Kafka Franz Die Verwandlung

Insekt verwandelt. Eine merkwürdige Geschichte. Doch schon bald gewöhnt sich der Leser daran, die Welt durch Gregors Aug

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Insekt verwandelt. Eine merkwürdige Geschichte. Doch schon bald gewöhnt sich der Leser daran, die Welt durch Gregors Augen zu se h e n , durch die Augen e in e s K ä f e r s , e in e s s c h m u t z ig e n Schmarotzers und leidet mit ihm. Die v e r e i n f a c h t e W i e d e r g a b e v o n K a f k a s E r z ä h l u n g a u f M it t e l s t u f e n n i v e a u b i e t e t z ah lre ich e A k tiv itä te n zum Leseverständnis und zur Interpretation eines der bedeutendsten Texte der Weltliteratur. Mit D o s s i e r s zur Biographie K af k as , zu K a f k a s Verhä ltn is zum J u d e n t u m und d e m P r a g s e i n e r Zeit s o w i e z u r L i t e r a t u r d e s G ro te sk e n und e rg än z en d e n Übungen zur G r a m m a t ik und zum Wortschatz. _v Dramatisierte Audio-CD des gesamten Textes.

Niveau Eins Niveaü Zwei Niveau Drei Niveau Vier

■ ■ ■ ■

FERS A1 ERS A 2 ERS B1 ERS B2

ISBN 9 7 8 -8 8 -7 7 5 4 -8 0 8 -5

9 788877 548085 E x e m p l a r e m it a b g e t r e n n t e r P c k e s in d u n v e r k ä u f lic h e M u s t e r m r A n s i c h t .

Buch + CD

DIE

bearbeitet von A chim Seiffarth

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Redaktion : Jacqueline Tschiesche Computerlayout: Sara Blasigh Projektleitung und Graphik : Nadia Maestri Illustrationen: Ivan Canu

© 2003 Cideb Editrice, Genua Erstausgabe: April 2003

Bildnachweis: Seite 5, 6, 51, 52; AKG Berlin Trotz intensiver Bemühungen konnten nicht alle Inhaber von Text- und Bildrechten ausfindig gemacht werden. Für entsprechende Hinweise ist der Verlag dankbar.

Alle Rechte Vorbehalten. Die Verbreitung dieses Buches oder von Teilen daraus durch Film, Funk oder Fernsehen, der Nachdruck und die fotomechanische Wiedergabe sind nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlages gestattet. Wir würden uns freuen, von Ihnen zu erfahren, ob Ihnen dieses Buch gefallen hat. Wenn Sie uns Ihre Eindrücke mitteilen oder Verbesserungsvorschläge machen möchten, oder wenn Sie Informationen über unsere Verlagsproduktion wünschen, schreiben Sie bitte an: e-mail: [email protected] http://www.cideb.it

asosüMT) T E X T B O O K S AN D T E A C H IN G M A T E R IA L S

T h e q u ality of the publisher’s d esig n, p rod uction a n d s a le s p ro c e sse s has b een certified to the Stan da rd of

UNI EN IS O 9001

ISBN 978-88-7754-960-0 Buch ISBN 978-88-7754-808-5 Buch + CD

Printed in Italy by Litoprint, Genoa

INHRLT Leben

5

KAPITEL I Ü B U N G E N

12

K äfer und S ch m aro tzer

16

KAPITEL 2 Ü B U N G E N

22

KAPITEL 3 ÜBUNGEN

31

KAPITEL 4 Ü B U N G E N

38

KAPITEL I

43

ÜBUNGEN

48

P rag

51

KAPITEL 2 Ü B U N G E N

58

KAPITEL 3 Ü B U N G E N

66

V ater U nser

68

III

KRPITEL 1

71

ÜBUNGEN

76

Kafka und das Judentum

79

KAPITEL 2

81

ÜBUNGEN

87

KAPITEL 3

89

ÜBUNGEN

93

Das Groteske

95

*-


, M it tjlw öjlw sfacjl,

wio ayyitwo’uti^, ... A&Mm j&n- itw a, Ao iß /, M hv. fo u JlaA ^j^C vn , Aofuvln,

