FREUDENTHAL_Spinoza Und Die Scholastik

496+ ^T{3 Philosophische $ufsätze. Eduard ZelLer zu seinem fünfzigjährigen Doctor-Jubilgum gewidmet. Inhalt: Etiln4$,

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496+

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Philosophische $ufsätze. Eduard ZelLer zu seinem fünfzigjährigen Doctor-Jubilgum gewidmet.

Inhalt: Etiln4$, Zar

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Unveränderter Nachd.uck der Originalausgabe

1887

ZENTRAL-ANTIQUARIAT

DER DEUTSCH EN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK

LEIPZIG

1962

Eucken, ZuI Wtirdigung Conte'8.

diese lebendige Wirklichkeit zu ergreifen und ihren Zusanrnteu-

harg zu entdecken, aus

diesem Zusammenha,nge aber

fur

die

Philosophie feste Richtungen und kräftige Antriebe zu gewiuneu. Gegcnüber dem Ikarusfluge der Speculation untl tlen Maulwurfs-

gängen grtibelnden Scharfsinns bedarf die philosophie einct. geraderen Beziehung auf tlie Wirklichkeit, einer engereu Verknüpfung urit denr Ganzen des Menscbheitslebens. In tliesem Sinne muss sie positiv werden. Aber wenn solchel positivisrnus

die ganze Wir*lichkeit utnspannen, den Geist und die Geschichte aufnehrnen, tlberall die lebendigen Kräfte vor den Ergebnissen würdigen will, so wild er liber den Positivisrnus rler unmittelbaren Erfa.hrung weit hinauswachsen; er wilrde sich auch vou Comtn weit entfernen, aber er könntf, mit allen WidersFueh gegen den besonder:r Inhalt der Lehren eine hohe Achtung vor den Zielen uud der Kraft jenes Denkerr verbinden.

III.

Spinoza und die Scholastik,

Von

J. Freuilenthal.

Man

hort nicht selten die Meinung aussprecben, tlass tlie Scholastik, seit dem Eude ales Mitt€lalters in raschem Nietlergange begrifren, im siebzehnten Jahrhundert ihre Maf,ht ltber tlas Bewusstsein tler europäischen Welt vollstäadig eingeblisst habe, Man spricht denn wohl auch von einem letzten Soholastiler unal setzt ihn bald a.u8 Enale iles fttnüehnteu, bald an ilen Anfurg des sielzehnten Jalrhunderts: Gnbriel Biel nennen ihn die Einen, Cremonini die Änileren r). Diese Meinung ist eine irige. Die neuere Zeit hat die Scholastik zwar aus der Alleinhenschaft liber die Geister vordritngt, aber ihre Kra.ft nicht geDz zu brechen vet.mocht. Wie manDigfache Gedonken uld Strebungen der neuen Zeit tief im Mitt€lelter keimetr, so wirken philosophische Grundanschauungen der Scholastik bis auf tlie Gegenwart fort. Die Kette der scholastischen Tradition ist nie gerissen. Zu den Schulen der irn Mittelalter die dogmatische EDtwicHung behernchenden Dominikaner, Frsnziskaner untl der in geringerem Mmsse atr dieser Entwickelung betheiligten Benedictiner, Äugustiner, Cist€rcienser und anderer Orden tritt im sechszehnten Jalrhundert tler zum Kampfe gegen ilie t€ue Zoit gegrtindete Orden iler Jesuiten und entfaltet euch a.uf dem Gebiete r) Wemer, Thoq88 von aqüino III S. 126; Stöckl, Philos. d€s Mirtelalt€r8 tr S, 1039 urd besoude$ Linsenmatm in theol. Quartalsschr. Jahrg. 47 S. 450 f.; Romq Avenoös 3 p' 322.

