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HERBERT FRITSCHE AUGUST STRINDBERG GUSTAV MEYRINK KURT ARAM DREIMIGISCHEDICHTER UND DEUTER 1935 VERLASV. NEUBERT&SÖHNE

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HERBERT FRITSCHE

AUGUST STRINDBERG GUSTAV MEYRINK KURT ARAM DREIMIGISCHEDICHTER UND DEUTER

1935 VERLASV. NEUBERT&SÖHNE PRA6-SMJCH0V

AUGUST STRINDBERG - GUSTAV MEYRINK - KURT ARAM

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HERBERT FRITSCHE

AUGUST STRINDBEMG GUSTAV MEYRINK KURT ARAM DREI MAGISCHE DICHTEM UND DEUTER

1955 VERLAG V. NEUBERT & SÖHNE PRAG-SMlCHOV

VORWORT „Wir legen zu den Füssen des Kindes von Bethlehem das Gold, den Weihrauch und die Myrrhen der alten Magier nieder, während die Könige der Erde es in seine Krippe zurückschicken möchten." Eliphas LevL Wir Menschen der Gegenwart leben auf Trümmern entweihter Mysterien. Was schwarze Magie und Satanismus zu allen Zeiten bewusst betrieben: Schändung des Heiligen, Missbrauch des geheimen Wissens — wir betreiben es unbewusst. Alles, was wir besitzen, entlehnten wir alten Kulturen, deren Fundamente Magie und Mystik waren. Dem Kulturhistoriker fällt es nicht schwer, jede Äusserung unseres Alltags, sogar unseren Namen und unsere Sprache, zurückzuverfolgen bis in jene magische Vorzeit hinein, wo all das noch Sinn und Bedeutung besass. Wir aber ahnen nichts mehr von Wert und Macht des uralten Erbgutes, das wir mit Füssen treten. So sind wir denn hineingeraten in ein Säkulum der Sinnlosigkeit, das seinesgleichen sucht, seit Menschen auf Erden wohnen. Lediglich die Kinder, die Künstler und die Kranken sitzen noch zu Füssen der Sphinx und bleiben verschont von dem Fluch, der die anderen trifft. Aber da alles fliesst, geht auch diese Wanderung durch die Wüste allmählich zu Ende. Der Rationalismus ist dabei, sich selbst ad absurdum zu führen. Sein Schmerzenskind, der Nihilismus, hat seine Dämonie verloren und bemüht sich deshalb, unter neuen Pseudonymen den Weg zu den Herzen und Hirnen der Menschen zu finden. Mag ihm das heute noch gelingen, morgen gelingt es ihm gewiss nicht mehr! Die uranische Aura des Wassermann-Zeitalters überstrahlt bereits den Osthorizont. Obgleich Millionen Menschen nichts davon spüren, gibt es dennoch genug Wachsame auf Erden, die diese Emanationen des grünen Planeten eratmen und sich von ihnen verwandeln lassen. An sie, die Bruderschaft der „Unentwegten", wendet sich meine kleine Schrift. Ich weiss, dass tausend Suchende nach Seelenführern rufen — und mit Besorgnis sehe ich, wie täglich neue ,Jteister" in Erscheinung treten, die sich um Schüler bemühen. Scharlatane und Hochstapler bieten sich an, Narren und Betrüger. Gescheiterte Hoffnung, verlorene Gesundheit, Abkehr vom Wege zur Wahrheit, das