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S lc Jl Vii'vi/yU'U ' w ic jl^ uak. ’Q ziA ^kJl c/cow w , w ie, M>fo u/nA ößcnA ^vA a^vi/tnl^n, im & ntn, fö a /sh tf' aui^ocj& vi. S lc Jl 'w ut-cjln,, A cJltv ad l, A cJlw uJl, fo a k jl

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^äw w M ^ticJl Von,, u ^ y u /^ woa- 'K io ß t^ /vuia, Von, /S i*,,

Ao^yuAnm Von, c %/om

/s u ffc % cJ! Sie fragt, wann du kommst. Sie fragt: Kommst du? -» Sie fragt, ob du kommst.

Q Was passt? Wenn, wann, ob oder a ls? 1................. sie Gregor an der Wand sitzen sah, hat sich die Schwester geärgert. 2................. sie abends zusammen sitzen, schläft der Vater ein. 3................. er nach Hause kommt, liegt Gregor im Wohnzimmer auf dem Tisch. 4................. er die Äpfel nach Gregor geworfen hat, war der Vater sehr böse. 5.

er Lust hat, spaziert er an der Zimmerdecke herum.

6................. die Schulden bezahlt sind, will Gregor nicht mehr für den Chef arbeiten. 7................. er sich in einen Menschen verwandelt, wissen wir nicht. < 8........... ..... die Bedienerin zurückkommt, hat der Vater nicht gefragt. 9. .....:......der Arzt dann gekommen ist, wissen wir nicht. Dass er gekommen ist, wissen wir. 10................. die Schwester das Essen bringt, macht sie auch das Zimmer sauber. Q Bilde Sätze mit wann, ob, als oder wenn: Beispiel: Gregor fragt mich immer, wann er wieder normal wird. • Die Eltern waren zufrieden

• er war Vertreter

• Gregor weiß auch nicht

• er war jung

• Gregor fragt mich immer

• er ging in die Schule

• Gregor hatte wenig Freunde

• er wird wieder normal 78

rw rsd und jüDerrrcirfl

m

fl

/

K afkas Eltern sind assimilierte Juden. Hermann Kafka, Franz’ Vater, besucht die

„m o d e rn e

Synagoge“ ,

wo

Tschechisch gesprochen wird. Er will von religiöse n Problem en nicht viel wissen. Er hält Distanz zu den armen

chassidim aus Polen und den Juden aus den russischen Ghettos. Das beginnt schon bei der Sprache. Hermann Kafka spricht Deutsch und Tschechisch. Viele V ertreter Der Schauspieler Isaak Löwy

des

o ste u r o p ä is c h e n

J u d e n tu m s sp re ch e n J id d is c h , eine Sprache, die deutsche, hebräische und p o ln is c h e

E le m e n te

v e rm isch t

-

Jiddisch ist die einzige Sprache, in der alle Wörter Fremdwörter sind, hat man gesagt. Im heutigen Deutsch gibt es noch einige jiddische Wörter, zum Beispiel

m eschugge (verrückt) o der S ch lam assel (großes Problem ,

w

r

Unglück). Franz K a fk a lernt 1911 d as jid d isc h e T heater kennen und freundet sich mit einem Schauspieler an, dem polnischen Juden Isaak Löwy. Kafkas Vater ist schockiert. Die Schauspieler sind

79

sehr arme Leute, sie wollen sich nicht assim ilieren, und sie wollen keinen bürgerlichen Beruf ergreifen. Für Hermann Kafka sind d ie se L e u te wie U ngeziefer. Er denkt d ab e i auch an wirkliches Ungeziefer, an Schmutz, und sagt zum Beispiel über Franz’ Schauspieler-Freundschaften: Wer sich mit Hunden ins

Bett legt, steht mit Wanzen auf. Schmutz und Sünde ist das jiddische Theater allerdings auch für viele orthodoxe Juden.