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J, Freudenthal.

der theologischen und philosophischen Wissenschaft eine ousser-

orileniliche Thätigkeit. Die Schol8stik ye{ungt sich, rcechselt ilie Form und die Sprache, nicbt abq den Kern ihres Inhaltes; sie nimmt aus der neuen Zeit neue Gedanken auf, entsagt aber nie den alten Ansprllchen an die Herrschaft. Untl so tief waren die lnittelalterlirhen Anschauungen in das Blut iler neueren Völker eingednrngen, dass selbst die erbittel'tsten f'eiltle der Scholastik in bewusster Änlehnung und in unbewussten Reminiscenzen s.n die itlt€retr Lehren diese AnEprtiche als ger€chtfertigt anerkanuten. Man spottet uber die Scholastiker untl ihre Lehrweise, vertheidigt und begrthdet aber ihre Geda.nken. Ma.n rtlhmt sich, das Äll der Wissensc,haft von Grund eus umgestaltet zu haben und steht (loch in wesentlichen Punlrten uDter dem alten Banne. Platoniker unal Aristoteliker, Averroisten unal Alexandristen, Theosophen und Naturforscher wollen selbstiLndig philosophieren; aber die Gmndgedanken ihrer Speculation sind, soweit nicht ein mystischer Nebel rlas begrifrliche Denken yerhüllt, scholastischen Lebren verwenalt. Die Stiumftlhrer unter den Philosophen der Renaissance von Lourentius Yalla unil Ma"rsilius Ficinus an bis herrb zu Peter Ramus unal Giordauo Bnrno - eifern gegen die Formlosigkeit die Begrifrsverwimrng und die Unfruchtborkeit der mittBla.lterlichen Philosophie; aber sie selbst sind nicht frei von clen Fesseln,, deren zu spotten sie nicht milde werden. Ällerdings die ilussere Form iler Schriften zeigt dü.s Gepraige der Renaissance; der Stil von Paris, die Sprache eines Duns Scotus uud Ralmundus Lullus ist grösstentheils verschwunden I aber die correctere Retleweis€ drttckt neben manchen neuen Gedanken oft gen[g nur die alt€ Weisheit eus. Äuch die junge Wissenschaft des ProteBtantismus bat, wie dies von verschiedenen Gelehrten, insbesondere von Zeller (Geschiehte der deutschen Philosophie S. 93 f., 6? f.) hervorgehoben wortlen ist, keine dauernde Wandelung herbeigeftihri. Nach kurzer Geglerschaft. die von Luther ousgeht, sinkt man in die alte Lehrweise zurilck, und es ist der Lehrer Deutschlands, Philipp Melanchthon, unt€r alessen Leitung auf den protestan-

Spitrozo

unil die

Scholestik.

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tischen Schuleu Deutschlanrls, der Niederlande uud des Nordens von Europa Aristoteles und die Scholastik iu ihre Rech0e wieder eingesetzt werilen. Bis tief ins scht ehnte Jslrhundert geltßn

neben

Luther und Melanchthon Bonaventura, Thotuts

von

Aqnino, Duns Scotus, OccaItt, oft auch Ca,jetan' Fonseca' Pereita, Suarez rmil tntlere Yertleter tles jtrngeren Scholasticismus vielen

untl Philosophen als hohe AutoritÄten. Wie gross auch euf anderen Gebieten der Gegensatz war, wie heftig aucb der Sheit der Meinungen gefuhrt wal'd: protestantischen Theologen

za.hl)ose logische, etbische und metaphysischo Werke plotesta'n-

tischer Schriftsteller dieser Zeit untencheiden sich nelig von den gleichzeitigen Arbeiten der katholischen Scholastiker i viele sitrd hlosse Auszüge oder Bearbeitungen der Werke Thoms'

unil Suarez'. Ueber ilie Zerfahrenheit der philosophischen Bestrebungen rles fünfzehnteu und sechszehnten Jahrhunde s erhelrcn sich die gl osscn originellen Systeme der folgenden Zeit; eiue neue Änscbauung vor iler Nat[l, rlem Menschengeiste untl iler Geschichte legt bleibende Resultabe in tlel nä.chtigen Lehrgebäuden dieser Zeit nieder; aber auctr in dieser gevaltigen Gedaukelbewegung, deren Entfernung von den Anschauungen des MittelalteN nicht unterschätzt werden darf, ist tlie Unterströrrung deutlich zu erkennen, (lie' von der mittelalterlichen I'hilosophie ausgehend, durch Jahrhuntlerte sich hintlurchzieht und in uuset'en Tagen eine n€ueste Scholestik zu erzeugen Y€rrnocht hat.

