin bewegt sich die Hauptstadt? Große Veränderungen sind schon seit längerer Zeit typisch für Berlin: „Ich glaube, keine andere Stadt der Welt hat sich friedlich so sehr bewegt“, sagte die amerikanische Entertainerin Gayle Tufts unserer Autorin Franziska Langhammer, die mit Berlinern über die Zukunft gesprochen hat (ab Seite 12). So wichtig wie für kaum eine andere Metropole, hoffen viele, wird vielleicht das Geschäft mit dem InterDas k„nn n“chts Das kann nicht net: Unter den vielen Start-ups, die Investowerden. klappen. die Erœffnung, -en von: eröffnen = zum ren schon an eine deutsche Silicon City ersten Mal öffnen glauben lassen, hat sich Johannes Gernert eher hier: ≈ mehr umgesehen (ab Seite 22). das Gew¡rbegebiet, -e Gebiet, in dem es viele die Verænderung, -en das Geschæft, -e s“ch ¢msehen

FOTO: GERT KRAUTBAUER

der Ch¡fredakteur, -e franz. die Ausgabe, -n die Verpfl“chtung, -en

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Firmen gibt ≈ Änderung hier: wirtschaftliche Aktivität hier: genaue Informationen suchen Chef von allen Journalisten bei einer Zeitung oder Zeitschrift Exemplar, Heft von: verpflichten = hier: offiziell erklären, dass man das E-Paper immer bestellt

DEUTSCH perfekt

Optimales Training für Aussprache und Wortschatz! Mit Übungen, Kultur-Tipps und aktuellen Themen inkl. 28-seitigem Booklet.

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P.S.: Diesen Monat gibt es etwas zu feiern: Dies ist schon das 80. Heft von Deutsch perfekt, das es auch als EPaper gibt. Wir laden Sie deshalb ein: Testen Sie diese Ausgabe kostenlos und ohne Verpflichtungen in ihrer elektronischen Variante – wie Sie sie bekommen, lesen Sie auf Seite 11.

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Die Produkte erscheinen im Spotlight Verlag, Fraunhoferstraße 22, 82152 Planegg /Deutschland, Amtsgericht München HRB 179611, Geschäftsführer: Dr. Wolfgang Stock

04-05_Inhalt_DP_0612 08.05.12 15:56 Seite 4

DIE THEMEN DES MONATS JUNI 6/12



6 Kurz & knapp Zahlen und Fakten, Namen und Neues

AUF 12 SEITEN: BERLIN LEICHT

SPEZIAL: BERLINS ZUKUNFT 12 Wohin bewegt sich die Hauptstadt? Die Prognosen von bekannten Berlinern

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SCHWER

16 Das neue Tor der Hauptstadt Berlin bekommt einen neuen Flughafen

MITTEL

22 Silicon City Berlin will Start-up-Hauptstadt Europas werden MITTEL

26 Nachrichten Aus Deutschland, Österreich und der Schweiz

MITTEL SCHWER

29 Auf den zweiten Blick Sprachspiele aus der Presse MITTEL

47 Mein Tag Astrid Nolte arbeitet im Fundbüro

LEICHT

12 Die Hauptstadt sucht Anschluss an die Zukunft: Mit

48 Mein Deutschland-Bild Eric Tourneret über Bienen in der Großstadt LEICHT

50 Ja oder Nein? Ist das deutsche Gesundheitssystem ungerecht?



52 Ein Bild und seine Geschichte Vor 70 Jahren: Anne Franks Tagebuch 54 Mein erster Monat Fanli Lin in Mainz

SCHWER

einem neuen Großflughafen und Hunderten Startups, in denen Investoren schon das europäische Silicon Valley sehen. Ein Spezial zur Frage: Wohin bewegt sich Berlin?

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MITTEL SCHWER

MITTEL



LEICHT

59 Reisetipps Tempelhof • Malleiten • Kuklos • Flensburg LEICHT

SCHWER

66 Kulturtipps Kino • Konzert • Ausstellung • Theater • Lesung



68 Kolumne Claudia May über Phobien

MITTEL

SCHWER

69 Nächsten Monat … in Deutsch perfekt MITTEL

70 Schlussworte Was Menschen noch zu sagen haben MITTEL

DIE JUNGEN SEITEN VON DEUTSCH perfekt Junge Deutsche 2012: Wovon sie träumen, wie sie leben • Hipster-Metropole Berlin • Deutschlands bekannteste Jungen • Kolumne: Wlada über Berliner und Touristen

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30 LUST AUF LESEN Lernen und Lesen kann man perfekt kombinieren – mit einem deutschsprachigen Buch. Wir helfen Ihnen durch das gigantische Angebot an Literatur. Und mit den Tipps und Tricks von Experten wird Ihnen das Lesen noch mehr Spaß machen.

LEICHT

MITTEL DEUTSCH perfekt

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TITELFOTO: ALIMDI.NET/KOHLS; FOTOS: ISTOCKPHOTO/THINKSTOCK; HEMERA/THINKSTOCK; GRUNER + JAHR AG & CO.KG; KASSEL MARKETING GMBH

60 Der Blick von außen Kennosuke Ezawa über deutsche Streitkultur

04-05_Inhalt_DP_0612 08.05.12 15:56 Seite 5

LEICHT

Texte auf Stufe A2 des GER

MITTEL

Texte auf Stufe B1 des GER

SCHWER

Texte auf den Stufen B2 bis C2 des GER

GER Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen

IN DIESEM HEFT: 15 SEITEN SPRACHSERVICE 30 Lernen mit Literatur Expertentipps für deutschsprachige Bücher

MITTEL

33 Wortschatz Diesmal: im Drogeriemarkt

LEICHT

34 Übungen zu den Themen des Monats Mehr Sicherheit mit Wörtern und Texten



36 Mahlzeit! Serie: Neues von der Familie Lang 37 Schreiben • Sprechen • Verstehen Briefe schreiben • Am Flughafen • Eissorten



SAMMELKARTEN

39 Raten Sie mal! Zwei Rätsel zu den Themen des Monats

LEICHT MITTEL SCHWER

MITTEL

LEICHT MITTEL MITTEL SCHWER

40 Grammatik Länder und Nationalitäten

LEICHT

41 Gesehen & gelesen Kreative Texte in der Werbung; plus: Comic

MITTEL

44 Lösungen • Kundenservice • Impressum Lösungen der Übungen • Wer macht was bei Deutsch perfekt?

56 DER MEDIENGIGANT AUS GÜTERSLOH Vom Provinzverlag zu einem der größten Medienhäuser der Welt – das ist die Geschichte von Bertelsmann. Mehr über die Firma und ihre Väter lesen Sie im sechsten Teil der Serie „Dynastien, Entscheider, Patriarchen“. SCHWER

45 Starthilfe • Gut zu wissen Extra-Service Übersetzungen in Englisch, Spanisch,

Französisch, Italienisch, Polnisch, Russisch, Türkisch

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LEICHT SCHWER

LESEN & HÖREN Auf www.deutsch-perfekt.com können Sie Texte mit diesem Symbol hören. Diesmal:

17 Das neue Tor der Hauptstadt Aus drei Flughäfen wird einer

MITTEL

64 Eine Stadt wird zum Museum Ai Weiwei und seine 1001 Chinesen

SCHWER

(7 deins! Hier schreibt Wlada Berliner und Touristen

LEICHT

MEHR ALS 800 ERKLÄRUNGEN VON SCHWIERIGEN WÖRTERN



lockere Umgangssprache negativ Vorsicht, vulgär! ungefähr, etwa



Gegenteil von ... langer, betonter Vokal ¢ kurzer, betonter Vokal , ¿er Plural-Formen o

LERNEN MIT DEUTSCH perfekt -PRODUKTEN Deutsch perfekt Audio: der Trainer für Hörverständnis und Aussprache, auf CD oder als Download (siehe Seite 20). Achten Sie im Heft auf dieses Symbol! Zu diesen Artikeln können Sie Texte und Übungen auf Deutsch perfekt Audio hören.



Deutsch perfekt Plus: 24 Seiten Übungen und Tests zu Wortschatz und Grammatik (siehe Rückseite dieses Hefts). Achten Sie im Heft auf dieses Symbol! Zu diesen Artikeln finden Sie Übungen in Deutsch perfekt Plus. Deutsch perfekt im Unterricht: kostenlos für alle Lehrer, die Deutsch perfekt abonniert haben (siehe Seite 20).

62 EINE STADT WIRD ZUM MUSEUM Am 9. Juni beginnt in Kassel eine der wichtigsten Kunstausstellungen der Welt: die Documenta. Hunderttausende werden das Spektakel besuchen. Was macht die Documenta so interessant? Und warum findet sie gerade in dieser hessischen Stadt statt?

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DEUTSCH perfekt

SCHWER

www.deutsch-perfekt.com: noch mehr Informationen und Übungen.

Kundenservice www.spotlight-verlag.de [email protected]

Tel. +49 (0)89 / 8 56 81-16 Fax +49 (0)89 / 8 56 81-159 5

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KURZ & KNAPP LEICHT



VIEL GELD FÜR REISEN der Reiseweltmeister, - Volk: Es reist am meisten. der M„rkt, ¿e hier: ≈ Kauf und Verkauf der W¡rbeträger, Medium: Man benutzt es für Werbung. (die W¡rbung von: werben = versuchen, ein Produkt sehr bekannt zu machen) geb“ldet mit sehr guter Ausbildung und guten Kenntnissen Person: Sie antwortet auf der/die Befragte, -n Fragen z. B. in einem Interview. verreisen eine Reise machen

Deutsche machen gerne in Bayern Urlaub Wie zum Beispiel in der Stadt Regensburg

1200 JAHRE ZURÜCK wie im / aus dem Mittelalter (das M“ttelalter historischer Zeitraum von ungefähr 500 bis 1500 nach Christus) die Klosterstadt, ¿e Stadt mit einem Kloster im Zentrum Kirche mit Wohn- und (das Kloster, ¿ Arbeitshäusern: Dort leben und arbeiten sehr religiöse Männer oder Frauen.) bauen hier: Häuser machen das Jahrh¢ndert, -e Zeit von 100 Jahren der Unternehmer, Person: Ihr gehört eine Firma, und oft ist sie auch Chef der Firma. der Kaiser, oberster Monarch gab Prät. von: geben der {chse, -n männliches, kastriertes Rind Das erste Haus s¶ll ≈ Man plant, dass das ... werden. erste Haus … wird. der H„ndwerker, Person: Sie arbeitet beruflich mit Händen und Werkzeugen. damals hier: im Mittelalter der L„ndkreis, -e mehr als zwei Kommunen: Sie haben zusammen eine Administration. m“ttelalterlich

ÄRGER WEGEN JESUS-COMIC die W¡rbung von: werben = versuchen, ein Produkt sehr bekannt zu machen der J•nger, ≈ Schüler von Jesus die F¶lge, -n hier: Konsequenz, Resultat die B“schofskonferenz Organisation der katholischen Bischöfe (der B“schof, ¿e Person mit hoher Position in der Kirche) zur•ckgezogen Part. II von: zurückziehen = hier: aus den Medien nehmen der Spot, -s engl. kurzer Film, der für ein Produkt Werbung macht verw¡nden ≈ benutzen MODE MIT MORAL ökonomisch und ökologisch korrekt hergestellte Mode “m Tr¡nd sein modern sein der Naturschutz von: Natur schützen = so leben, dass es für die Natur gut ist die Ökomode

ÜBERSETZUNGEN IN SIEBEN SPRACHEN AUF SEITE 45/46

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VIEL GELD FÜR REISEN Für ihre Liebe zum Reisen sind die Deutschen bekannt. Aktuelle Untersuchungen sagen: Sie sind noch immer Reiseweltmeister. Dass Deutsche für ihren Urlaub außerdem gerne viel Geld ausgeben, ist jetzt das Resultat der Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse (AWA). So geben 44 Prozent der Deutschen nur noch für Wohnung und Essen mehr Geld aus. Speziell sehr gebildete Menschen sehen Reisen als gute Investition. In den letzten zwölf Monaten vor der AWA sind 56 Prozent der Befragten mindestens fünf Tage lang verreist. Erst wenn die Menschen 70 Jahre und älter sind, reisen sie weniger. Wichtiger als das Alter ist aber die finanzielle Situation der Menschen für das Reisen. Deutsche, die mehr Geld haben, fahren öfter in Urlaub. Das populärste Urlaubsland der Deutschen ist ihr Heimatland. 27 Prozent machen dort Urlaub, besonders oft an der Ost- und Nordsee und in Bayern. Außerhalb des eigenen Landes reisen Deutsche zum Beispiel gerne nach Spanien, Italien und Österreich – und das am liebsten mit dem Auto: 61 Prozent der Deutschen wählen dieses Verkehrsmittel, 44 Prozent das Flugzeug und nur zwölf Prozent die Bahn. An der AWA haben 20 000 Personen ab dem Alter von 14 Jahren teilgenommen. DEUTSCH perfekt

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1200 JAHRE ZURÜCK

eine kleine Holzkirche werden. Historiker, Architekten und Archäologen werden die Handwerker beim Bau beraten. Aber die Experten hoffen auch, dass sie selbst etwas über den Alltag im Mittelalter lernen. Zum Beispiel, wie die Menschen damals Häuser gebaut und Essen gemacht haben. Stadt, Landkreis und Europäische Union haben die ersten Jahre des Projekts mit rund einer Million Euro finanziert. Auch die Besucher in Meßkirch müssen das Mittelalter akzeptieren. Es wird dort keinen Kaffee geben, kein Eis und keine Pommes frites.