Q Fragen: 1. Welches Interesse kann Kafka an einem anderen Judentum gehabt haben? 2. Warum hat Franz’ Vater so extrem auf Franz’ Kontakte reagiert? 3.

Ungeziefer ist auch Gregor Samsa, aber nicht nur im metaphorischen Sinne. Siehst du Elemente des Protests in dieser Verwandlung?

E

inmal lässt die Bedienerin Gregors Tür einen Spalt weit offen. So kann er die Zimmerherren sehen. Sie setzen sich an den Tisch, wo früher die Fam ilie gesessen hatte. Dann kommen die Mutter und die S c h w e s t e r u n d s e r v i e r e n ih n e n d a s E s s e n . E in e r d er

Zimmerherren steht auf und schneidet das Fleisch, wie um zu kontrollieren, ob es gut ist. Schließlich kommt auch der Vater in s W o h n z im m e r un d w ü n s c h t den Z im m e rh e rre n gu te n A ppetit. Die F a m ilie isst in der Küche. Die Zimmerherren sitzen im Wohnzimmer und sagen während des Essens nichts. „Ich sterbe vor Hunger“ , denkt Gregor, „u n d die essen sich satt.“ An diesem Abend hört man jemanden in der Küche Violine spielen. Die Zimmerherren stehen a u f und gehen an die Tür. Sie horchen. Der Vater öffnet die Tür. „Stört die Herren die M u s ik ? “ fragt er.

81

nie

JRRW RN ni.M Jin_ _ _ _ _ _ _ 1

„Nein, n e in “ , antwortet der mittlere der Herren. „W arum k o m m t d a s F r ä u l e i n n ic h t zu u n s h e r e i n u n d s p i e l t im W ohnzimmer?“ B a l d k o m m t d e r V a t e r m it d e m N o t e n s t ä n d e r 1 in s

1.

r N oten stän der(=) : leich tes M etallobjekt, au f dem die Noten liegen.

KAPITEL 2 W ohnzimmer, die Mutter mit den Noten und die S ch w ester mit der Violine. Die Sch w ester beginnt zu spielen. Gregor hört das Spiel un d kriecht bis zur Tür, schiebt den Kopf vor. Denkt er nicht an die Zimmerherren? Er sieht noch schrecklicher aus als früher, denn er ist jetzt auch sehr schmutzig. Aber er kriecht langsam weiter vor. Niemand bemerkt ihn. Alle hören dem Violinespiel zu. Allerdings stehen die Zimmerherren am Fenster und sprechen miteinander. Sie sehen nervös aus. Gefällt ihnen das Spiel nicht? Aber die Schwester spielt doch so schön. Gregor kriecht weiter. Er w ill der Schwester in die Augen sehen. Ist er denn ein Tier? Er liebt diese Musik. Er will seine Schwester bitten, in s e in e m Z im m er für ihn zu s p ie le n , n ic h t hier für d ie s e M än n er. „D en M ännern gefällt dein Spiel nicht, sie so lle n

fortgeh en ,

ich

w ill

sie

e rschrecken.“ Er will es ihr ins Ohr sagen. Und aufs Konservatorium soll sie gehen. „Herr S a m s a “ , sagt da der mittlere

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n iE V B q W fip U IN n Herr zu Gregors Vater und zeigt a u f Gregor. Der mittlere Herr lächelt den anderen b eiden Herren zu u n d schüttelt den Kopf. A lle drei sehen Gregor an u n d scheinen ihn interessanter als das

V io lin sp ie l

zu

fin d e n .