sind immer wieder die Folgen blinden und dummen Vertrauens — und dennoch will der Ruf nach Führern nicht verstummen. August S t r in db er g, Gustav M e y r ink und Kurt Ar am weilen nicht mehr unter uns. Sie haben den Schmutz dieses Planeten von den Schuhen geschüttelt, aber ihr ewiges Antlitz bleibt dennoch der Erde zugewandt. Alle drei weisen, trotz der wesentlichen Verschiedenheit ihrer Wege, vieles Gemeinsame auf. Es sind moderne Gnostiker, Fanatiker des Erlebnisses. Was sie lehren, erlitten sie zuvor. Sie starben als Einsame, wurden nach dem Tode vergessen, geächtet oder beschimpft — sie blieben aber dennoch am Leben in den Seelen derer, denen sie Retter und Führer waren, und sie werden eines Tages leuchtend auferstehen. Die drei Aufsätze dieses Bändchens sind weder für Literarhistoriker noch für „die Gebildeten aller Stände" geschrieben. Sie gehören einzig und allein in die Hände lebendiger Menschen, die einsam sind und in die Irre zu gehen fürchten. So dienen sie der „Orientierung" im höheren Sinne und sollen anregen zur Nachfolge". Der dritte Aufsatz möge überdies ein bescheidenes Grabmal sein, da auf Kurt Arams unbekanntem Hügel kein Gedenkstein steht. — Zu danken habe ich wiederum meinem lieben, verehrten 0. N e ubert, dessen rege Anteilnahme am Weltbild der Magie und an meiner Arbeit es ermöglichte, dass auch diese kleine Schrift in Prag, der Hochburg abendländischer Geheimwissenschaft, erscheinen darf — was für mich Ehre und Freude bedeutet. Berlin, den 20. Oktober 193^. HERBERT FRITSCHE.

August

Strindberg

AUGUST STRINDBERG (22. I. 1849 — 14. V. 1912) „Gottes unsichtbare Diener sind um uns, auf der Strasse, in unsern Zimmern. Wir sehen sie nicht, aber ihr Wirken sehen die Sehenden; doch nur die." (Aus dem „Blaubuch") August Strindberg als magischer Dichter und Deuter? Heisst es nicht in seinem „Neuen Blaubuch" ausdrücklich: „Ich treibe nicht Magie, weder schwarze noch weisse"? Aber vernahmen wir nicht auch den Ausruf des gealterten Faust: „Könnt ich Magie von meinem Pfad entfernen!" — und bleibt nicht dennoch Faust für alle Zeit das Urbild des magischen Menschen, selbst in seiner Erlösungsstunde? Und ferner: Wer schrie einst das erschütternde Wort: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" zum verdunkelten Himmel empor? — D e r m y s t i s c h e Tod, o h n e d e n e s k e i n e A u f e r s t e h u n g gibt, f o r d e r t letzte Verleugnung. Jedoch auch von anderem Gesichtspunkt her lässt sich der Ausspruch aus dem „Neuen Blaubuch" deuten. Die Pilgerin Vasitthi in Karl Gjellerups Roman „Der Pilger Kamanita" sagt im Zwiegespräch mit dem Traumbild des Vollendeten: „Die Lehre, o Herr, habe ich zum Ziele gebracht. Wie einer der mittels eines Flosses einen Strom durchquert hat, wenn er das jenseitige Ufer betritt, das Floss nicht festhält, nicht mit sich schleppt; also halte ich mich nicht mehr an der Lehre fest, lasse die Lehre fahren." August Strindberg hatte das jenseitige Ufer betreten. Das Floss lag hinter ihm, er brauchte keine Magie mehr, weder schwarze noch weisse. Seine letzten Lebensjahre waren fast gajnz erfüllt von unio mystica — und nur der Seufzer aus dem „Traumspiel": „Es ist schade um die Menschen!" schlug zeitweilig eine Brücke hinüber und hinab zum „Inferno", aus dem sich der alte Ritter wider Tod und Teufel endlich für immer befreit hatte. Der Weg, den Strindberg seit jenem Schicksalsjahre 1894 gegangen war und den er in seinem Werk so gültig gestaltet hat wie vor ihm kein zweiter Dichter, muss ganz entschieden als ein magisch-religiöser Weg bezeichnet werden. Es begann mit exoterischer Alchymie, dann kam die Hybris, die Hölle, der mystische Tod. Erlösung und Führung durch Swedenborg, Auferstehung, Unterwerfung unter