ÄRGER WEGEN JESUS-COMIC Der österreichische Getränkehersteller Red Bull hat wegen seiner Werbung in Südafrika Ärger bekommen. In dem Comicfilm läuft Jesus übers Wasser. Seine Jünger fragen, ob das die Folge des Energy-Drinks ist. Jesus antwortet, dass man nur wissen muss, wo im Wasser die Steine liegen. Das sieht die katholische Bischofskonferenz in Südafrika als Blasphemie. Dort hat der Getränkehersteller den Spot deshalb zurückgezogen. Auch in Brasilien haben Christen die Werbung kritisiert. Der Getränkehersteller sagt, dass der Spot nicht blasphemisch ist, weil Jesus darin über das Wasser laufen kann, ohne Red Bull zu trinken. Christen haben die österreichische Firma schon öfter kritisiert, weil sie in ihren Werbespots Bibelpassagen verwendet.

MODE MIT MORAL Ökomode ist in Deutschland immer mehr im Trend. Menschen, die Ökokleidung herstellen oder kaufen, wollen Mode mit Naturschutz und Moral verbinden. Designer finden immer neue kreative Ideen für die Kollektionen. So stellt zum Beispiel das Label Ehrensache aus alten Rettungswesten Handtaschen her. Der Berliner Designer Daniel Kroh macht aus alter Arbeitskleidung moderne Streetwear. Speziell in Berlin gibt es immer mehr kleine Läden, die ökologisch hergestellte Produkte aus fairem Handel anbieten. Sie wollen zeigen, dass Kleidung und Accessoires trotzdem elegant, stilvoll oder cool aussehen können. 6/12

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die Ehrensache

≈ Sache: Sie ist gut, und man findet es ganz normal, sie zu tun. die R¡ttungsweste, -n ≈ Jacke ohne Arme, damit man in Notfällen nicht ertrinkt (ertr“nken sterben, weil man zu lange unter Wasser war) der faire H„ndel Einkauf und Verkauf von Produkten zu einem ökonomisch korrekten Preis stilvoll mit (viel) Stil BAYERISCHE CHEFS VERDIENEN AM MEISTEN das B¢ndesland, ¿er Teil von einer föderalistischen Republik br¢tto Lohn vor dem Abzug von Kosten und Steuern (der [bzug, ¿e von: abziehen ≈ hier: wegnehmen, bezahlen) “m D¢rchschnitt ≈ meistens: Das ist normal. die S¶nderzahlung, ≈ Extrazahlung, z. B. für -en besonders gute Arbeit n¡tto Lohn nach dem Abzug von Kosten und Steuern

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BAYERISCHE CHEFS VERDIENEN AM MEISTEN Gleiche Arbeit bedeutet in Deutschland oft nicht gleicher Lohn. Das sagt eine Untersuchung von Stepstone. Das Jobportal hat publiziert, in welchen deutschen Bundesländern Experten und Chefs wie viel verdienen. Das Resultat: In Bayern verdienen sie brutto am meisten Geld – im Durchschnitt nämlich 51 900 Euro im Jahr, ohne Sonderzahlungen. Bei einem Single ohne Kinder sind das netto ungefähr 30 000 Euro im Jahr. Auf dem zweiten Platz ist Hessen mit 51 100 Euro, auf dem dritten Baden-Württemberg mit 50 200 Euro. Mecklenburg-Vorpommern ist mit 32 000 Euro auf dem letzten Platz. An der Untersuchung von Stepstone haben 60 000 Besucher der Internetseite teilgenommen. 7

FOTOS: BAYERN TOURISMUS MARKETING GMBH; VEREIN KAROLINGISCHE KLOSTERSTADT E. V.; EHRENSACHE.BIZ

In Baden-Württemberg wird ab nächstem Jahr eine komplett mittelalterliche Klosterstadt gebaut – mit historischen Werkzeugen und Plänen aus dem neunten Jahrhundert. Das ist die Idee von Bert Geurten. Der Unternehmer will bei Meßkirch zwischen Donau und Bodensee eine karolingische Klosterstadt bauen wie zur Zeit des im Jahr 814 gestorbenen Kaisers Karl der Große. Das Projekt wird wahrscheinlich rund 40 Jahre dauern. Denn beim Bau sind keine Maschinen erlaubt und keine anderen Werkzeuge oder Hilfsmittel, die es im Mittelalter nicht gab. So sollen zum Beispiel Ochsen beim Transport helfen. Das erste Haus soll

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KURZ & KNAPP LEICHT



WER IST EIGENTLICH …?

ANSHU JAIN ANSHU JAIN erf¶lgreich hier: so, dass man eine tolle Karriere hat (der Erf¶lg, -e positives Resultat) der Banker, - engl. Person: Sie arbeitet bei einer Bank. f¶lgen auf hier: weitermachen nach die W“rtschaftsÖkonomie wissenschaft, -en SCHIMPANSEN HELFEN BEI KONFLIKTEN verm“tteln hier: versuchen, einen Konflikt zu lösen herausgefunden Part. II von: herausfinden = hier: lernen Teil von einer föderalistider Kanton, -e schen Republik beobachten hier: genau sehen, was die Tiere machen der Vorteil, -e Plus der F¶rscher, Person: Sie arbeitet für mehr Wissen. das F¢tter Essen für Tiere das Weibchen, weibliches Tier

der M“tarbeiter, -

DER GUTE TIPP Angestellter

3 FRAGEN das W¡tterhoch, -s ≈ Luftmasse mit hohem Luftdruck; Antizyklone (der L¢ftdruck ≈ Effekt physikalischer Energie der Luft) das Tief, -s ≈ Luftmasse mit niedrigem Luftdruck die Patenschaft, -en hier: Vertrag: Man kauft z. B. ein Hoch und hilft mit dem Geld dem Institut. die W¡tterbeobach- von: das Wetter beobachten tung = versuchen zu sehen, was mit dem Wetter passiert nachfragen hier: durch Fragen prüfen, ob etwas stimmt der W„ssersportler, - Person: Sie macht viel Wassersport. das Bes¶ndere das Spezielle GLÜCKLICHE MENSCHEN die M„rktforschung systematische Untersuchung von ökonomischen Konditionen für Angebot und Kaufinteresse der Menschen befragen hier: systematisch Fragen stellen zu einem Problem KULT UM DIE KASSETTE der }msatz, ¿e Summe aller Verkäufe in einer speziellen Zeit der TonträgerSektor der Wirtschaft für markt, ¿e Tonträger (der Tonträger, z. B. CD, Kassette) aufnehmen hier: speichern DEUTSCHE GEHEN NICHT OFT INS KINO d¢rchschnittlich ≈ meistens: Das ist normal. das Stat“stische Administration für ganz B¢ndesamt Deutschland: Sie publiziert Statistiken.

Er ist einer der erfolgreichsten Banker der Welt. Jetzt ist er, zusammen mit dem Deutschen Jürgen Fitschen, Chef der Deutschen Bank: Anshu Jain. Der Inder folgt in dieser Position auf den Schweizer Josef Ackermann. Zum ersten Mal kommt mit Jain ein Chef der Bank nicht aus einem deutschsprachigen Land. Viel wissen die Deutschen trotzdem nicht über den 49-Jährigen. Jain ist im indischen Ort Jaipur geboren. An den Universitäten Delhi in Indien und Massachusetts in den USA hat er Wirtschaftswissenschaften und Finanzen studiert. Seit 1995 arbeitet der Investmentbanker für die Deutsche Bank in London – mit so viel Erfolg, dass er dort oft der bestverdienende Angestellte ist. Medien schreiben, dass er der Superstar der Firma ist. Privat fotografiert Jain gerne Tiere und Landschaften in Afrika. Außerdem spielt er Kricket. Der Banker ist Millionär und religiös. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Als Bankchef wird Jain die meiste Zeit des Jahres in Frankfurt am Main leben und erst einmal Deutschunterricht nehmen.

SCHIMPANSEN HELFEN BEI KONFLIKTEN Nicht nur Menschen hören bei Streit gerne eine dritte Meinung. Auch Schimpansen lassen bei Konflikten andere vermitteln. Das haben die Anthropologen Carel van Schaik und Claudia Rudolf von Rohr von der Universität Zürich herausgefunden. Sie haben eine Gruppe von elf Schimpansen im Zoo Gossau im Schweizer Kanton Sankt Gallen beobachtet. Das Resultat: Schimpansen helfen anderen in Konfliktsituationen – auch, wenn es ihnen selbst keinen Vorteil bringt. In 69 von 438 Konfliktsituationen hat ein neutraler Schimpanse vermittelt, sagen die Forscher. Dieser war immer männlich und in der Hierarchie der Gruppe oben. In den Konfliktsituationen haben sich die Schimpansen um Futter und, die männlichen Tiere, um Weibchen gestritten.

DER GUTE TIPP Nicht alle Eltern haben in der ersten Zeit nach der Geburt ihres Kindes Großeltern oder Freunde in der Nähe. Deshalb gibt die Organisation Wellcome Hilfe nach der Geburt. Die freiwilligen Mitarbeiter von Wellcome helfen den Eltern mit dem Baby, spielen mit den Geschwistern oder kaufen für die Familie ein. Unter www.wellcome-online.de kann man Helfer in seiner Nähe suchen. Außerdem informiert das Portal über die beruflichen Erfahrungen der mehr als 2000 Helfer. Wellcome gibt es an fast 200 Orten in Deutschland.

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3 FRAGEN an Julia Sieland. Die 23-Jährige gibt am Berliner Institut für Meteorologie Wetterhochs und -tiefs Namen. Was kaufen die Menschen öfter: Hochs oder Tiefs? Hochs. Oft schenken Männer ihren Frauen ein Hoch mit ihrem Namen. Aber Hochs sind nicht immer weiblich. Dieses Jahr haben die Tiefs weibliche und die Hochs männliche Namen. Nächstes Jahr wechselt das wieder. Wir dürfen auch nur vom Standesamt akzeptierte Namen nehmen. Es müssen aber keine deutschen sein. Ein Hoch dieses Jahr heißt wirklich „Peng“. Das ist ein chinesischer Name. Da haben wir vorher beim Standesamt nachgefragt.

Hochs. Da passiert mehr. Wassersportler zum Beispiel kaufen bei uns auch lieber Tiefs. Die Patenschaften für Hochs und Tiefs des nächsten Jahres gibt es aber erst wieder ab Ende September. Unser Angebot ist populär. Denn es ist etwas Besonderes, wenn man dann im Radio oder im Fernsehen den Namen seines Hochs oder Tiefs hört.

Was gefällt Ihnen persönlich besser? Ich mag die Tiefs am liebsten. Die sind meteorologisch interessanter als

GLÜCKLICHE MENSCHEN Sehr viele Deutsche sind der Meinung, dass sie ein glückliches Leben haben – nämlich 87 Prozent. Das sagt eine Untersuchung der GfK Marktforschung. Dass die Deutschen sich trotzdem oft beschweren, ändert an dem Resultat nichts. Und es geht noch weiter mit den glücklichen Deutschen: Neun von zehn Angestellten gehen gerne zur Arbeit. Das sagt eine Untersuchung des Marktforschungsinstituts Forsa. Es hat mehr als 1000 Angestellte ab 18 Jahren befragt.

KULT UM DIE KASSETTE Sie ist Kult, sie ist stabil, und viele Deutsche sind mit ihr erwachsen geworden: die Kassette. Aber heute ist sie eine Rarität. 2010 hat die Kassette nur noch 0,7 Prozent des Umsatzes am deutschen Tonträgermarkt gemacht. Jetzt hat auch das Kassetten-Label Europa seine Neuproduktion der Tonträger gestoppt. Trotzdem, ein paar extreme Fans wollen sich nicht trennen und feiern die Kassette mit viel Nostalgie. Deshalb nimmt das Label Europa zum Beispiel die Detektivserie „Die drei ???“ immer noch auf Kassette auf. Es wird also noch dauern, bis es in Deutschland keine mehr gibt.

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DEUTSCHE GEHEN NICHT OFT INS KINO Nur 1,6 Mal ist jeder Deutsche im letzten Jahr durchschnittlich ins Kino gegangen. Das sagt das Statistische Bundesamt. Mit dieser Zahl sind die Deutschen unter dem Durchschnitt der Europäischen Union von 1,9 Kinobesuchen. Am populärsten sind die Filmtheater in Irland. Dort ist im letzten Jahr jeder Einwohner durchschnittlich 3,6 Mal ins Kino gegangen.