G regors

V ater

geht

m it

a u s g e b r e it e t e n A r m e n a u f s ie zu. S ie s o l l e n in d a s a n d e r e Z im m e r g e h e n . D ie H e rre n w e r d e n je tz t b ö s e . S ie w o l l e n E rkläru n gen u n d gehen nur la n g s a m zur Tür. Die S c h w e ste r gibt der M utter ihre V ioline u n d springt s c h n e ll in das Z im m er der Herren, wo sie die Betten macht. D ann kom m t sie w ie d er heraus. Die Z im m erherren stehen schon an der Zimmertür. Der mittlere stam pft mit dem Fuß auf, hebt die H an d und sagt: „In d iese r W ohnung können wir un m ö glich bleiben. Ich k ü n d ige hierm it d as Z im m er. Es versteht sich von se lb st, d ass ich n ach all d e m “ , u n d er sieht Gregor an, „au ch für die vergangenen T a g e k e in e M ie te z a h l e . “ „W ir k ü n d ig e n a u c h “ , s a g e n d ie b e id e n anderen Herren. Dann gehen alle drei Z im m erherren in ihr Z im m er u n d schlagen die T ür zu. Der Vater fällt in den S e sse l. Se in K o p f bew egt sich hin u n d her. D ie M u tte r l ä s s t d ie V io lin e f a lle n . G re g o r lie g t n o c h im m er a u f dem B oden des W ohnzim m ers. Er kann sich nicht bew egen. Er ist zu sch w ach u n d zu traurig. Jetzt ist a lle s zu Ende, denkt er. „ L ie b e E l t e r n “ , s a g t d ie S c h w e s t e r u n d s c h lä g t m it d e r H and a u f den T isch . „ S o geht es nicht weiter. Versteht ihr d as n ic h t? Ich w ill d a s D in g d a n ic h t m it d e m N a m e n m e in e s B ru d ers nennen. Ich sage nur: Es m u ss weg. Wir haben a lle s

1.

s Untier(e) : d ie Bestie.

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KPPITEL 2 für d ie se s U n tier 1 getan. N ie m a n d kann u n s einen V o rw u rf m a ch e n .“ „ S ie hat t a u s e n d m a l R e c h t “ , sag t d er V ater. D ie M u tte r hustet. Die S ch w e ste r geht zu ihr und hält ihr die Hand. „Wir m ü s s e n es lo s w e rd e n “ , sagt die Sch w ester. Die M utter h u ste t u n d k a n n sie n ic h t hö ren . „E s b rin g t euch n o c h ins Grab. Wir m ü s s e n alle den gan zen Tag sch w er arbeiten. Da ist d a s hier e in fa c h zu viel. F ü r euch, u n d für m ich a u c h .“ S ie weint. „ K i n d “ , fragt der V ater v e r s t ä n d n i s v o l l , „ w a s s o l le n w ir denn tun ?“ Die S ch w e ste r antwortet nicht. „Er versteht u n s auch n ic h t“ , sagt der Vater. Die Sch w e ste r s c h ü tte lt1 den Kopf. „Er v erste h t u n s auch n ic h t “ , w ie d e rh o lt der Vater. „Wir können zu keiner E inigung m it ihm kom m en. A lso - “ „Es m u ss w e g “ , ruft die Sch w ester. „Es gibt keinen anderen Weg, Vater. D enk nicht d aran , d a ss es G regor ist. D as h aben w ir schon zu lange geglaubt. Wie kann es denn Gregor sein ? Wenn es Gregor ist, w aru m geht es dann nicht fort? Sieb, nur V ater“ , sch reit sie p lö tz lic h , „ d a fängt es sch o n w ie d e r a n .“ Die S ch w ester springt a u f u n d stellt sich hinter den Vater. „Warum hat sie jetzt A n g st vor m ir?“ fragt sich Gregor. Er w ill nur in se in Zimmer zurück. Das dauert lange, d en n er ist s c h w a c h . Er d r e h t s i c h i m m e r w ie d e r u m , s ie h t , w a s d ie anderen tun. Oft schlägt se in K o p f a u f den Boden. Es ist jetzt

1.

den K opf schütteln : heißt in D eu tsch lan d „n e in “ .