Der Fortschritt in der Geschichte menschlichen Denkens ist nicht von den rück$itrts sclauenden Geistern ausgegangen; darun rverden die an tlas Mittelalter anknitpfenden Bestrebungen ne[erer Philosophen lon rlen Geschichtscbreibel! meisteN übergangen, lVer aber die Vergangenheit in ibrer wahren Beschaffenheit erkennen, wer das Lehen der Gegenwart aus seinen tlrsprüngen ableiten will, der rlatf auch der retardierenden l{oluente in der Entwickehurg der Gedanken nicht vergessen' Ueber Bacon nntl Descartes, äber }falebranche, Geulincx und Spinoza kitnneu wit ei allseitig beetthdetes Urtheil €rst abgeben, wenn

88

,I. l'r€uderthtll.

wil

Spinoza trnd die

Scholostik.

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den Antheil belücksichtigen dcn an del Ausbilduug ihltrr. Gedanken die alte tud die jünger.e Scholastik grlorunen habeu.

(Epist.

Noch entschiedenel

der patristische und mittelalterlichen Zeit nicht seltel angerufen werden. dass er nicht umsonst Schtiler del Jesuilen

il

,

gilt das vou Lcibniz uud \\:01fr, und selbst den Schrilten Inluanurl Knntsr) hegegnerr rvil den Spulen

scholastischer. Lehren.

Von Descartes und llacon beharqrtet Ilittel. (Cosrhichte der. Philosophie IX S. 95): .sie haben rlie Ausichten der. ält{,D I'bilosophie ßönzlich hintt'r. sich gexor{en'. Untl iihulich ur.theilt lVindelband (Geschichte der Deueren philosophie I S. lbl). In ]Ä'ilklicbkeit kann dies Ur.theil hnun auf I)esr.artes. I'lrlsik Ärr_ rvendung litrden ; seinc l)slchologie aher., sciuc Erkenlltlisslehre. Ethik unrl Mt'taplvsik silrd er.ftillt lolr seholastischtu Ausehuuungen. In der Lehle von llaurrr. clen Elernenteu urrrl ()uali_ tiiten (ler Natuldingc, von Gott nnd seincn Attr.ibtten, dcl Bc_ n'eiser für seine Existenz, dcr. Schöpfung urxl Erhaltung der

l{elt,

den Substauzeu rmrl ihtem yel'hiiltüisse zu rlclr Äccidenzien. dcrr eingobororen Ideen unrl dcr Vcrnu t0r\errntl)iss, (len thä_ tigen urrd leidtndt'rr Zustünden rter. Seele. rlcu Leheusgeistern. tlen ßezielnrngen des Wiltons zulr Intellect. cntllich in scinel

rlnsichten über Religion untl ilrr' \.elhiilttiss zur ,philosophit, zeiijt I)escartes seine Äbhälgigkcit \orr der Scholastili. Bcsitzt er auelt auf dem Gcbiete der. philosophisehen Ljtteratru. uicht die Ilelesenhoit viclcl seinel Zcitßenossen (s. Itesp. IV p. 129 e(1. l{j85) lu)rl lat el aurh in sl,iitercl) ,Iaht.en drs Studiunt scholnstiscll('r Schl.iltstell€r. \rie cs scheint. grrnz aufgegeben r) l)cll AusliihuDg('u Welnus (l'lrorncs voD Aquilo lll S. 6B0 u) übcr -l,oibuiz, lJllmcs' (l'undamcntc dor l,hil(,soplric lll S. Bg D ü|cr. Iinrit soll nit dicsenr llrthcile kcincsvcgs z gestiDlDt wcltlen. Aurlcrs als diesc entsrhi|dc[en l.i eunde dcr Sclohstik r theilt der. I.ü0lsichtslose ÄDhönger

tlersc)lcn, Alü, .Stöckl. Dl. nirDnrt irn. dnss nrit (lcnr f,rtde dts ftinlZr]rliel Jahrhrrurlcns '