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FOTOS: PICTURE ALLIANCE; WELLCOME GGMBH; PRIVAT; ISTOCKPHOTO/THINKSTOCK

Warum geben Sie dem Wetter denn Namen? Das ist ein Projekt von uns Berliner Meteorologie-Studenten. Die Menschen können bei uns eine Patenschaft für ein Hoch oder ein Tief kaufen. Dann dürfen sie dem Wetterphänomen einen Namen geben und bekommen darüber ein offizielles Dokument. Ein Hoch kostet 299 Euro, ein Tief 199 Euro. Hochs dauern meistens länger, deshalb sind sie teurer. Mit dem Geld können wir die 24-stündige Wetterbeobachtung weiter finanzieren. Wir wollen nicht, dass Maschinen an der Stelle von Menschen diese Arbeit machen. Leider geht der Trend in der Wetterbeobachtung immer mehr zu Automatenstationen.

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KURZ & KNAPP LEICHT



HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!

CAMPINO

CAMPINO Person: Sie singt vor Publikum. n“cht mehr viel zu hier: kein … mehr sein tun haben m“t ... das Thema, Themen hier: Inhalt von einem Lied hier: von der Stadt Düssellokal dorf die Wahl, -en von: wählen offiziell bitten, dass viele aufrufen zu Leute … tun der Sænger, -

FLIRTEN IM AUTO intensives Gefühl von Ärger hier: Person: Sie benutzt ein Internetportal. der Mediengestal- ≈ Experte/Spezialist für ter, Medientechnik die Wut der N¢tzer, -

ANZUG MACHT 60 JAHRE ÄLTER n¢tzen ≈ benutzen einsetzen hier: benutzen der K¶pfhörer, Gerät: Man trägt es am Kopf und hört damit z. B. Musik. der H¡lm, -e ≈ spezieller Hut aus hartem Plastik oder aus Metall

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Nur wenige Deutsche kennen seinen richtigen Namen: Andreas Frege. Aber als Campino ist der Sänger der PunkBand Die Toten Hosen nicht nur in Deutschland bekannt geworden. Die Musikgruppe gibt es schon seit 30 Jahren. Sie hat mehr als 1000 Konzerte in vielen Ländern gespielt. Speziell in Südamerika haben Die Toten Hosen viele Fans. Manche Deutsche kritisieren, dass die Band schon lange viel zu kommerziell geworden ist und mit Punk nicht mehr viel zu tun hat. Campino sagt immer wieder seine Meinung zu politischen Themen und nimmt zum Beispiel an Projekten gegen Rassismus teil. Der Sänger diskutiert gerne in Talkshows. Außerdem hat er in ein paar Filmen mitgespielt. Zum Beispiel in Palermo Shooting von Wim Wenders. Die Toten Hosen kommen aus Düsseldorf und zeigen viel Lokalpatriotismus. So haben sie dem Düsseldorfer Fußballklub Fortuna Düsseldorf und dem lokalen Eishockeyteam finanziell geholfen. Als das Zweite Deutsche Fernsehen einmal zur Wahl der 100 größten Deutschen aufrief, war Campino auf Platz 65. Am 22. Juni wird er 50 Jahre alt.

FLIRTEN IM AUTO Wut auf andere Verkehrsteilnehmer, kuriose Selbstgespräche oder der Flirt an der Ampel – Autofahren ist manchmal eine ziemlich emotionale Sache. Für alle, die anderen Autofahrern auch zu Hause vor dem Computer noch etwas sagen möchten, gibt es das Internetportal flinyu.com. Dort kann man sehen, ob ein anderer Verkehrsteilnehmer eine Nachricht an das eigene Nummernschild geschrieben hat. Oder man kann sich registrieren und selbst über das Autokennzeichen eines anderen den Kontakt suchen. Der Student Constantin Essmeyer hatte zusammen mit seinem Schulfreund Michael Lauer die Idee für das Portal, weil immer wieder Autofahrer mit Zeitungsanzeigen andere Verkehrsteilnehmer suchen. Lauer sagt, dass 83 Prozent der flinyu-Nutzer männlich sind. Über Besucherzahlen will der Mediengestalter nichts sagen. Aber: Die meisten Nachrichten auf dem Portal sind Flirtversuche oder Komplimente, dann Grüße, und an letzter Stelle kommen negative Kommentare. „Flinyu funktionert dann richtig, wenn es jeder kennt“, sagt Lauer.

ANZUG MACHT 60 JAHRE ÄLTER

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FOTOS: SLAVICA; AGEMAN.DE

Wie ist es, wenn man alt ist? Wie gut kann man dann noch gehen, stehen, hören und sehen? Antworten auf diese Fragen bekommt man im Altersanzug Age Man. Die Idee dazu hatte schon 1995 der Saarländer Gundolf Meyer-Hentschel. Er untersucht, was ältere Menschen brauchen. Den Age Man haben bis jetzt Firmen genutzt, um mehr über die Wünsche älterer Kunden zu lernen. Jetzt setzen den Altersanzug auch die Universitäten in Berlin und Köln ein. In einem Seminar an der Freien Universität Berlin ziehen zum Beispiel Medizinstudenten den Altersanzug an. Sie sollen für den Arztberuf lernen, ältere Menschen besser zu verstehen. Die Studenten ziehen dicke Bandagen an und tragen Kopfhörer, mit denen sie viel schlechter hören. Der Anzug macht sie außerdem elf Kilogramm schwerer. So können sie viel langsamer gehen. Durch einen Helm sehen die Studenten auch sehr schlecht. Das Experiment zeigt: Der Alltag als alter Mensch ist nicht einfach.

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6773 Seiten von Deutsch perfekt in digitaler Form – das ist die Bilanz in diesem Monat, in dem wir unser 80. E-Paper feiern. Feiern Sie mit: mit einem kostenlosen E-Paper von dieser Ausgabe! Sie bekommen mit unserem E-Paper genau die gleichen Inhalte wie in der gedruckten Ausgabe – dies aber im PDF-Format, sehr schnell und mindestens 15 Prozent günstiger. Probieren Sie es aus: Lesen Sie Deutsch perfekt auch auf Ihrem Computer, Tablet oder Smartphone.

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Einfache Navigation Sie klicken ein Thema an und kommen so direkt zu der Seite, auf der der Text steht. Das funktioniert auf dem Titel, im Inhaltsverzeichnis und auf allen anderen Seiten des EPapers, auf denen wir auf eine andere Seite verweisen.

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SPEZIAL BERLINS ZUKUNFT – MEINUNGEN SCHWER

Keine andere Stadt in Deutschland verändert

„BERLIN BLEIBT BERLIN“ sich so dynamisch wie Berlin. Mit dem neuen

Unglaublich, was sich in den letzten 21 Jahren in dieser Stadt verändert hat – politisch, geografisch, architektonisch! Ich glaube, keine andere Stadt der Welt hat sich friedlich so sehr bewegt. Berlin ist heute mehr denn je ein Magnet für junge Künstler: Keine andere Stadt hat so viele Opernhäuser, Galerien, Musicals, Theater. Ein Grund dafür: Im Gegensatz zu anderen Metropolen kann man sich hier immer noch eine Wohnung leisten, die auch noch schön ist – nicht wie in New York, wo Kakerlaken im Badezimmer herumkriechen. Das beste Beispiel, wie sehr Berlin anzieht, bin ich selbst: Mit 30 hatte ich in New York Karriere gemacht und war erfolgreich. Trotzdem musste ich tagsüber als Kindergärtnerin arbeiten, um genug Geld zusammenzubekommen. Dann bekam ich ein Jobangebot aus Berlin: eine Vollzeitstelle in der Tanzfabrik. Ich bin ohne Familie und Freunde, ohne die Sprache zu können hierher gekommen – und es war wie eine Befreiung! Berlin ist ein toller Ort, um sich neu zu definieren. Das Vorurteil über Deutsche, sie seien kalt und humorlos, hat sich überhaupt nicht bestätigt. Man wird hier mit offenen Armen empfangen. Diese Stadt besitzt Energie – vielleicht auch, weil so viele verschiedene Welten aufeinanderprallen. Nicht zu vergessen:

Flughafen macht die deutsche Hauptstadt wieder einen großen Schritt nach vorne. Aber wohin geht die Reise? FRANZISKA

LANGHAMMER fragte:

Wohin bewegt sich Berlin?

Berlin macht Spaß! Ob Joggen um einen See wie die Krumme Lanke oder die Klubs, die Musikszene, das Ausgehen – da findet sich für jeden was. In die Zukunft sehe ich optimistisch: Berlin bleibt Berlin, egal, was passiert. Gayle Tufts (51), Moderatorin und amerikanische Entertainerin, wohnt seit 21 Jahren in Berlin

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mehr d¡nn je (jemals

hier: mehr als jemals in seiner Geschichte überhaupt einmal)

die Kakerlake, -n

≈ schwarzes Insekt, das Nahrungsmittel beschädigt und unangenehm riecht

her¢mkriechen „nziehen

hier: sich durch einen Raum bewegen hier: ≈ den Wunsch machen, dorthin zu fahren tagsüber während des Tages die V¶llzeitstelle, -n Arbeitsstelle, an der man zwischen 35 und 42 Stunden pro Woche arbeitet die Befreiung, -en von: sich befreien = sich frei machen s“ch neu definieren eine neue Identität finden m“t ¶ffenen [rmen mit Freude empfangen empf„ngen aufein„nderprallen hier: (Gegensätze) zusammentreffen ≈ alle Menschen, die im Bereich Musik und die Musikszene Entertainment arbeiten Da findet jeder etwas, was zu seinen Da f“ndet s“ch für jeden w„s. Interessen passt. hier: Frau, die auf einer Veranstaltung die Moderatorin, -nen Ansagen macht und Redner vorstellt

DEUTSCH perfekt

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„DIE MITTE WIRD WICHTIGER“ Berlin wird immer interessanter für Kreative werden. Grund sind die Kultur der Stadt und ihre Lebendigkeit, ihre urbane Atmosphäre. Das ist auch die wichtigste Grundlage für den Touristenboom. Nach der Sommerpause wird außerdem der neue Flughafen Schönefeld eingeweiht. Er wird die beiden Bundesländer Berlin und Brandenburg zusammenschweißen. Damit werden die Mitte und der Südosten Berlins wichtiger werden. Und auch die neuen Personen in der Berliner Politik versprechen einen großen Schritt vorwärts. Seit 1989 ist viel passiert. Trotzdem gilt immer noch: Berlin ist gerade erst bei gut der Hälfte davon, was durch den Mauerfall an neuen Entwicklungen möglich geworden ist. Volker Hassemer (68) war 13 Jahre lang Senator in Berlin. Seit 2006 ist er Vorsitzender der Stiftung Zukunft Berlin. urban einweihen zus„mmenschweißen ein großer Schr“tt vorwärts der Mauerfall der Senator, die Senatoren der/die Vorsitzende, -n die St“ftung, -en

städtisch mit einer Zeremonie eröffnen machen, dass man sich eng verbunden fühlt hier: eine positive Entwicklung in der nahen Zukunft Öffnung der Grenze hier: Mitglied der Regierung von Berlin Person, die eine Organisation leitet hier: Organisation für einen bestimmten Zweck

„BERLIN IST NICHT FERTIG!“ Rom ist ewig, Paris für Verliebte – und Berlin? Berlin ist nicht fertig! Die deutsche Hauptstadt war lange geteilt und kam erst vor rund 20 Jahren auf die touristische Landkarte zurück. Seitdem präsentiert sie sich als junge, dynamische und weltoffene Metropole im Herzen Europas – und erfindet sich immer wieder neu. Berlin bietet neben Sehenswürdigkeiten und vielen Veranstaltungen auch viel Raum zur Entspannung. Das

besonders wohl. Sie richten sich in alten Fabrikhallen oder Hinterhäusern ein, zeichnen, komponieren, schnei-

fasziniert Gäste aus Großbritannien, Italien und Frankreich ebenso wie aus den USA und Russland. Aber nicht nur Touristen kommen. Auch Kreative aus der ganzen Welt machen die deutsche Hauptstadt zu ihrer Wahlheimat. Warum? Ganz einfach: Berlin lässt jeden rein. Berlin lässt jeden machen. Hier glänzen innen Wände, während

dern oder kochen, bemalen ein 1300 Meter langes Mauerstück oder stellen eine 30 Meter hohe Skulptur in die Spree. Berlin bleibt damit immer in Bewegung, ermöglicht freies Denken und besitzt eine ganz besondere Atmosphäre. Deshalb hat dieses „Gesamtkunstwerk“ auch Zukunft und wird immer neue Besucher und Künstler anlocken. >

außen Fassaden bröckeln. Hier ist es wichtiger, eine gute Geschichte zu erzählen als Statussymbole spazieren zu tragen. Deshalb fühlen sich Künstler in der Hauptstadt

Katharina Dreger (30) arbeitet bei der Tourismusorganisation Visit Berlin dafür, dass auch in Zukunft viele Menschen die Hauptstadt besuchen.