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h i r

V R q w p N n M

I N R _______________________

w eit b is in s e in Z im m er. Die S c h w e ste r b e w e gt sich n ich t. Gregor dreht sich nicht m ehr um. Er kriecht, so gut er kann. N iem an d sagt ein Wort, aber Gregor bemerkt d as nicht. Er setzt la n g sa m ein B e in vor d as andere. An der T ü r an gekom m en , dreht er sich noch einm al um. Seine S ch w e ste r steht auf. Die M u tte r ist e in g e s c h la f e n . D an n k riec h t er in se in Z im m e r . Sofort wird die Tür z u gesch lagen und versch lo ssen . Das geht so laut, d a s s G regor s ic h ersch reck t. D as ist die S c h w e ste r . „ E n d lic h !“ ruft sie. „ U n d je t z t ? “ fragt sich G regor u n d s ie h t s ic h um. E s ist dunkel. Er kann sich nicht m ehr bewegen. Er hat Sch m erzen im g a n z e n Leib. Der A p fe l in se in e m R ü ck e n sch m e rzt nur noch wenig. Er denkt an seine Fam ilie. Er m u s s weg, das denkt er auch. Er liegt da und denkt nach, bis es drei Uhr schlägt. Er sieht noch, wie es vor den Fenstern hell wfrd. Dann sinkt sein K o p f zu Boden. i *

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Ü

B

U

N

G

E

N

Leseverständnis Q Verbinde, w as (inhaltlich) zusammen passt: • Die Schwester • Die Zimmerherren

• bringt den Notenständer • will die Herren nicht stören

• Gregor

• wollen die Schwester spielen hören

• Der Vater

• will nicht, dass die Herren Gregor ansehen

• Die Mutter

• spielt Violine • will der Schwester etwas sagen % • hat keine Zeit mehr • will mit der Schwester allein sein • sprechen und hören nicht richtig zu • ärgert sich über die Zimmerherren • ist eingeschlafen

Q j Beantworte die Fragen: 1. Warum kann Gregor ins Wohnzimmer kriechen? 2. Im Wohnzimmer essen jetzt die Zimmerherren. Welche Rolle spielen Gregors Eltern jetzt in ihrer Wohnung? 3. Warum will Gregor zu seiner Schwester? 4. Die Schwester macht ihnen schnell das Bett. Der Vater will, dass sie in ihr Zimmer gehen. Was wollen die Zimmerherren? 5.

„Was sollen wir denn tun?“ fragt der Vater seine Tochter. Er spielt jetzt nicht mehr den starken Übervater. Nur die Schwester scheint die Lage in der Hand zu haben. Was will sie? Was sagt der Vater dazu? Hat er Recht?

6. Warum hat die Schwester plötzlich Angst vor Gregor? 7. Mutter hustet und hustet und versteht nicht. Warum will sie nicht verstehen?

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N

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Q Verständigung Am Anfang der Geschichte hatte Gregor noch gesprochen, aber niemand hat ihn mehr verstanden. Dann hat er nur noch gezeigt, was er wollte. Schon lange spricht niemand mehr mit ihm. Dann hört er die Musik der Schwester und glaubt, ... was? Was meinst du: Können wir uns mit Musik besser verständigen als mit Worten? Warum versteht die Schwester nicht, was Gregor will?

Wortschatz Q Es gibt im Deutschen viele Verben mit dem untrennbaren Präfix ver-, die man leicht verwechseln kann. Welches Verb au s der Liste passt (evtl. in substantivierter Form)? Beispiel: Er soll mich nicht sehen und ich v e r k r i e c h e mich unter dem Tisch wie ein kleines Tier. 1. Der Chef ist heute nicht da. I c h ........................ ihn. 2. Die Chefin ist noch nicht da. Sie hat gestern lange gearbeitet und heute Morgen hat sie sich ert......................... 3. Er sitzt auf seinem Tisch und sagt nur „Lalala“ . Ich glaube, er i s t ..........................geworden. 4.

Bei der Bombenexplosion hat es drei Tote und vier ........................ gegeben.

5. Den Acht-Uhr-Flug nach Düsseldorf haben w i r ........................ und müssen auf das nächste Flugzeug warten. 6. Wo hat sich der Junge w ie d e r .........................? Ich kann ihn nicht finden. 7. Sie kann die Probleme ihres Bruders n i c h t .......................... 8. Den Butterfleck auf der Tapete können wir mit einem großen F o t o .......................... verkriechen - verrückt - versch lafen - verdecken v e r p a sse n - verwunden - verstehen - v ertrete n - v erstecken

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E

m fr ü h e n M o r g e n k o m m t d ie B e d i e n e r i n u n d schlägt, w ie immer, laut die Türen. An S c h la f ist n ich t m e h r z u d en k en . S ie sch lie ß t d ie T ü r zu Gregors Z im m er auf und sieht, wie jeden Morgen,

1.