FOTOS: LOTHAR STEINER/IMAGEBROKER/OKAPIA; GAYLE-TUFTS.DE; HERMANN WILLERS; VISITBERLIN.DE

s“ch präsentieren die Entsp„nnung faszinieren glænzen brœckeln schneidern bemalen ermöglichen „nlocken

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DEUTSCH perfekt

hier: sich der Öffentlichkeit zeigen ≈ Erholung hier: sehr gut gefallen hier: in renoviertem, sehr gutem Zustand sein kaputtgehen und in kleine Stücke fallen hier: Kleidung/Mode machen hier: ein Bild / Bilder malen auf möglich machen jemandem Lust machen, an einen Ort zu kommen

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„BERLIN IST DAS ALPHAMÄNNCHEN“ Berlin ist das Alphamännchen unter den deutschen Städten. Hier kann jeder sein und leben, jeder hat Rechte. Was verbindet, ist dieser Zusammenhalt. Alles läuft hier ab. Ich hoffe, dass Berlin sich nicht weiterentwickelt wie in den letzten zehn Jahren: Die Stadt will Problembezirke zu Kultbezirken machen. Die Stadtteile Kreuzberg und Neukölln zum Beispiel wurden früher von der Stadt nicht großartig beachtet – heute will jeder dort wohnen. So viele Studenten ziehen hierher! Ich erinnere mich noch, als ich vor zehn Jahren durch Neukölln gelaufen bin, da hat man kaum Touristen gesehen. Heute hört man an jeder Ecke Englisch, Französisch – neulich sogar Spanisch in der U-Bahn! Ich hab nichts gegen Studenten. Aber weil so viele Menschen in den letzten Jahren hierher gezogen sind, sind die Mieten gestiegen. Und viele Menschen, die seit Tag eins hier gewohnt haben, mussten ihre Wohnung räumen, weil sie sich die nicht mehr leisten konnten. Aber egal, wie es weitergeht: Berlin wird nicht altern. Und auch wenn es wieder out ist, hierher zu ziehen, wird es schon wieder in sein. Ich bin hier geboren und groß geworden. Und auch wenn ich nicht daran denken will: Ich hoffe, dass ich hier sterbe. Hüseyin Ekici (22) ist in Berlin-Neukölln geboren und aufgewachsen. Der Schauspieler ist zum Beispiel in der Fernsehserie „Lindenstraße“ zu sehen. das [lphamännchen, - höchstes männliches Tier einer Gruppe der Zus„mmenhalt Solidarität, Gemeinsamkeit „blaufen ≈ passieren, stattfinden der Bez“rk, -e hier: ≈ Stadtteil großartig hier: besonders, sehr hier: sehr lange; seit ihrer seit Tag eins Geburt räumen hier: verlassen, ausziehen aus

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„BERLIN BRAUCHT DAS RICHTIGE MASS“ Der Wahnsinnsvorteil von Berlin: Es hat in den letzten 100 Jahren eine unglaubliche Geschichte erlebt. Viele Leute kommen heute noch, um nach Spuren des Mauerfalls zu suchen. Fast die Hälfte meines Lebens habe ich Berlin geteilt erlebt. Ich bin in Brandenburg geboren, und Berlin war immer so etwas wie die große Schwester. Wie oft habe ich mich in den Zug gesetzt und bin in die Stadt gefahren, um mich zu amüsieren, auf geile Konzerte zu gehen, meinen Horizont zu erweitern! Und mittendrin hat man die Teilung mitbekommen: Etwa, wenn man nach der Kneipe nochmal draußen unterwegs war – da war mit dem Spazieren an der Brücke plötzlich Schluss, weil dort Ostberlin angefangen hat. Das macht was mit den Leuten. Und mit dem, was die Leute machen. Als die Mauer dann gefallen war, habe ich mir die Stadt voll gegeben. Es gab so viel Raum für jeden, der etwas machen wollte. Die Wohnungen haben nichts gekostet, alles war erlaubt, eine flirrende, wilde Zeit – das Aufregendste, was ich mir vorstellen kann! Schon traurig, dass heute manche Klubs, die es jahrzehntelang gab, ersatzlos ausfallen. Andererseits wachsen so viele Sachen nach! Die Leute, die in die Stadt ziehen, suchen sich Orte, die andere nicht auf der Karte haben. Orte, an denen sich Künstler ausprobieren können. In der Hinsicht finde ich: Berlin braucht das richtige Maß. War es zum Beispiel tatsächlich notwendig, die O2World zu bauen, diese riesige Veranstaltungshalle an der Warschauer Brücke? Es wäre schon schön, wenn die Stadt Räume behalten würde, in denen sich Künstler entwickeln können. Gunnar Spies (41), Schlagzeuger der Berliner Elektropop-Gruppe Mia, wohnt seit 1991 in der Stadt. der Wahnsinnsvorteil, -e der Mauerfall s“ch amüsieren geil seinen Horiz¶nt erweitern m“tbekommen s“ch ... v¶ll geben fl“rrend aufregend ers„tzlos ausfallen nachwachsen n“cht auf der K„rte haben “n der H“nsicht riesig der Schlagzeuger, (das Schlagzeug, -e

sehr großer Vorteil, toller Vorteil Öffnung der Grenze Spaß haben super, toll mehr Kenntnisse/Wissen bekommen hier: erfahren ≈ extrem Freude haben an ... hier: ≈ unruhig, verrückt ≈ spannend ohne Alternative hier: nicht mehr existieren hier: neu gegründet werden, starten ≈ nicht kennen ≈ wenn man diesen Aspekt betrachtet sehr groß Person, die Schlagzeug spielt Rhythmusinstrument, auf das man schlägt)

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„BERLIN BIETET EINE BEISPIELLOSE WISSENSCHAFTSLANDSCHAFT“

Wo’s hingeht mit Berlin, ist eine ziemlich schwierige Frage. Allein in den letzten fünf Jahren hat sich so viel geändert. Wenn man sich etwa Kreuzberg anschaut: Das Viertel wird immer beliebter, auch bei Touristen. Die schlechte Seite davon: Das Angebot richtet sich auch immer mehr nach den Bedürfnissen der Touristen aus. Wohnungen werden aufgekauft und zu Ferienwohnungen umgestaltet, und die Urberliner müssen wegziehen. Wie das in 15 Jahren aussieht? Im besten Fall gibt es eine gute Durchmischung. Der kreative Charme von Berlin bleibt erhalten, und auch Touristen haben die Möglichkeit, mittendrin zu sein und die Stadt authentisch mitzuerleben. Im schlimmsten Fall wird es leerer in Berlin: Weil es sich keiner mehr leisten kann, im Zentrum zu wohnen, werden die Berliner in die Randbezirke gedrängt. Umso wichtiger ist es, dass sich auch aus politischer Hinsicht was tut in der Stadt: Unsere Partei etwa will den Einfluss der Bürger stärken, damit sie früh genug bei Problemen mitentscheiden können – und nicht erst, wenn es fünf vor zwölf ist.

Ohne die Vergangenheit geht es nicht. Ein Nachdenken über die Zukunft kann ich mir nicht vorstellen, wenn es nirgendwo beginnt – vor allem bei einer Stadtgeschichte wie der Berlins mit so vielen Brüchen. Die aktuelle Kreativund Wissenschaftslandschaft Berlins ist geprägt von dieser Geschichte. Ihr vielfältiges Angebot, die innovativen Ideen und Verbindungen ziehen nicht nur junge Leute aus der ganzen Welt zum Studieren an, sondern auch immer öfter international hochkarätige Wissenschaftler. Berlin bietet eine beispiellose Wissenschaftslandschaft. Von der engen Nachbarschaft und dem aktiven Austausch der Humboldt-Universität mit Forschungseinrichtungen und technologierorientierten Firmen haben Studenten und gestandene Forscher Vorteile. Unser Hauptziel ist die Interdisziplinarität. Das Zusammenarbeiten von Philosophen, Medizinern und Biologen zum Beispiel, wie es auf unserem lebenswissenschaftlichen Campus rund um die Charité ausgezeichnet funktioniert, ist dafür das beste Beispiel. Um uns herum tobt das Leben, aber man kann in Berlin auch produktive Ruhe zum Forschen finden.


die L„ndesbibliothek, -en (das B¢ndesland, ¿er Teil einer föderalistischen Republik) das Wohnviertel, - Stadtteil mit Wohnhäusern die Erœffnung, -en von: eröffnen = zum ersten Mal öffnen die F¶rschung Arbeit für mehr Wissen

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BER STATT BBI Berlin Brandenburg International, kurz BBI: So wurde der neue Flughafen jahrelang genannt. Dann musste ein neuer Name gefunden werden. Es wurde nämlich bekannt, dass der indische Regionalflughafen Bhubaneswar die Abkürzung BBI schon benutzt. Aus BBI wurde so BER – Flughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt, nach dem früheren Bundeskanzler, der auch Regierender Bürgermeister von Berlin war. 1971 bekam er für seine auf Frieden zwischen Ost und West ausgerichtete Politik den Friedensnobelpreis. die [bkürzung, -en

wenige Buchstaben, die an der Stelle eines Wortes stehen, z. B. usw. = und so weiter Titel des Bürgermeisters der Regierende B•rgermeister, von Berlin, der gleichzeitig Chef des Bundeslandes Berlin ist (das B¢ndesland, ¿er Teil einer föderalistischen Republik) ausgerichtet auf orientiert an der Friedensnob¡l- Geld für Personen oder preis, -e Organisationen, die für (politischen) Frieden aktiv sind

FOTOS: ALEXANDER OBST UND MARION SCHMIEDING/FLUGHAFEN BERLIN BRANDENBURG; BERND SETTNIK/PICTURE ALLIANCE/DPA

der H¡ktar, -

Größe: 1 Hektar = 10 000 Quadratmeter das Fußballfeld, -er Platz, auf dem Fußball gespielt wird die Flugsicherung, Firma, die z. B. Starts von -en Flugzeugen kontrolliert und organisiert der Fluglotse, -n hier: Person, die Start und Landung von Flugzeugen am Flughafen kontrolliert die Flughafengesell- Firma, der ein Flughafen schaft, -en gehört die L„ndebahn, -en Weg, auf dem Flugzeuge landen sanieren hier: ≈ reparieren der }mzug, ¿e von: umziehen das Kreuz, -e zwei kurze Linien: Eine Linie ist horizontal, die andere liegt in der Mitte vertikal darüber. aus Versehen ohne Absicht entstehen hier: gemacht werden das }msiedlungs- hier: Projekt, das Menschen projekt, -e motiviert, aus ihrer Heimat wegzugehen und an einen neuen Ort umzuziehen st¡llvertretend hier: ≈ in zweiter Position nach dem Bürgermeister der {rtsvorsteher, - Leiter eines Ortes das D¶rfgemeinHaus in einem Dorf, das alle schaftshaus, ¿er Gruppen dort z. B. für Versammlungen oder Veranstaltungen benutzen dürfen beschließen entscheiden nah dr„n in direkter Nähe verh„ndeln über etwas diskutieren, um ein Problem zu lösen oder etwas zu vereinbaren

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südliche Bahn des alten Flughafens; sie wurde länger gemacht und saniert. Beide Bahnen sind Monate vor dem Umzug fertig geworden. „Im Winter mussten wir Kreuze auf die neue Bahn kleben, damit die Piloten nicht aus Versehen darauf landen“, erzählt Franzke, während die Besucher im Bus über das Flughafenareal fahren. Als der Bus auf das Terminal zufährt, zeigt Franzke auf den Platz davor. „Da, wo die Parkplätze gebaut werden, war früher der Tiefe See von Diepensee“, sagt der 29-Jährige. Neues Terminal Passagiere finden alles unter einem Dach Das Dorf war genau dort, wo jetzt das neue Terminal steht. Die 335 Einhier bis zu 3000 Bauarbeiter“, sagt Christiwohner zogen alle zusammen in ein Neuan Franzke, der seit vier Jahren Besucher baugebiet in Königs Wusterhausen, circa 15 über die Baustelle führt. Zusammen mit Kilometer entfernt. Dort ist ein komplett dem Areal des alten Flughafens wird der neues Diepensee entstanden. Es war das neue Airport 1470 Hektar groß, so groß wie größte Umsiedlungsprojekt für den neuen rund 2000 Fußballfelder. Flughafen. Alles unter einem Dach – das ist das „Für uns war schnell klar, dass wir wegPrinzip des neuen Hauptstadtflughafens. Es wollen“, sagt Helmut Mayer. Der 77-Jährige gibt nur ein Terminal, das auf sechs Etagen war in den 90er-Jahren stellvertretender alles hat, was ein moderner Großflughafen Bürgermeister von Diepensee. Heute sitzt er braucht: In den beiden unteren Etagen ist als Ortsvorsteher des neuen Diepensee in der Bahnhof mit sechs Gleisen. Im Erdgeseinem Büro im neuen Dorfgemeinschaftsschoss ist der Ankunftsbereich, darüber auf haus. „Als 1996 der Bau des Großflughafens zwei Etagen der Abflugbereich mit 94 beschlossen wurde, war noch gar nicht klar, Check-in-Schaltern und 150 Geschäften, wo der genau hinkommen wird“, erzählt er. Cafés und Restaurants. In der vierten Etage „Aber wir wussten, dass wir nicht so nah ist die Besucherterrasse. dran wohnen wollten.“ Höher als die Terrasse ist nur der 76 Meter Mit der Flughafengesellschaft verhanhohe Tower der Flugsicherung. „Wir haben delten die Diepenseer über ihre Umsiedlung zwar nicht den höchsten, der steht nämlich – mit Erfolg: Alle ihre Wünsche wurden in Düsseldorf, aber sicher den teuersten“, sagt Franzke. 36 Millionen Euro hat der Flughafen spielen Mehr als 10 000 Freiwillige haben den Betrieb sechs Monate lang getestet Tower gekostet. Die Fluglotsen werden von dort aus im Durchschnitt 700 Starts und Landungen pro Tag koordinieren – so die Prognose der Flughafengesellschaft. 27 Millionen Passagiere pro Jahr sollen in den ersten Jahren in Schönefeld starten und landen. Der Tower steht zwischen den beiden Start- und Landebahnen. Die Südbahn wurde neu gebaut, sie ist aus Beton, 4000 Meter lang und 60 Meter breit. Die 3600 Meter lange Nordbahn aus Asphalt ist die DEUTSCH perfekt

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erfüllt, und sie durften ihr Dorf selbst neu planen. Wer ein Haus mit Garten hatte, bekam ein neues Haus mit Garten. Mieter durften den Grundriss ihrer neuen Wohnung selbst wählen. Alle durften sich ihre Nachbarn neu aussuchen. Diepensee bekam ein Dorfgemeinschaftshaus mit Saal und Kegelbahn und einen neuen Kindergarten. 2004 zog das Dorf um, auch der Friedhof wurde umgesiedelt. Mehr als 80 Millionen Euro hat die Umsiedlung gekostet – bezahlt hat das meiste davon die Flughafengesellschaft. „Für uns ist es gut gelaufen“, sagt Mayer. „Die meisten fühlen sich hier wohl.“ Beim Abriss des Dorfes waren sie aber nicht dabei. „Das hätte zu sehr wehgetan“, sagt er. In den letzten Monaten sind viele Diepenseer aber ärgerlich geworden. Wie viele Menschen, die in der Nähe des Flughafens leben, ärgern sie sich über die Flugrouten, die die Deutsche Flugsicherung festgelegt hat. Denn die Flugzeuge können zwar parallel starten, müssen dann aber eine Kurve fliegen – über den Süden Berlins und ein paar Orte in Brandenburg, wie zum Beispiel auch über Königs Wusterhausen. Seit die Routen bekannt wurden, demonstrieren Tausende Anwohner dieser Orte gegen den zu erwartenden Lärm. Der Flughafen ist kurz vor der Eröffnung zum Politikum geworden.

Trotzdem ist eines sicher: Berlin und Brandenburg werden Vorteile durch den Flughafen haben. Durch ihn wird es viele neue Arbeitsplätze in der Region geben. 20 000 Menschen werden am Flughafen arbeiten, nach einer Prognose der Flughafengesellschaft können 40 000 neue Arbeitsplätze in der Region entstehen. Auch die brandenburgische Regierung spricht von einer dynamischen Entwicklung. Sechs Arbeitsvermittler suchen direkt am Flughafen nach Bewerbern für Hunderte Stellen. Schon die Baustelle hat Arbeitsplätze geschaffen: Nach Angaben der Flughafengesellschaft haben rund 360 Firmen aus der Region mitgebaut. Sehr hoch sind aber auch die Kosten: Rund 2,5 Milliarden Euro hat der Bau gekostet. Die Arbeiten werden auch nach der Eröffnung weitergehen, deren Termin im Mai zum zweiten Mal verschoben wurde. „Es wird nicht alles fertig sein“, sagt Christian Franzke. „Aber der Flugbetrieb kann starten.“ Damit das gelingt, haben Flughafenmitarbeiter und insgesamt 10 000 Komparsen seit November alle Abläufe ausprobiert – vom Check-in bis zu einer Notlandung. Richtig interessant wird es in der Nacht vor der Eröffnung. Dann werden die Großgeräte und Fahrzeuge vom alten Flughafen in Tegel nach Schönefeld

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gebracht. 600 Fahrten über die Autobahn sind nötig, fünf Stunden wird der rund 40 Kilometer lange Weg für den Umzug gesperrt. Wenn alles klappt, heißt es am nächsten Morgen für einen A330 von Air Berlin und einen A380 der Lufthansa: „Ready for Take-off.“ < erf•llen

hier: Realität werden lassen, was sich jemand wünscht der Gr¢ndriss, -e Form und Größe, die die Räume einer Wohnung oder eines Hauses haben s“ch aussuchen wählen der Saal, Säle sehr großer Raum die Kegelbahn, -en ≈ Weg für eine Art Bowling mit neun Holzfiguren der Friedhof, ¿e Ort, an dem die Toten liegen gut laufen hier: ohne Probleme funktionieren s“ch wohlfühlen zufrieden sein der [briss, -e von: abreißen = kaputt machen hætte … wehgetan Konj. II der Vergangenheit von: wehtun f¡stlegen hier: ≈ entscheiden sich auf der Straße treffen, demonstrieren gegen … um gegen … zu protestieren der [nwohner, hier: Person, die direkt am Flughafen wohnt erw„rten hier: meinen, dass es ... geben wird Ereignis oder Sache von das Politikum, Politika großer politischer Wichtigkeit die Entw“cklung, -en von: sich entwickeln = zu etwas werden; hier auch: wachsen der [rbeitsverPerson, die hilft, einen mittler, Arbeitsplatz zu finden sch„ffen hier: machen, dass es … gibt nach [ngaben auf der Basis von Informationen der FlughafenAngestellter beim Flughafen mitarbeiter, der Komp„rse, -n hier: Person, die z. B. einen Passagier spielt der [blauf, ¿e hier: Reihenfolge, was wann bei einem Start oder einer Landung passiert das Fahrzeug, -e Transportmittel, z. B. Auto sp¡rren ≈ schließen: Dort kann man nicht fahren.

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FOTOS: MARION SCHMIEDING UND ALEXANDER OBST/FLUGHAFEN BERLIN BRANDENBURG; GÜNTER WICKER/PHOTUR/FLUGHAFEN BERLIN BRANDENBURG

Bald ist Schluss Seit 1960 war Berlin-Tegel der wichtigste von bis zu vier Berliner Flughäfen

Flughafenbaustelle Sechs Jahre Bauzeit

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SPEZIAL BERLINS ZUKUNFT – START-UPS MITTEL

Berlin will die Start-up-Hauptstadt Europas werden. Was jetzt noch fehlt, ist das große Geld – und die Akzeptanz für die Gründer.

JOHANNES GERNERT hat die

wichtigsten Start-ups und die Menschen, die dahinterstehen, kennengelernt.

Silicon City Spiele fürs Netz Das Berliner Start-up Wooga feiert damit große Erfolge

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der Gr•nder, dah“nterstehen

Person, die eine Firma startet hier: planen, organisieren und verantwortlich sein das Erlebnis, -se hier: ≈ interessante Erfahrung h„ndeln m“t kaufen und verkaufen begeistert enthusiastisch s¶lche (-r/-s) von der genannten Art s“ch „nfühlen wie hier: wirken die Dotcom-Blase, Phänomen in der Wirtschaft, -n als es während des Booms von Dotcom-Firmen hohe finanzielle Spekulationen gab pl„tzen plötzlich kaputtgehen erträumen ≈ sich überlegen der Unternehmer, - Besitzer/Leiter einer Firma das N¡tzwerkSpiel für eine Gruppe von spiel, -e Personen im Internet

V

or Kurzem erst hat Ashton Kutcher, der Hollywood-Schauspieler und Start-upInvestor, zusammen mit anderen fast eine Million Euro in das Berliner Start-up Gidsy investiert. Ein Portal, auf dem Menschen mit Erlebnissen handeln. Eine Graffiti-Tour durch Berlin gibt es da zum Beispiel für 15 Euro. Alle sind wieder begeistert von den Chancen solcher Internetideen. Von Berlin. Christophe Maire kennt das alles. Die Begeisterung für die vielen jungen Leute in DEUTSCH perfekt

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Investor Christophe Maire Sind die Chancen diesmal besser als Anfang der 90er-Jahre?

Maires Augen sind hinter seiner dunklen Brille von Dolce & Gabbana kaum zu erkennen. „So viele Ideen, die Anfang der 2000er erträumt wurden, werden jetzt Realität“, sagt er, der Online-Unternehmer, der Angel-Investor. Mehr als 400 Start-ups sind seit 2005 in der Hauptstadt gegründet worden, hat die Plattform deutsche-startups.de festgestellt. Ganz vorn: Wooga, einer der größten Netzwerkspiele-Programmierer der Welt. Es werden immer ein paar Start-ups genannt, bei denen man ganz besonders auf Erfolg

Auch die New York Times schreibt jetzt wieder von einer Silicon Alley in Berlin.

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Starke Meinungen über Menschen, Orte und Dinge publizieren: Das ist die Idee des Berliner Start-ups Amen. Mit einer strukturierten Vorlage kann man Sätze bilden wie: „Berlin is the Best Place for Making the Next Big Thing Ever.“ Die Sätze kann man dann wie eine Twitternachricht publizieren. So entstehen Listen von Zeitungen, Cafés oder Schauspielern. Felix Petersen, ein Mann mit runden Brillengläsern mit schwarzem Rand und dünnem Bart: Er hat Amen zusammen mit dem ersten Programmierer von Twitter gegründet – einem dieser US-Start-ups, die schon lange Zeit ganz groß sind. Zwei Millionen Dollar Risikokapital hat Petersen gesammelt, ein Teil davon von dem USamerikanischen Schauspieler Ashton Kutcher. die Vorlage, -n b“lden entstehen der R„nd, ¿er gr•nden

hier: Modell hier: formulieren hier: gemacht werden hier: Außenseite der Brille starten

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FOTOS: WOOGA; TXTR GMBH

Firmen mit komischen Namen. Die Investoren, die vom neuen Silicon Valley Europas sprechen und auch dieses Mal wieder Berlin meinen. Es muss sich für ihn manchmal anfühlen wie eine Wiederholung. An einem sonnigen, warmen Tag sitzt er auf einer Bank auf einem Dach über Berlin und spricht über seine Hoffnungen. Dass diesmal keine Dotcom-Blase platzt, wie Ende der 90er-Jahre. Auch damals waren alle begeistert von den Ideen aus Berlin.

hoffen darf: Gidsy, Amen, Readmill, EyeEm und Soundcloud. Maire hat in alle investiert. Er gibt Geld, berät und hilft mit Kontakten. Maire ist der Chef der Firma txtr, die ihr Geld mit E-Book-Läden verdient. Er ist der Gründer von Gate5, dessen Leute inzwischen für Nokia 3D-Kartenlandschaften auf Smartphones bringen. Er ist der Investor von Soundcloud, in dem manche das nächste Youtube sehen. Außerdem hat er Geld in die Meinungsplattform Amen gesteckt, in die auch der Hollywood-Kapitalist Ashton Kutcher investiert hat. >

AMEN

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EYEEM Florian Meissner will mit seinem Start-up EyeEm den Kontext von Fotos erkennen. EyeEm soll funktionieren wie ein Magnet. Ein Foto zieht andere Fotos an. Wer ein Bild von einem Skateboard hochlädt, kriegt andere Skateboardbilder gezeigt. „Du verlierst dich in einer Entdeckungsreise“, sagt Meissner. Sie sammeln Informationen: Wo ist ein Foto aufgenommen worden? Wie war das Wetter? Was haben die Leute dazu geschrieben? Damit die Fotos dann die richtigen anderen anziehen. „nziehen

hochladen s“ch verlieren “n aufnehmen

hier: ≈ machen, dass automatisch ähnliche Fotos gezeigt werden hier: auf der Plattform speichern hier: alles andere vergessen wegen hier: fotografieren

Der Investor kam aus Hollywood Florian Weber, Caitlin Winner und Felix Petersen (von links) von der Firma Amen

Wooga-Chef Jens Begemann Als einziger der zehn besten Social-Gaming-Anbieter nicht aus den USA