Er bew egt s ic h nicht. S ie nim m t den B e s e n und

v ersucht ihn ein w enig zu kitzeln. Aber Gregor bew egt sich nicht. D a n n stößt s ie ih n m it d em B e s e n , s c h ie b t ihn ein Stück. Nichts. Sie m acht große Augen, p f e i f t 1 und macht die Tür d e s S c h la f z im m e r s auf. Mit la u te r Stim m e ruft sie ins Dunkel hinein: „Sehen Sie nur mal, es ist krepiert. Da liegt es und ist krepiert.“ Herr u n d Frau S a m sa sitzen im Ehebett. Dann verstehen sie endlich, w as geschehen ist und springen eilig aus dem Bett. Grete kommt, sie ist schon angezogen. Vielleicht hat sie nicht g e s c h la f e n . S ie s e h e n s ic h an, g e h e n in G re g o rs Z im m er. „Tot?“ fragt Frau Sam sa. „Das kann m an wohl sag en “ , sagt die

1.

pfeifen : mit den L ip p en einen (m u sik alisch en ) Ton produzieren .

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die

VERW ANDLUNG

Bedienerin und stößt mit dem Besen Gregors Leiche noch ein Stück nach links. „N un“ , sagt Herr Samsa, „jetzt können wir Gott danken.“ Er bekreuzigt sich, die drei Frauen tun es auch. Grete sieht Gregors Leiche an und sagt: „Seht nur, wie mager er war. Er hat ja schon lange Zeit nichts mehr gegessen.“ „K o m m , G re te “ , sagt die M utter, u n d Grete geht h in ter ihren Eltern ins Schlafzimmer. Die Bedienerin schließt die Tür und öffnet das Fenster. Die Luft ist warm. Es ist schon Ende März. Die drei Zim m erherren kom m en aus ihrem Zimmer und wollen frühstücken. Aber es steht nichts auf dem Tisch. „Wo ist unser Frühstück?“ fragt der mittlere Herr. Die Bedienerin legt den Finger an den Mund und winkt die Herren in Gregors Zimmer. Sie kommen auch und stehen dann, die Hände in den

KHP1TEL 3 Taschen, um Gregors Leiche herum. Herr Sam sa kommt ins Zimmer, in sein er U niform , an einem Arm seine Frau , am anderen seine Tochter. „Verlassen Sie sofort meine Wohnung!“ sagt er zu den Herren. „Wie bitte?“ fragt der mittlere Herr. „Sie haben m ich doch v e r s t a n d e n “ , antw ortet Herr S a m s a . Der mittlere Herr sieht zu Boden. „Dann gehen wir also “ , sagt er dann. Alle drei Herren gehen ins Vorzimmer, setzen sich ihre Hüte auf, nehmen ihre Stöcke, grtißen noch einmal wortlos und gehen hinaus. Familie Sam sa sieht ihnen nach. Am h e u tig e n Tag w o lle n sie n ich t arbeiten geh en . Sie brauchen eine Ruhepause. Sie setzen sich an den T isch und schreiben E n tsch u ld ig u n g sb rie fe. W ährend des Sch re ib e n s kommt die Bedienerin herein. Sie ist mit der Arbeit fertig und w i l l g e h e n . Die d r e i n ic k e n 1 n u r u n d s c h r e i b e n w e ite r. A b e r d ie B e d i e n e r i n b le ib t s te h e n . „ N u n ? “ fragt Herr S a m s a ärgerlich. Die Bed ienerin lächelt. Sie hat noch etwas zu sagen. „Was wollen Sie denn noch?“ fragt der Vater. „Ja“ , antwortet die Bedienerin und lacht vor Freude, „wie das Ding da im Zimmer wegkommt, da machen Sie sich keine Gedanken. Es ist schon in O rdn u n g.“ Jetzt w ill die Bedienerin alles e rz ä h le n . Aber Herr S a m s a hebt nur die Hand. „Es ist gut.“ Die Bedienerin sagt nur

1. nicken : heißt in D eutschland „ja“ .