Inzwischen, sagt Maire, „wird Berlin anerkannt.“ Auch die New York Times schreibt jetzt wieder von einer Silicon Alley in Berlin. Und natürlich existiert schon die Seite siliconallee.com – „German Tech News in English“. Es gibt in diesen Berliner Alleen mehrere große Camps von Investoren, aus denen die gefeierten Start-ups entstehen. Da wären die Samwer-Brüder, die mit Plattformen wie dem Klingeltondienst Jamba Online-Millionäre wurden und seitdem mit ihrer Firma Rocket Internet andere Gründer beraten und finanzieren. Es gibt das Team Europe von Lukas Gadowski, der das in Deutschland ab 2005 sehr schnell gewachsene soziale Studentennetzwerk StudiVZ mitgegründet hat (das aktuell aber mit Facebook zu kämpfen hat). Und es gibt Atlantic Ventures des Schweizers Christophe Maire. Wie alle wartet Maire jetzt auf einen Beweis, dass in Berlin auch ganz große Dinger entstehen können. Dieser Beweis könnte Soundcloud heißen. „Soundcloud“, sagt er, „könnte zeigen, dass eine wesentliche Plattform fürs Internet in dieser Stadt entstehen kann.“ Mehr als zehn

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Millionen Menschen nutzen den Dienst. Die Idee von Soundcloud ist einfach: Man kann Musik austauschen und Stücke sekundengenau kommentieren, wenn einem eine Stelle besonders gut gefällt. Anfangs haben das vor allem Leute aus der Techno-Szene getan. Jetzt werden es immer mehr. Soundcloud ist eine typische Berliner Start-up-Geschichte. Ihr erstes Büro war ein kleines dunkles Zimmer, in dem ein paar Leute arbeiteten. Die Möbel hatten sie zusammengesammelt. Die Mieten in der Stadt waren billig, ihre Klubs weltbekannt. Maire war ihr Mentor. Er kannte Eric Wahlforss, einen der Soundcloud-Gründer, von Gate5. Ein „Produktmensch“, sagt Maire. Maire half Wahlforss und den anderen, in London Startkapital zu organisieren. Heute arbeiten zehn Mal so viele Leute bei Soundcloud wie in den ersten Monaten: ungefähr 80. Zur richtigen Tech-Stadt fehlen Berlin noch große Investoren. Eine parlamentarische Kommission hat vor Kurzem bessere Finanzierungsmöglichkeiten für Start-ups gefordert und das französische Modell als positives Beispiel genannt, das Risikokapitalgebern niedrigere Steuern verspricht. Die Investoren aus New York und London landen jetzt aber öfter in Berlin. Die deutsche Risikokapitalfirma Earlybird hat inzwischen ein Büro in der Hauptstadt. In einer Studie hat Earlybird gezeigt, dass europäische DEUTSCH perfekt

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Risikokapitalisten höhere Gewinne machen als Kollegen in den USA. Ein Grund dafür könnte die Interneteuphorie der späten 90er-Jahre sein. Und ihre Konsequenzen. Im März 2000 platzte die Dotcom-Blase. Maire hat die Zeit nach dem Crash am Neuen Markt nicht vergessen. „Da hat keiner an gar nix geglaubt“, sagt er. Er weiß, dass diese Geschäfte ohne Begeisterung nicht funktionieren. Er weiß auch, dass die Vorsicht eine Versicherung ist. Er rät seinen Gründerschülern zur Ruhe. Soundcloud hat früh eine erste Version der Community ins Netz gestellt. Um festzustellen, ob es jemanden interessiert. Wenn Gründungen nicht funktionieren, sind sie nach kurzer Zeit am Ende, sagt Alexander Hüsing von deutschestartups.de. Bevor die erste Dotcom-Blase platzte, habe man manchmal weiter Millionen in Projekte investiert, die wenig Erfolge gezeigt hatten. Heute werde genauer geprüft. Speziell in den letzten zwölf Monaten fließt mehr und mehr Geld nach Deutschland, sagt Hüsing: „Die Finanzierungsrunden werden größer. Die Kapitalgeber setzen darauf, dass hier etwas Großes entsteht.“ The next big thing. „Die kritische Masse ist jetzt erreicht“, sagt Maire. Seit ein, zwei Jahren. Es gibt Cluster, Firmen, die sich austauschen. Jonathan Teklu spricht von einem Ökosystem, das mit jeder neuen Investition

DEUTSCH perfekt

süchtig, sagt er. Der Rest wird schon irgendwie.
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FOTO: DAVE AND LES JACOBS/BLEND IMAGES/CORBIS

denen es für jede Seite eine Übersetzung gibt. Andere Bücher haben Vokabelerklärungen in den Fußnoten der Seiten. Manche Bücher haben am Ende auch einen Lern- und Übungsteil mit Aufgaben, extra Texten und Informationen zu Autor und Buch. „Diese Art von Literatur kann sehr hilfreich sein“, sagt Dorner. „Der Leser ist mit dem Text nicht allein und beschäftigt sich gleichzeitig noch intensiver mit Thema und Schriftsteller.“ Allgemein gilt: Natürlich ist beim Lesen alles erlaubt. Es kann auch sinnvoll sein, Lernlektüre und Originaltexte zu kombinieren – wenn man intensiv über einen Text nachdenken und viel Zeit investieren möchte. Fest steht: Am ambitioniertesten und schwierigsten sind deutschsprachige Originaltexte. Aber auch hier gibt es Expertentipps für ein Erfolgserlebnis. Nicht nur, dass manche deutschsprachige Texte für Lernende besonders empfehlenswert sind

(siehe Kasten Seite 32). Auch die Art des Lesens spielt eine elementare Rolle. Der große Vorteil von Originaltexten ist, wie schon das Wort sagt, dass sie authentisch sind. Von der Handt sagt: „Nur durch Originaltexte lernt man typisch deutschsprachige Wortkombinationen – sogenannte ‚chunks’ – kennen. Ein Beispiel ist ‚die schöne Loreley’. Der Leser merkt, dass Adjektiv und Substantiv in diesem Fall zusammengehören.“ Originaltexte versprechen also die intensivste Spracherfahrung.

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von der Handt. „Sprechen und Verstehen hängen eng zusammen.“ Sprechen und außerdem natürlich Hören: Wenn es den Text auch als Hörbuch gibt, kann man ihn ergänzend hören. Das hilft beim Verstehen und unterhält gleichzeitig.

Mehr als Lesen Das Kapitel – oder vielleicht das ganze Buch – ist zu Ende? Das muss nicht alles sein. Experten empfehlen, sich auch nach dem Lesen noch mit dem Inhalt des Textes zu beschäftigen. Zum Beispiel mit einem Lernpartner, der das Gleiche gelesen hat. In manchen Städten bietet außerdem das Goethe-Institut Literaturklubs an. Besonders aktiv ist der Buchklub im schottischen Glasgow. Bibliothekarin Eva Baillie erzählt: „Wir lesen deutsche Gegenwartsliteratur. Teilnehmer sind Deutschlerner auf hohem Niveau und Muttersprachler.“ Bei den Treffen diskutieren die Teilnehmer meistens vor allem über den Inhalt, manchmal gibt es Gruppenaufgaben. Außerdem sind immer wieder Auto-

WELCHE TEXTE EXPERTEN EMPFEHLEN Die Buchtipps von Martin Lange vom Fachverband für Deutsch als Fremdsprache: 2 Alfred Andersch: Sansibar oder der letzte Grund

Der Roman des deutschen Autors Alfred Andersch aus dem Jahr 1957 erzählt vom Schicksal von fünf Menschen. Sie alle treffen sich zufällig im Herbst 1937 in der kleinen Ostsee-Hafenstadt Rerik. Unter ihnen sind der Kommunist Gregor und die Jüdin Judith, die wegen der Nationalsozialisten aus Deutschland emigrieren will. 2 Mark Haddon: Supergute Tage oder die sonderbare Welt des Christopher Boone (englischer Originaltitel: The Curious Incident of the Dog in the Night-Time) Hauptperson im ersten Nicht-Kinderbuch des britischen Autors Mark Haddon ist der 15-jährige autistische Junge Christopher Boone. Er lebt mit seinem Vater in der englischen Kleinstadt Swindon – und in seiner ganz eigenen Welt. Der deutsche Titel spielt darauf an, dass für den 15Jährigen „supergute“ Tage kommen, wenn er fünf rote Autos in einer Reihe vorbeifahren sieht. 2 Sherlock Holmes von Arthur Conan Doyle „Diese Bücher empfehle ich für Lerner als Übersetzungen ins Deutsche. Viele Menschen haben die Detektivgeschichten schon in ihrer Muttersprache gelesen. So versteht man sie besser“, sagt Lange. Karin Ritter, Redakteurin beim Hueber Verlag, empfiehlt diese drei Bücher: 2 Wladimir Kaminer: Meine russischen Nachbarn und Mein Leben im Schrebergarten

Ritter empfiehlt die kurzen, lustigen Geschichten über Russen in Deutschland wegen der interessanten interkulturellen Perspektive. 2 Elke Heidenreich und Bernd Schroeder: Rudernde Hunde; daraus zum Beispiel den Text „Das Geheimnis der chinesischen Wäscherei“ „Diesen anrührenden Text habe ich gerne als Dozentin in der Erwachsenenbildung im Deutschals-Fremdsprache-Unterricht benutzt“, sagt Ritter. 2 Rafik Schami: Eine deutsche Leidenschaft namens Nudelsalat der F„chverband, ¿e das Sch“cksal, -e die Jüdin, -nen s¶nderbar der Originaltitel, „nspielen auf die Redakteurin, -nen franz. der Verlag, -e der Schrebergarten, ¿ rudern das Geheimnis, -se die Wäscherei, -en „nrührend die Doz¡ntin, -nen die Erw„chsenenbildung

Organisation für spezielle Interessen von Firmen oder Vereinen Ereignisse im Leben eines Menschen, an denen er nichts ändern kann Frau, deren Religion die Thora als Basis hat ≈ seltsam, komisch Name einer Geschichte in der Sprache, in der sie geschrieben wurde indirekt etwas sagen ≈ Journalistin Firma, die Zeitungen, Zeitschriften oder Bücher herstellt kleiner Garten in einem Kleingartenverein ein Boot mit Holzteilen durchs Wasser bewegen; hier: mit den Beinen Schwimmbewegungen machen geheime Sache Geschäft, in dem Wäsche gewaschen wird hier: ≈ schön, interessant hier: Lehrerin ≈ Unterricht für Erwachsene

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zus„mmenhängen

eine Verbindung haben

das Hörbuch, ¿er

Buchtext, der auf CD gesprochen wurde

die Gegenwartsliteratur, -en

Literatur aus der Zeit von heute

s“ch lohnen

Vorteile bringen

bei Inter¡sse

wenn man Interesse hat

nächstgelegen

näher als alle anderen

nachfragen

hier: fragen, ob es einen Leseklub gibt

DEUTSCH perfekt

FOTO: ELENATHEWISE/FOTOLIA

ren zu Gast. Das Angebot ist kostenlos, und jeder kann mitmachen. Ähnlich ist es beim „Leescafé“ des Amsterdamer Goethe-Instituts. Es lohnt sich also, bei Interesse beim nächstgelegenen Goethe-Institut einmal nachzufragen.
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FOTOS: WOLFGANG WESENER/BERTELSMANN STIFTUNG; BERTELSMANN AG

Jubiläum. Im Krisenjahr 2009 hatte das Unternehmen einen Verlust von rund 333 Millionen Euro gemacht. Ein Sparkurs war die Folge – mit Erfolg: Für die ersten sechs Monate im Jubiläumsjahr meldete das Unternehmen wieder Gewinne. Das Institut für Medienund Kommunikationspolitik setzte Bertelsmann im letzten Jahr auf Platz sieben der weltweit größten Medienkonzerne. 2011 lag der Gewinn des Unternehmens bei 1,7 Milliarden Euro. Den Gang an die Börse schließt man aktuell im Hause Bertelsmann nicht mehr aus. Fast jeder Deutsche hat täglich mit Bertelsmann-Produkten zu tun. Das Unternehmen verkauft seine Bücher, Zeitschriften, Fernsehsendungen und andere Dienstleistungen in mehr als 50 Länder. In Deutschland gehören zum Beispiel das Magazin Stern, das RTL-Fernsehen mit Sendungen wie „Deutschland sucht den Superstar“ und auch die Musikrechte an Elvis Presley dem Konzern. Mehr als 100 000 Menschen arbeiten für Bertelsmann. Am Anfang von all dem stand nur ein Mann: Der Drucker und Buchbinder

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IM EIGENEN INTERESSE 1977 gründete Reinhard Mohn die BertelsmannStiftung. Seitdem hat die Stiftung rund 750 Projekte auf den Weg gebracht. Auch die Arbeitsmarkt- und Hochschulreform der Regierung unter dem früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder hat sie in dessen Regierungszeit (1998 - 2005) unterstützt. Die Stiftung beschäftigt 330 Mitarbeiter und besitzt einen Anteil von 77,6 Prozent an Bertelsmann. Zuletzt war das Unternehmen wegen seiner Stiftung kritisiert worden. Der Autor Thomas Schuler (Bertelsmannrepublik Deutschland) erklärte, die Stiftung diene mit ihren Verbindungen zu Politik und Wirtschaft vor allem den Interessen des Unternehmens. Sie wolle gemeinnützig sein, sei aber eher eine Familienstiftung, in der Liz Mohn das letzte Wort habe. Stiftungschef Gunter Thielen erklärte: „In unserer heutigen Zeit ist es doch eine Illusion, dass eine Stiftung oder ein Unternehmen ein Land wie die Bundesrepublik nach ihren Vorstellungen formen oder prägen kann.“ Seit ihrer Gründung hat die Bertelsmann-Stiftung fast eine Milliarde Euro für Projekte ausgegeben.

FOTOS: ARVATO AG; RTL GROUP

die B¡rtelsmannSt“ftung

Organisation, die gesellschaftliche Themen untersucht und Lösungsmodelle entwickelt (die St“ftung, -en Organisation für einen bestimmten Zweck) auf den Weg br“ngen hier: dafür sorgen, dass etwas Wirklichkeit wird der [nteil, -e hier: Menge gekaufter Aktien (die [ktie, -n Dokument über den Besitz eines bestimmten Teils des Kapitals und des Gewinns einer Firma) % S. 46 das Unternehmen, - Firma % S. 46 gemeinnützig ≈ so, dass es für die Allgemeinheit ist und nicht nur für bestimmte Gruppen oder Personen eher hier: ≈ mehr das l¡tzte W¶rt entscheiden haben die Vorstellung, -en hier: Idee prägen hier: beeinflussen

Bertelsmann ist überall Der Verlag hat 2001 die Mehrheit bei Europas größtem Fernsehsender RTL übernommen

tersloh nach dem Krieg nichts mehr wissen wollte. Im Gegenteil: Lange hielt sich dort sogar die Legende, der Verlag habe – auch wegen seiner christlichen Überzeugung – in Opposition zum nationalsozialistischen Regime gestanden. Erst 1998, als Bertelsmann den Verlag Random House kaufte und damit zum größten Verlagshaus im englischsprachigen Gigantische Logistik Lagerhalle Raum wurde, schauten mit Bertelsmann-Produkten Medien und Öffentlichkeit genauer auf die Geschichte des Verlages. Bertelsmann war nun gezwungen, seine Vergangenheit von einer unabhängigen Kommission untersuchen zu lassen. Die Wahrheit kam heraus. Politisch unbelastet kam Mohns Sohn Reinhard 1947 mit 25 Jahren an die Spitze des Unternehmens. Ein Jahr zuvor war er aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt und sah die Druckerei und das Unternehmen zerstört. Mohn bekam eine Drucklizenz, aber die Deutschen wollten nach dem Krieg lieber Fahrräder und Essen als Bücher. 1950 gründeten Mohn und sein Mitarbeiter Fritz Wixforth den Bertelsmann Lesering. Die Idee eines Buchabonnements wurde zur Basis des heutigen Imperiums. Bertelsmann-Mitarbeiter fuhren nun mit fahrbaren Bücherregalen übers Land und brachten den Deutschen Bücher. Die Mitglieder des Buchklubs mussten mindestens einmal im Vierteljahr ein Produkt kaufen. Vier Jahre nach der Gründung hatte der Buchklub schon eine Million Mitglieder. 1958 gründete Mohn seine eigene Schallplattenfirma. Mit Künstlern wie Udo Jürgens und Peter Alexander wurde Ariola in kurzer Zeit zu einem der erfolgreichsten deutschen Plattenlabel. Kaum bemerkt von der Öffentlichkeit wurde aus dem Provinzverlag eines der größten deutschen Medienhäuser: 1964 kaufte Mohn die Berliner Filmproduktionsgesellschaft Ufa. Fünf Jahre später übernahm er zuerst 15 Prozent des Hamburger Druck- und Verlagshauses Gruner & Jahr (Stern), 1973 die Mehrheit. 1983 war Bertelsmann für drei Jahre – bis zur Fusion von Time und Warner – der größte Medienkonzern der Welt. 2001 übernahm das Unternehmen die Mehrheit bei RTL, Europas größtem Fernsehsender. Als Mohn 2009 mit 88 Jahren starb, war das Familienunternehmen aus der Provinz oben angekommen. Es war ein langer Weg von der christlichen Druckerei über den Verlag, der von nationalsozialistischer Propaganda profitierte – bis hin zum globalen Medienimperium. < der Raum ¢nbelastet

hier: Gebiet hier: unschuldig an den Verbrechen der nationalsozialistischen Partei die Sp“tze, -n hier: Chefposition, Leitung % S. 46 die KriegsgeZustand, dass man während eines fangenschaft, -en Krieges vom Feind gefangen ist zur•ckkehren zurückkommen das Buchabonne- hier: Mitgliedschaft in einem Buchklub ment, -s für längere Zeit

die Sch„llplatten- Firma, die Schallplatten produziert firma, -firmen (die Sch„llplatte, -n flaches, rundes, schwarzes Stück aus einer Plastikart (z. B. Vinyl) mit Musik) die Fusion, -en hier: Verbindung von zwei oder mehr Firmen zu einer Firma % S. 46 das Familienunter- Firma, die von einer Familie gegrünnehmen, det wurde und meistens auch von dieser geleitet wird profitieren Vorteile haben

Im nächsten Monat: Otto – der Einkauf kommt mit der Post, schon lang vor Amazon & Co. DEUTSCH perfekt

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REISETIPPS LEICHT

TEMPELHOFER FREIHEIT

FLENSBURG HISTORISCH AUFS MEER HINAUS

PICKNICK AUF DER PISTE Joggen, Radfahren, ein Picknick oder ein Fußballspiel: Früher war das auf diesem Berliner Areal absolut verboten. Wo heute ein Park ist, sind nämlich einmal Flugzeuge gestartet. Heute gibt es Führungen durch das frühere Flughafengebäude – es ist eines der längsten Gebäude der Welt. Auf dem Areal finden auch Ausstellungen und Radrennen statt. Besonders lieben die Berliner den früheren Flughafen Tempelhof aber wegen eines mehr als 60 Jahre alten Dramas: Über den Flughafen haben Amerikaner, Briten und Franzosen von 1948 bis 1949 zur Zeit der Berlin-Blockade Lebensmittel in die Stadt Tempelhof Projekt Gesellschaft Tel. +49 (0) 30/2 00 03 74 41 geliefert (siehe Deutsch perfekt 6/2008). www.tempelhoferfreiheit.de

MALLEITEN

Bis zu 30 historische Schiffe liegen im Museumshafen von Flensburg (SchleswigHolstein). Eines davon ist die Alexandra. Der Salondampfer von 1908 funktioniert noch immer. Er fährt nicht mit Diesel, sondern mit Kohle. Noch bis zum 7. Oktober können Interessierte mit dem Passagierdampfer auf der Flensburger Förde fahren. Dampfer Alexandra Tel. +49 (0) 4 61/2 12 32 www.dampfer-alexandra.de

METALL UND MEHR Komische Geräte tragen die Spaziergänger mit sich herum. Mit Sonden wollen sie altes Metall finden. In der Erde der Malleiten (Niederösterreich) liegen nämlich alte Münzen und Schmuck. Schon vor sehr langer Zeit haben dort Menschen gelebt. Vielleicht hat ihnen der Ort gefallen, weil es dort eine spezielle Energie gibt, wie Esoteriker glauben. Wer nicht daran glaubt, kann trotzdem eine schöne und einfache Wanderung machen, von Wöllersdorf vorbei an der Höhle Steinerner Stadel und dem Teufelsmühlenstein. Wenn den Wanderern heiß wird, machen sie einen Stopp im mehr als 80 Jahre alten Waldbad Piesting und gehen erst dann nach Wöllersdorf zurück. Gemeindeamt Wöllersdorf

LE KUKLOS WEITER BLICK Der Genfer See, das Rhonetal, das Matterhorn oder der Montblanc? Die Gäste des Kuklos wissen gar nicht, wo sie zuerst hinsehen sollen. Aber entscheiden müssen sie sich auch nicht. Das Panoramarestaurant liegt 2048 Meter über dem Meer und dreht sich langsam um 360 Grad – und das ganz umweltfreundlich. Zehn Solarpanele liefern dem Haus Strom. Mindestens zwei Stunden brauchen Wanderer von Leysin (Waadt) bis zum Kuklos. Schneller geht es mit der Restaurant Kuklos Tel. +41 (0) 24/4 94 31 41 Seilbahn. Sie fährt von Leysin in 15 Minuten auf den Berg. www.teleleysin.ch/de

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DEUTSCH perfekt

der Salondampfer, (die D„mpfmaschine, -n die Kohle, -n die Fœrde, -n

FLENSBURG Passagierschiff: Es fährt mit der Energie von einer Dampfmaschine. Maschine: Sie macht Wasser so heiß, dass es zu Nebel wird: Daraus macht sie Energie.) Material zum Heizen ≈ breiter Fjord ohne Berge

MALLEITEN spezielles Gerät braune oder schwarze Substanz: Pflanzen brauchen sie zum Leben. die M•nze, -n Geldstück aus Metall der Schm¢ck schönes Ding: Man trägt es z. B. am Finger oder am Ohr. die Höhle, -n natürliche Grotte das W„ldbad, ¿er hier: Schwimmbad im Wald: Die Pools sind draußen ohne Dach. das Gemeinde- Amt von einer Kommune amt, ¿er die S¶nde, -n die Erde

LE KUKLOS hier: Landschaft links und rechts vom Fluss Rhone entscheiden hier: unter verschiedenen Dingen wählen s“ch drehen hier: im Kreis fahren ¢mweltfreundlich gut für die Umwelt (die }mwelt ≈ Natur, Ökologie) das Solarpanel, technische Konstruktion: Sie -e stellt aus Sonnenenergie elektrische Energie her. die Seilbahn, -en Transportmittel: Damit kann man auf den Berg fahren. das Tal, ¿er

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FOTOS: TEMPELHOF PROJEKT GMBH; FÖRDERVEREIN SALONDÄMPFER ALEXANDRA E.V.; MICHAELA SCHARA/KULTKRAFTPLATZ.COM; JOSE CRESPO

Tel. +41 (0) 26 33/4 23 20 www.woellersdorf-steinabrueckl.at

TEMPELHOFER FREIHEIT hier: Weg: Dort starten und landen Flugzeuge. das Flughafen- großes Haus auf einem Flughafen gebäude, das Radrennen, - sportliches Kämpfen auf dem Fahrrad: Wer ist am schnellsten? (kæmpfen hier: versuchen, der/die Schnellste zu sein) die Ges¡llschaft, Menschengruppe: Sie lebt in -en einem sozialen und politischen System zusammen. die P“ste, -n

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DER BLICK VON AUSSEN SCHWER

KENNOSUKE EZAWA ÜBER DIE

DEUTSCHE STREITKULTUR Wie gewinnt man in Deutschland einen Streit? Die Antwort des Japaners ist: mit guten Argumenten – und mit ordentlichen Dokumenten. Denn

KENNOSUKE EZAWA ohne schriftliche Beweise hat man es schwer in diesem Land, vor allem Der Autor, geboren 1929 in Tokio, lebt seit 1958 in Deutschland. Er war mit einer Deutschen verheiratet, die vor ein paar Jahren gestorben ist. Ezawa hat an der Universität Tübingen (Baden-Württemberg) 23 Jahre lang deutsche Grammatik und Sprachtheorie unterrichtet. Er ist Chef der Ost-WestGesellschaft für Sprach- und Kulturforschung. Der Text ist aus seinem Buch Ein Japaner in Deutschland, in dem er den Charakter der Deutschen beschreibt.

der Kontrah¡nt, -en Gegner in einem politischen oder sportlichen Kampf (der Gegner, hier: Person, die eine andere Meinung hat) s“ch distanzieren hier: keinen Kontakt mehr haben wollen vielmehr/vielmehr ≈ im Gegenteil der Resp¡kt ≈ Akzeptanz anderer Meinung und Art zu handeln z¶llen ≈ deutlich zeigen meist meistens demjenigen hier: der Person bestehen “n hier: in einer bestimmten Art sein hochpeitschen starke Emotionen verursachen die St“mme erheben hier: laut streiten Ausdruck verleihen ≈ laut sagen nachgeben hier: einer anderen Person recht geben f¡chten mit einer Stoßwaffe (z. B. langes Messer) kämpfen die Kl“nge, -n hier: Waffe mit einem scharfen Eisenteil, z. B. langes Messer der Leib, -e Körper s“ch verteidigen sich schützen der }mstand, ¿e ≈ Aspekt sozusagen wenn man so sagen will der Schiedsrichter, - Person, die aufpasst, dass die Spieler korrekt spielen zunächst zuerst beh¡rrschen hier: sehr gut können seinen Lauf nehmen nicht zu stoppen sein entspr¡chend hier: passend zu einer bestimmten Situation