91

M E V E q w p p U IjM noch „A djes a lle rse its“ , dreht sich um und schlägt laut die Tür zu. „Heute A ben d w ird ihr g e k ü n d ig t“ , sagt Herr Sam sa. Die beiden Frauen antworten nicht. Sie stehen a u f und gehen ans Fenster. Sie um arm en sich und sehen aus dem Fenster. „N un kommt schon und vergesst die alten Sa ch e n “ , sagt Herr Sam sa. S ie gehen w ie d er an den T isc h , geben ihm einen K u ss u n d schreiben ihre Briefe fertig. D an n g e h e n a lle d re i z u s a m m e n h i n a u s . S e it M o n a te n haben sie das nicht getan. Sie nehm en die Straßenbahn u n d fahren ins Freie 1 vor die Stadt. Sie sitzen allein im Wagen. Die S o n n e s c h e i n t . S i e s p r e c h e n ü b e r ih r e Z u k u n f t . I h r e A u s s ic h t e n s in d n ich t sc h le c h t. A lle d re i h aben g u te Stellungen. Das wichtigste ist im Moment natürlich, d ass sie sich eine kleinere und b illig ere W ohnung su ch en . W ährend ihrer U nterhaltung bemerken Herr und Frau S a m sa, w as für ein sch ö n e s u n d a n z ieh en d e s M äd chen Grete in der letzten Z e it g e w o r d e n ist. Es is t Z e it, d e n k e n je t z t b e id e , e in e n tüchtigen, jungen Mann für sie zu finden. A ls die Straßenbahn hält, steht Grete als erste au f und d e h n t 2 sich. Stolz sehen ihre Eltern sie an.

1.

ins Freie : (hier: ) au s der Stadt.

2.

sich dehnen : sich lang m achen (w ie eine Katze).

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N

G

E

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Leseverständnis Q Beantworte die Fragen: 1. Was ist mit Gregor geschehen? 2. Hat die Bedienerin großen Respekt vor Gregor? Warum (nicht)? Wie nennt sie ihn? 3. Warum verstehen Herr und Frau Sam sa nicht sofort, was geschehen ist? 4. Tut es ihnen Leid? 5. Was sagt Herr Samsa jetzt den drei Zimmerherren? 6. Warum gehen die drei dann nicht arbeiten? 7. Warum möchte die Bedienerin erklären, was sie getan hat? 8. Wohin fährt Familie Samsa? 9. Wie sehen sie ihre Lage?

Q| Was meinst du? 1. Was hat die Bedienerin mit der Leiche Gregors gemacht? 2. Warum will der Vater der Bedienerin kündigen? 3. Woran ist Gregor gestorben? An gebrochenem Herzen - am schlechten Essen - Käfer leben nicht lange - an der Verletzung durch den Vater - weil er sterben wollte ... Begründe deine Meinung!

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Das Original Q Der Originaltext beginnt etwas anders als unsere Version. A ls Gregor Sam sa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt. Er lag a u f seinem panzerartig harten Rücken und sah, wenn er den Kopf ein wenig hob, seinen gewölbten, braunen, von bogenförmigen Versteifungen geteilten Bauch, au f dessen Höhe sich die Bettdecke, zum gänzlichen Niedergleiten bereit, kaum noch erhalten konnte (...)

Erklärungen: Ungeheuer ist die Dimension: es ist groß, aber das Ungeheuer heißt das Monstrum, also ein monströses Ding, unser Ungeziefer; ein Ungeziefer, das ist seltsam, denn Ungeziefer ist im Deutschen nicht zählbar - ein Ungeziefer sagt man also nicht. Das Wort kommt vom Althochdeutschen zebar: Opfertier + Negation Un-, also „kein Opfertier“ (z.B. weil es schmutzig ist). v

.

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Fragen: 1. W,ie komplex ist der Satzbau in Kafkas Text? Zähle die Nebensätze und vergleiche mit dem Anfang unserer Version. 2. Was meinst du: Warum wählt der Erzähler diese Form? Ist das distanzierter oder schockierender oder ...? 3. Wie detailliert sind die Situation und das Tier beschrieben? Warum sagt der Erzähler nicht einfach: Gregor ist ein dicker Käfer geworden ? 4. Hat es im Text Sinn, wenn wir „Ungeziefer“ mit „kein Opfertier“ übersetzen? War er vorher ein Opfertier und ist jetzt keins mehr? Wird Gregor nicht geopfert, um eine nette kleine Familie möglich zu machen?

94

D a s

G r o te s k e

G ro teske E le m e n te sind ty pisch für die L ite ratu r des Expressionismus: das Fieber eines Soldaten steigt auf über 100 Grad Celsius (Meyrink), Eisenbahnen fallen von den Brücken (van Hoddis), jemand schlägt einer Blume den Kopf ab und wird verrückt (Döblin). In Osteuropa hat das Groteske allerdings eine längere Tradition. Nikolaj Gogol ist ihr Meister. Die Nase (...), Teil der Sammlung Arabesken von 1835, ist eine seiner bekanntesten Erzählungen. Der Ratsassessor Kowalew wacht eines Morgens auf und lässt sich den Spiegel bringen. Was muss er da sehen? Er hat keine Nase mehr. Gregor Samsa erwacht eines Morgens und ist kein Mensch mehr. Das ist radikaler als Gogol, vor allem aber: Kafka beschreibt es ganz anders, und das können wir schon an der Interpunktion sehen:

Q Vergleiche Gogols Text (unten, Übersetzung Seite 96) mit Kafkas Originaltext auf Seite 94. . . . y B H ß e ji, h t o y H e r o b m c c t o H o c a c o B e p in e H H O r j i a f l K o e M e c T o ! M o iy r a B iu H C b , K o B a u e B B e ji e ji n o jja T b B O ^b i h n p o T e p n o n o T e H it e M r j i a 3 a : t o h h o , h c t H o c a ! O h H a n a ji m y n aT b p y K o io , h t o ö m

y cH aT b : He o i h t jih o h ? K a a c e T c a

He cnHT. K o jijio k c k h h

aceccop

K o ß a jie B

BCTpaxHyjica: HeTHOca! ...

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b c k o h h ji c K p o B aT H ,

Ü bersetzt, sieht der Text so aus: ... er sah, dass es anstelle der Nase eine ganz glatte Fläche gab! Erschreckt, befahl Kowalew ein Handtuch zu bringen, um sich die Augen zu reiben: wirklich, keine Nase! Er gab sich Kniffe: schlief er vielleicht noch? Er schlief nicht! Der R a tsa sse sso r Kow alew sprang aus dem Bett, er schüttelte sich: keine Nase! ... Fragen: 1. Was ist an der Interpunktion (und der Satzstruktur) bei Kafka anders? Warum ist das so? Ist in Kafkas Text der Erzähler kühler, distanzierter, akzeptiert er einfach die Fakten - oder ist es Gregor, der die Dinge ohne Rebellion akzeptiert, oder der es noch nicht glauben kann - oder ...? 2.

Kannst du erklären, was wir im Leben und in der Literatur grotesk nennen? Es hat etwas mit Lächerlichkeit (oder mit Ironie), mit Erschrecken und Angst zu tun; es geht um unmögliche oder unglaubliche Dinge - nenne ein paar Beispiele und versuche eine Definition zu geben.

3.

In Gogols Text ist am Ende die Nase wieder da. Kafkas Verwandlung endet mit dem Tod der Hauptfigur. Der Aufbau ist nicht zyklisch, sondern ... wie? Der Text ist in drei Kapitel gegliedert, wie es im Drama oft drei Akte gibt. Vergleiche.

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