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an der Universität.

s ist in Deutschland nichts Schlechtes, sich DIE MACHT DER DOKUMENTE zu streiten, sondern, ganz im Gegenteil, Um in einem Streit zu siegen, muss man sich Menschen, die es nicht tun können, können hier gar nicht existieren. Wie der hier übliche natürlich entsprechend vorbereiten, wobei Ausdruck „Streitkultur“ zeigt, existiert sogar die zunächst das Wichtigste der Umgang mit Schriftallgemeine Ansicht, dass sich jeder Mensch richtig stücken ist. Wenn eine Quittung oder andere streiten können müsse. Gewinnt man einen sol- Unterlagen vorliegen, auf denen Datum, Betreff chen Streit, wird der Kontrahent einen nicht etwa und Aussteller eindeutig angegeben sind, braucht hassen oder sich von einem distanzieren, sondern man manchen Streit erst gar nicht anzufangen. vielmehr seinen Respekt zollen und in Zukunft Die Gläubigkeit der Deutschen gegenüber Schriftwird man sich meist mit demjenigen auch ohne stücken ist beinahe absolut zu nennen. Man denkt Streit einigen können. offenbar nicht an Möglichkeiten der UnkorrektAber damit dies möglich ist, gibt es hier eine heit oder Fälschung. Dies ist verständlich, wenn man bedenkt, dass bestimmte Art, sich zu streiten, die nicht darin besteht, einfach seine Gefühle gegenseitig hochzu- vor Gericht grundsätzlich nur schriftliche Dokupeitschen. So laut man seine Stimme auch erhebt, mente als sichere Beweise anerkannt werden. Mit Stempeln verhält es sich ähnlich. man darf seinen Kontrahenten „Streiten ist eine Obwohl man sie leicht fälschen nicht als Individuum verletzen, kann, besitzen sie mehr Macht als sondern muss mit Argumenten seiArt Sport.“ eine Unterschrift. In der Universität nen eigenen Gedanken Ausdruck verleihen und darf auf keinen Fall nachgeben. gibt es Fälle, in denen eine Unterschrift nicht Es handelt sich also um ein Fechten mit der genügt, sondern man einen Stempel braucht. Zur Klinge der Argumente, mit der man niemals den Herstellung von Akten oder Stempeln gehören entlebendigen Leib des anderen berührt. Natürlich sprechende faktische Voraussetzungen, und man verteidigt sich der andere ebenfalls mit seinen achtet auch bei ihrer Herstellung auf jedes einzelArgumenten und, wenn beide Seiten in ihrer Argu- ne Wort genau, sodass man meint, dass es so in mentation nicht nachgeben, führen irgendwann Ordnung ist. die äußeren Umstände wie die Zeit, das Aussehen Heutzutage, wo die Daten schnell elektronisch oder der Gewinn und Verlust zu einer Beendigung verarbeitet werden und Dokumente sehr einfach des Streites. Das ist dann sozusagen ein Sieg nach hergestellt und wieder gelöscht werden können, Punkten ohne Schiedsrichter. Es ist eine Art Sport, hat sich die Bedeutung von Schriftstücken zwar bei der zunächst getestet wird, ob der andere ihn geändert, aber bis heute sind Dokumente auf dem überhaupt beherrscht, und dann nimmt das Spiel verhältnismäßig langlebigen Medium Papier noch seinen Lauf. (…) immer die Grundlage der modernen Gesellschaft.

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Die Deutschen und die Ordnung Ohne Leitz-Ordner geht nichts

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durch Anstrengungen 100 Prozent, ja sogar mehr als 100 Prozent davon erreichen. Entsprechend exzessiv ist die Art des Ordnens von Dokumenten. Ich staunte sehr, als ich, gerade in Deutschland angekommen, zum ersten Mal einen Leitz-Ordner in der Hand hielt, der hier gewöhnlich als Mittel für das Ordnen von Unterlagen benutzt wird. Im mittleren Teil des Deckels waren zwei dicke Ringe aus Metall angebracht, die mit einem ebenfalls robusten Hebel aus Metall in der Mitte geöffnet werden konnten, um ein paar Unterlagen abzuheften. (…) Diese Ordner und Karteikästen werden so umfassend eingesetzt, dass ohne sie keine Universität, keine Behörde arbeiten könnte. Auch in normalen Haushalten werden sie benutzt; man kann sie im Supermarkt kaufen. Als ich im fünften und zehnten Jahr nach meiner Pensionierung meine Unterlagen gesammelt wegräumen wollte, hatte ich jeweils eine so große Anzahl von Ordnern, dass ich mir ein besonderes Verfahren für ihre Entsorgung ausdenken musste, weil sie wegen der darin enthaltenen Metallteile nicht einfach als Altpapier behandelt werden konnten.


erst am 6. Juni veröffentlichen. Natürlich werden vorher schon einige Namen lanciert. Zum Beispiel der von Julieta Aranda. Die Künstlerin aus Mexiko-Stadt lebt in Berlin und New York. Sie beschäftigt sich vor allem mit der menschlichen

Zusammenbruch und Wiederaufbau – das Motto passt zu Kassel.

FOTOS: UWE ZUCCHI/EPA/DPA; UWE ZUCCHI/DPA/LHE; ELWE GMBH; BORIS ROESSLER/DPA/LHE

Buchlohs hartes Urteil über die Stadt in der Mitte Deutschlands ist nicht ganz fair. Denn Kassel hat viel zu bieten. Zum Beispiel Europas größten Bergpark Wilhelmshöhe, viele wichtige Museen und eine Märchenstraße. Und eben vor allem die Documenta, eine der wichtigsten Kunstausstellungen der Welt. Nur die Biennale von Venedig, so sagt man, ist von vergleichbarer Bedeutung. Seit 1955 findet die Ausstellung der Superlative statt, zuerst alle vier, dann alle fünf Jahre. 130 000 Menschen kommen zur ersten Documenta, bei der letzten im Jahr 2007 sind es 750 000. Die Ausstellung dauert immer 100 Tage – deshalb auch der Name „Museum der 100 Tage“. Welche Künstler während dieser Zeit ihre Werke zeigen werden, darüber schweigt die Documenta-Leitung meistens bis zur Eröffnung. Dieses Jahr verraten die Veranstalter auf ihrer

Einige Installationen sind sehr lebendig Zur Arbeit der amerikanischen Choreografin Trisha Brown auf der Documenta 12 gehörten Tänzerinnen

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Diesen Kasten können Sie hören: www.deutsch-perfekt.com ) Audio ) Lesen & Hören

AI WEIWEI UND SEINE 1001 CHINESEN Auf der Documenta 12 im Jahr 2007 macht ein damals noch relativ unbekannter Künstler und Architekt aus China gleich zweimal auf sich aufmerksam – und wird weltberühmt: Ai Weiwei. Das eine Mal ist ein Unfall. Ais Werk, ein zwölf Meter hoher Holzturm mit dem Namen „Template“, stürzt während eines schweren Unwetters ein. Die Installation im Kasseler Park Karlsaue besteht aus Türen und Fenstern alter Häuser, die dem Bauboom in China zum Opfer gefallen sind. Ai nimmt das Unglück mit Humor. Sein Kommentar ist: „Der Preis hat sich soeben verdoppelt.“ Er lacht, als er das sagt. Die Installation sei jetzt besser als vorher, weil sie die Kraft der Natur beweist. „Template“ wird von da an eines der populärsten Kunstwerke der Ausstellung – und das meistfotografierte. Ai bringt 2007 noch ein weiteres Werk nach Kassel. „Fairytale“ heißt es, und es ist sehr lebendig: Der regimekritsche Künstler hat 1001 Chinesen zur Documenta eingeladen. Es sind Arbeiter, Angestellte, Studenten, Schweinebauern und Straßenhändler. Ai sagt: „Kunst und das alltägliche Leben müssen einander begegnen.“ In Kassel wohnen die Chinesen in einer leer stehenden Fabrik von Volkswagen. Eine spezielle Aufgabe haben sie nicht. Ai möchte, dass sie einfach die Zeit genießen. Heute gilt der 54-Jährige als soziales Gewissen Chinas. Er ist als Künstler und Autor aktiv, und immer wieder mit der chinesischen Regierung in Konflikt. aufmerksam m„chen auf relativ einstürzen das }nwetter, -

≈ machen, dass andere sich für … interessieren ziemlich ≈ kaputtgehen und nach innen fallen sehr schlechtes Wetter, meistens mit Sturm, starkem Regen … z¢m {pfer f„llen hier: zerstört werden wegen m“t Humor lachen können über nehmen soeben gerade s“ch verd¶ppeln doppelt so hoch werden v¶n da „n ab diesem Zeitpunkt leer stehend hier: so, dass es keinen Fabrikbetrieb mehr gibt genießen Freude haben an das soziale hier: Person, die andere daran Gew“ssen erinnert, welche sozialen Aufgaben und Pflichten sie haben

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30er-Jahre. Heute sieht das Publikum der Documenta Kunst der Gegenwart. Das Programm ist immer auch ein Spiegel der Perspektive des jeweiligen Kurators. In diesem Jahr bemüht sich die Documenta um ein größeres Publikum als in der Vergangenheit. Sogenannte „Worldly Companions“ sollen den interessierten, aber nicht kunsthisto-

sche Künstler Jonathan Borowsky hat diese Arbeit vor 20 Jahren auf der Documenta gezeigt: Ein Mann aus Fiberglas geht auf einem 25 Meter langen Stahlrohr in Richtung Himmel. Die Kasseler mochten die Figur damals so gerne, dass eine Bürgerinitiative den Großteil des Kaufpreises von rund 690 000 Mark (heute etwa rund 500 000 Euro) sammelte. Heute steht

Zeigt die Kraft der Natur Ai Weiweis Holzturm nach einem Sturm auf der Documenta 12

risch extrem gebildeten Besucher durch die Ausstellung führen. Die „Worldly Companions“ sind rund 160 Kasseler aus vielen verschiedenen Berufen. Sie werden intensiv auf ihre Aufgabe vorbereitet. Die Veranstalter haben sie über die Lokalpresse gesucht. Mehr als 700 Menschen hatten sich beworben. Neben den Ausstellungen gibt es Auftritte und Vorträge der Künstler. Die mehr als 20 Ausstellungsorte sind über das ganze Stadtgebiet verteilt. Zentrale Plätze sind das Museum Fridericianum und das Kino Gloria. Auch im zweitgrößten Kasseler Park Karlsaue sollen wieder viele Installationen zu sehen sein. Denn Werke unter freiem Himmel sind elementarer Teil der Documenta. Manche dieser Installationen sind nach den Ausstellungen nicht mehr abgebaut worden und gehören inzwischen zum Stadtbild. Sie machen Kassel zu einem gigantischen Freilichtmuseum. Fast schon zu einem Symbol für die Stadt ist zum Beispiel der „Himmelsstürmer“ geworden. Der amerikani-

der „Himmelsstürmer“ vor dem Kasseler Kulturbahnhof. So, als sollte er optimistisch sagen: Es geht aufwärts mit Kassel. Weniger populär bei den Kasselern waren anfangs die „7000 Eichen“ von Joseph Beuys. Der Künstler pflanzte ab der Documenta 7 im Jahr 1982 bis zur Documenta 8 im Jahr 1987 mithilfe von Freiwilligen 7000 Bäume an verschiedenen Orten in Kassel. Man kann sie daran erkennen, dass neben jedem dieser Bäume ein schwarzer Stein steht. Untertitel des Kunstwerks ist „Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“. Das Projekt sollte den städtischen Lebensraum künstlerisch und ökologisch positiv verändern. Anfangs protestierten einige Kasseler gegen die Eichen. Sie fürchteten, dass es wegen der Bäume weniger Parkplätze geben würde. Heute macht sich darüber niemand mehr Sorgen. Es sind genau diese Geschichten, von denen das Museum der 100 Tage lebt. Unvergessen sind zum Beispiel das Werk und eine Aktion von Ai Weiwei auf der Documenta im Jahr 2007 DEUTSCH perfekt

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(siehe Kasten links). Damals wurde der regimekritische Künstler und Menschenrechtler aus China weltweit bekannt. Auf viel Publikum hofft dieses Jahr auch ein ganz spezielles Hotel: die Elwe. Der Bau in der Kasseler Innenstadt war bis Ende 2009 ein Gefängnis.

Justizbeamten als Geisel, um gegen ihre monatelange Abschiebehaft zu revoltieren. Die Grenzschutzgruppe 9, eine Antiterrorgruppe der deutschen Polizei, beendete das Geiseldrama nach 22 Stunden. Als Hotel bietet die Elwe zur Documenta spartanisch eingerichtete Zimmer an, die früher Ge-

Für Schlagzeilen sorgte es 1994: Flüchtlinge aus Nordafrika nahmen einen

fängniszellen waren – alte Graffitis der Häftlinge an den Wänden inklusive.